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"Wir wollen auch Kleinunternehmen und arme Bevölkerung erreichen"

A Z: Die KfW-Entwicklungsbank ist seit der Unabhängigkeit Namibias hier aktiv - warum eröffnen Sie erst jetzt ein Büro im Land?

W. Kroh: Wir haben eine Zusammenarbeit mit sicher 100 Ländern, aber nicht in allen Ländern haben wir jemanden vor Ort. Wir haben derzeit 52 Büros weltweit, und in 32 davon sitzen auch Entsandte, das ist eine Person und je nach Größe des Landes und unseres Engagements haben wir dort zwischen 2 und 5 Lokalexperten und eine Sekretärin.

Diese ständige Präsenz vor Ort ist eine Sache, die wir natürlich auch über einen längeren Zeitraum aufbauen und unsere ersten Büros haben wir in Ländern errichtet, in denen wir sehr viel Geschäft oder sehr viel Förderaktivitäten haben. Das waren Kairo, Ägypten und Neu Delhi in Indien, dann China und so allmählich folgen die kleineren Länder. Schließlich ist das eine Entscheidung, die auch Geld kostet. Aber wir denken, dass unserer Hilfe auch wirksamer sein kann, wenn wir eine größere Nähe zu unseren Partnern haben, dass Projekte leichter und schneller umgesetzt werden.

AZ: Eine spezielle Verbindung zwischen Namibia und Deutschland hat mit der Entscheidung also nichts zu tun?

W. Kroh: Eigentlich nicht, vielleicht so ein ganz kleines bisschen... Sagen wir mal so, das deutsche Engagement für Namibia ist gemessen an der Landesgröße relativ groß. Für die Zahl der Einwohner bekommt Namibia recht viel Geld. Ich glaube aber, das Namibia auch eine Chance hat über Zuschüsse hinaus, Darlehen sinnvoll einzusetzen und davon zu profitieren. Auf diese Weise können wir auch das Volumen unserer Zusammenarbeit ausweiten. Nicht weil wir glauben, damit besonders reich zu werden, aber weil wir denken, das dieses eine zusätzliche Option ist um Entwicklung zu unterstützen.

AZ: Welche Projekte sind denn für die Zukunft geplant?

W. Kroh: Seit einer Reihe von Jahren haben wir uns mit Namibia darauf verständigt, im Wesentlichen in den Bereichen Straßenbau und Transport, ländliche Entwicklung und Ressourcenschutz aktiv zu sein. Außerdem wollen wir zur wirtschaftlichen Entwicklung beitragen. Das bedeutet in der Praxis, die Stärkung des Finanzsystems, indem man auch Kleinunternehmen und arme Bevölkerungsschichten zu erreichen versucht.

AZ: Und wie wollen sie die unterstützen?

W. Kroh: Wir beabsichtigten die Gründung einer Mikrobank, an der wir uns beteiligen möchten. Die Vorbereitung läuft schon und ich denke, dass die in diesem Jahr noch zustande kommen wird.

AZ: Sie sagen "beteiligen", wer wird denn noch an der Bank mitwirken?

W. Kroh: Wir machen das nicht allein, sondern gehen davon aus, dass noch andere mit Kapital einsteigen. Das müssen nicht unbedingt staatliche Entwicklungshilfeorganisationen sein. Wir haben eine Reihe von Partnern, die häufig mit uns solche Investments machen, dazu gehört unter anderem die niederländische FMO oder die belgische BIO und wir freuen uns immer, wenn sich auch Geschäftsbanken beteiligen. Aber die sind häufig sehr zurückhaltend, weil wir mit diesen Banken und Bankprodukten Kundengruppen ansprechen, die gemeinhin nicht als "bankable" gelten, also keine Sicherheiten haben.

AZ: Vor allem in Asien sind die Mikrokredite bereits sehr verbreitet und erfolgreich. Wie wird das hier funktionieren?

