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Wir waren auch mal weg (Teil 6)

Pilgern auf einem Teil des spanischen Jakobsweges
Wiebke Schmidt
Bald sahen wir das Örtchen Azofra vor uns und frühstückten dort in einem kleinen Restaurant, das auch schon von anderen Pilgern besucht war. Uns fielen wieder mal die vielen „zu verkaufen“ -Schilder an Häusern in den kleinen Ortschaften auf. Andere Häuser waren sehr gepflegt mit wunderschönen Fassaden und Blumenkästen an den Fenstern. Der Großteil der Bewohner dieser Orte sind meistens älter, denn wie in den meisten ländlichen Gebieten, zieht es auch die spanische Jugend mehr und mehr in die Großstädte.

Nach einem Kaffee Latte, einem Croissant und frisch gepressten Orangensaft ging es frisch gestärkt einige Kilometer weiter in Richtung Ciruena. Wieder kamen wir an Sonnenblumenfeldern vorbei. Einigen großen Sonnenblumen waren zum Spaß ein paar Kerne entfernt worden, sodass die Köpfe wie große Smileys aussahen. Oben auf der Anhöhe befand sich ein kleiner Stand mit Obst, Getränken und Süßigkeiten. Auf einem Rastplatz waren Bänke zum Ausruhen und ein Brunnen, wo man herrlich kaltes Wasser zapfen konnte.

Nach weiteren schier endlosen Kilometern erreichten wir dann Santo Domingo de la Calzada. Wir hatten uns in dem uralten Zisterzienserkloster eingebucht und wurden am Eingang von einem Mönch freundlich begrüßt.

Dieses Kloster beherbergt merkwürdigerweise einen Hühnerstall. Dazu wird folgende Legende erzählt: Eine Pilgerfamilie aus Xanten übernachtete in einem Wirtshaus in Santo Domingo de la Calzada. Die Wirtstochter fand den Sohn der Familie attraktiv, der - fromm und keusch - ihr eindeutiges Angebot aber zurückwies. Aus Zorn darüber versteckte sie einen Silberbecher in seinem Gepäck. Der Wirt bemerkte am Folgetag den Verlust und schickte die Stadtbüttel aus, die auch schnell fanden, was sie suchten. Der junge Mann wurde nach kurzem Prozess aufgehängt und die Eltern zogen traurigen Herzens weiter nach Santiago. Auf dem Rückweg kamen sie wieder an der Richtstatt vorbei, wo sie von ihrem Sohn angesprochen wurden. Er sei gar nicht tot, weil ihn der hl. Jakobus gehalten habe. Die Eltern liefen daraufhin zum Richter, der vor einem Teller gebratener Hühner saß, und berichteten das Vorgefallene. Der Richter antwortete, dass ihr Sohn so tot sei wie die beiden Hühner vor ihm, worauf diese sich erhoben und davonflatterten. Nun wurde der Sohn ab- und die Wirtstochter aufgehängt und die Familie zog weiter nach Hause.

Unser 4-Bett Zimmer teilten wir mit einer Kanadierin, die den ganzen spanischen Jakobsweg und danach auch noch den portugiesischen Jakobsweg laufen wollte. Und wieder einmal erschienen am späten Nachmittag die Bettenklauer in unserer Herberge. Gut, das sie diesmal in einem anderen Zimmer schliefen, so gab es wenigstens keinen Kampf um das Fenster, was selbstverständlich die ganze Nacht offen blieb.

14.September. Wir gönnten uns ein Frühstück im gleichen Restaurant wie am Abend zuvor und liefen von da aus dann los. Es war recht schwül. Der Weg führte wieder durch kleinere Ortschaften und an Sonnenblumen- und Bohnenfeldern vorbei. Auf den abgemähten und manchmal sehr steinigen Feldern war nicht ein einziges Rind zu sehen. Ein Bauer erklärte uns, dass die Rinder noch bis zum Winteranfang in den Bergen weiden würden. Aus einigen Scheunen hörte man Schweine grunzen. Ob diese Schweine je mal das Sonnenlicht sehen und an die frische Luft kommen? Wir liefen weiter, bis wir zu unserer nächsten Herberge, San Luis de Francia, die etwas abgelegen am Ortsanfang von Villamajor kamen. Dort wurden wir von einer netten jungen Koreanerin empfangen. Wir hatten wieder mal ein Zimmer für uns und genossen den gepflegten Garten bevor wir uns die winzige Ortschaft anschauten und in einem kleinen Landhotel mit recht unfreundlicher Bedienung Kaffee und einen Pudding bestellten.

Dann kehrten wir zur Herberge zurück ... und wer war dort in der Zwischenzeit auch angekommen? Die Bettenklauer! Die Koreanerin spielte nach einer Weile wieder auf ihrer Okarina. Zum Abendessen in der Herberge gab es zwei mausetot gebratene Schweinechops mit Beilagen. Wir waren aber hungrig und aßen alles bis auf den letzten Rest.

15. September: Nach einer unruhigen Nacht standen wir kurz nach sechs Uhr auf und packten unsere Rucksäcke. Nach dem Frühstück zogen wir los. Wieder ging es durch Sonnenblumen-und Gemüsefelder und Weinberge. Gegen Mittag nieselte es leicht und ein Gewitter zog auf. Gott sei Dank erreichtees uns nicht, sondern drehte vorher ab. Wir kamen durch kleinere Ortschaften und gönnten uns einen frischen Orangensaft in einem Café. In einer kleinen Kapelle war anstatt der üblichen Jesusfigur ein Heiliger mit einem Hund dargestellt. Es handelt sich dabei um den heiligen Rochus, Schutzheiliger gegen die Pest. Wie die Legende erzählt, soll es sich dabei um den hl. Rochus handeln, einen französischen Adligen, der auf seinen Titel verzichtete, sein gesamtes Vermögen an die Armen der Stadt Montpellier verschenkte und sich auf Pilgerreise nach Rom machte. Unterwegs heilte er durch bloße Hinwendung und Gebet mit Kreuzzeichen viele Pestkranke. Auf der Rückreise von Rom in die Heimat erkrankte er unterwegs in Piacenza selbst an der Pest. Trotz dass er so vielen geholfen hatte, wurde er in keinem Spital geduldet. So zog er sich in eine Waldhütte zurück um zu Sterben. Der Hund eines benachbarten Edelmanns brachte ihm täglich frisches Brot. Mit fortschreitender Zeit wurde er gesund, und als er sich kräftig genug fühlte, setzte er seinen Weg in die Heimat fort.

Nach kurzer Pause bei der Rochus-Kapelle, ging es weiter bis nach Villafranca Montes de Oca, wo sich unsere Herberge in dem Nebengebäude eines Hotels befand. Es gab mehrere Schlafsäle. Zum Glück wurde uns ein Zehnbett-Schlafsaal zugeteilt. In den anderen Schlafsälen befanden bis zu 30 Betten. Ein Brite hatte das Bett am Fenster belegt, der ganz und gar nichts dagegen hatte, dieses über Nacht offen zu lassen. Super! Deshalb schliefen wir auch alle recht gut. Ja, und in einem der anderen Schlafsäle - wie kann es anders sein - waren die Bettenklauer angekommen und begrüßten uns wie alte Freunde. Die Frau spielte später bei der Kirche wieder auf ihrer Flöte. Inzwischen kannten wir ihr Repertoire, welches, wie es uns erschien, aus insgesamt fünf Liedern bestand.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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