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"Wir verdrängen niemanden"

Windhoek - Berichte, wonach bereits sieben Milchfarmer ihren Betrieb angesichts der Bedrohung durch die Superfarm aufgegeben hätten, wie Namibia-Dairies-Geschäftsführer Hubertus Hamm eindringlich zurück: "Wir wissen von keinem solchen Fall." Lediglich ein Farmer habe seine Milchkühe verkauft und sich der Fleischproduktion zugewandt. Vielmehr erhofft sich Hamm, dass die lokalen Milchproduzenten, unabhängig ob kommunal oder kommerziell, mit Namibia Dairies zusammenarbeiten - zu beiderseitigen Nutzen: "Wir brauchen jeden Tropfen Milch, den wir bekommen können. Andererseits können andere Milchfarmer aber auch von der bei uns genutzten modernsten Technologie profitieren und sich anschauen, wie auf Weltklasse-Niveau Milch produziert wird." Er erwarte, dass sich dadurch sogar zukünftig Farmer wieder verstärkt der Milchwirtschaft zuwendeten, so Hamm. Bislang gebe es eine Kooperation mit 18 Produzenten, ein weiterer aus der Region Gobabis sei kürzlich hinzugestoßen. Hamm betonte zudem, dass die Superfarm maximal 50 Prozent der Namibia-Dairies-Produktion liefern werde, was einen ebenso großen Anteil für andere Farmer übriglasse.
Auch Befürchtungen, die !Aimab-Superfarm könne zukünftig den Milchpreis diktieren, wies Hamm zurück. Dieser werde nach wie vor durch Angebot und Nachfrage auf dem Markt bestimmt. "Durch die auf der Superfarm genutzten hochmodernen Maschinen können wir aber die Produktionskosten senken und machen die hiesige Milchindustrie damit wettbewerbsfähiger gegenüber anderen Milchproduzenten." Dadurch könne Namibia Dairies nicht nur 1000 Arbeitsplätze sichern, sondern verfüge auch über Potenzial für weitere Expansion. "Sind wir ehrlich: Mit alter Technologie haben wir zuvor Verluste gemacht. Jetzt können wir dank der Superfarm dazu beitragen, die gesamte Milchindustrie im Land zu retten", so Hamm, der aber zugleich auch betonte, dass die Preisstruktur nicht nur den Produzenten, sondern auch den Verbrauchern gerecht werden müsse.
Den Vorwurf der Verschwendung von Staatsgeldern wies der Namibia-Dairies-Geschäftsführer ebenfalls zurück. In der Frage der Finanzierung der Superfarm sei man an zahlreiche Finanzinstitute in Namibia und Südafrika herangetreten und habe sich schlussendlich für de Angebote der Entwicklungsbank sowie der Agribank entschieden. So nutze man nicht nur namibisches Geld, sondern halte die Margen auch im Land. Mit Hilfe des Geldes von der Entwicklungsbank trage man hinsichtlich Arbeitsplatzgewinnung und Wirtschaftsstabilisierung zudem zur Umsetzung von Vision 2030 bei. Außerdem sei dies ein gutes Beispiel für Zusammenarbeit von Regierung und Privatsektor. Hamm bezifferte die Investition für die Superfarm auf insgesamt 120 Mio. Namibia-Dollar, davon alleine rund 80 Mio. N$ für Bauphase I.
Vor den Medien gab Ingo Stinnes, Leiter für die Abteilung Leistungskompetenz bei Ohlthaver&List, der Muttergesellschaft von Namibia Dairies, eine bebilderte Präsentation über den aktuellen Stand auf der !Aimab-Superfarm nahe Mariental. Derzeit seien 75 bis 80 Prozent von Bauphase I abgeschlossen, so Stinnes, man erwarte deren Fertigstellung bis Ende September. Am 21. August werde die offizielle Einweihung durch Präsident Hifikepunye Pohamba vorgenommen. Derzeit melke man bereits rund 1000 Kühe dort in einem Zeitraum von 3,5 Stunden, später sollen es 2000 in etwas mehr als sechs Stunden sein. Laut Hamm produziere man derzeit rund 30000 Liter Milch am Tag, bei voller Auslastung sollen es 60000 Liter werden.
Stinnes hob besonders die hochmoderne Rotations-Melkanlage hervor, die, von einer israelischen Firma geliefert, zu den größten im südlichen Afrika zähle und nicht nur ermögliche, die Kühe während des Melkens individuell zu füttern, sondern auch mittels eines Hufchips zu überwachen und Daten über Gesundheitszustand und Aktivität zu speichern. Eine Tierärztin sei rund um die Uhr vor Ort.
In vier ebenfalls technisch ausgefeilten und angelegten Stallungen biete die Superfarm nach Fertigstellung Platz für insgesamt 1600 Kühe, zudem verfüge sie über ein Geburtsgebäude und spezielle Stallungen für neugeborene Kälber und Jungtiere, moderne 32000-Liter-Milchtanks, ein eigenes Wasseraufbereitungsreservoir, eine eigene Futter-Misch-Einrichtung sowie Futtersilos, die nicht nur von Namibia Dairies, sondern nach Angaben von Stinnes auch von Farmern aus der Hardap-Region beliefert werden. Laut Hamm plane man zudem die Errichtung einer eigenen Biogasanlage, in der die Ausscheidungen der Kühe nicht nur in genanntes Gas, sondern auch in Dünger umgewandelt werden sollen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-29

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