W. Kroh: Die Bank, an der wir dann beteiligt sind, wird Filialen haben. Da kann man dann hingehen und es wird sich jemand der Bitte annehmen und in einen Dialog einsteigen. Das Ziel ist, sich ein Bild davon zu machen, ob der Betreffende eine gute Geschäftsidee hat, die er umsetzen kann. Kredit sollte man ja möglichst nur Menschen geben, von denen man glaubt, dass sie einen Nutzen davon haben und dass sie ihn zurückzahlen können. Deshalb die relativ intensive Befassung mit der Geschäftsidee. Da wird dann in einfachster Form ein kleiner Businessplan erstellt. Häufig kommen zu uns oder zu den Mikrobanken Menschen, die schon eine kleine Vorgeschichte als Geschäftsleute haben, die einen kleinen Job haben und den erweitern möchten. Handwerker beispielsweise, die sich neues Werkzeug kaufen möchten um ihr Geschäft zu vergrößern. Die Kunden werden dann sehr intensiv begleitet. Das heißt, die Bank wartet nicht nur, ob irgendwann der Kredit beziehungsweise die Zinsen gezahlt werden, sondern besucht den Kunden regelmäßig und berät ihn auch. Das ist eine gewisse Partnerschaft. Die Bank hat schließlich ein großes Interesse, ihn dahin zu bringen, dass er auch zurückzahlen kann.

AZ: Sie sprachen eben die fehlenden Sicherheiten an. Wie geht die Bank damit um?

W. Kroh: Es gibt weltweit verschiedene Ansätze, wie man die mangelnde materielle Sicherheit ersetzen kann. Einige Banken nehmen als symbolische Pfänder irgendwelche Wertgegenstände, die die Leute haben, meinetwegen einen Fernseher oder ein Fahrrad. Obwohl die sehr schwer zu verwerten sind, wenn es darauf ankommt. Andere nutzen Garantien durch Kreditgruppen, also eine Art Gruppenhaftung. Das ist manchmal rechtlich schwierig und auch nicht in jeder Gesellschaft akzeptabel. Wir haben mit all diesen Modellen Erfahrung und eine der Erfahrungen ist, das man immer auch eine Kultur spezifisch adäquate Form finden muss. Es gibt Gesellschaften, die kommen gut mit diesem Gruppensystem zurecht.

Für andere funktioniert das überhaupt nicht, aber in allen Gesellschaften - nach unseren bisherigen Erfahrungen - kann man solche Kleinkreditbanken erfolgreich gründen und auch betreiben.

AZ: Herr Kroh, wir danken für das Gespräch.


Die KfW-Entwicklungsbank
Die KfW-Entwicklungsbank gehört zur KfW-Bankengruppe (früher: Kreditanstalt für Wiederaufbau), eine Anstalt öffentlichen Rechts. Gegründet nach dem zweiten Weltkrieg, war es zunächst ihr Ziel, den Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft zu finanzieren. Das Startkapital stammte vor allem aus Mitteln des Marshallplans. Heute wird das Kapital der KfW-Bankengruppe zu vier Fünfteln von der Bundesrepublik Deutschland und zu einem Fünftel von den Bundesländern gehalten. Die KfW ist vor allem für die Durchführung von Förderprogrammen in Deutschland zuständig, etwa beim Wohnungsbau, Bildungsfinanzierung. Ferner obliegt ihr die Durchführung der finanziellen Zusammenarbeit der Bundesrepublik Deutschland mit Entwicklungsländern. Dabei finanziert die KfW- Entwicklungsbank Investitionen und begleitende Beratungsleistungen. Sie arbeitet im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Ziel der deutschen Entwicklungszusammenarbeit ist es, die wirtschaftliche und soziale Lage der Menschen in den Entwicklungsländern zu verbessern. Eines der wichtigsten Instrumente, die die Bundesregierung dafür einsetzt, ist die finanzielle Zusammenarbeit. Das heißt: Investitionen in die Infrastruktur, in Finanzsysteme und Umweltschutz und der Aufbau von leistungsfähigen Finanzsystemen. Nicht Einzelprojekte mit lokal begrenzter Wirkung sind Ziel ihrer Fördertätigkeit, sondern beseitigen von strukturellen Hemmnissen und einleiten einer wirtschaftlich tragfähigen und sozial gerechten Entwicklung.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-28

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