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Wissen, wie sich die Welt dreht

Sie kennen das wahrscheinlich: Man sitzt beim Zelten abends im Freien und bewundert den Sternenhimmel. Doch zu mehr als andächtigem Staunen reicht das Wissen einfach nicht aus. Das Kreuz des Südens kennt man, und dann noch das Sternbild des Skorpions und den Orion, aber das wars dann meistens auch schon.

Dabei haben wir in Namibia das Glück, durch unsere Nähe zum Äquator das Zentrum der Milchstraße an Winterabenden fast im Zenith, das heißt fast direkt über unseren Köpfen sehen zu können. Die Ekliptik - das ist die scheinbare Umlaufbahn der Sonne und gleichzeitig auch der Planeten und der zwölf Tierkreiszeichen - liegt bei uns vergleichsweise hoch am Himmel: ein Umstand, der es uns ermöglicht, die Hälfte der Tierkreiszeichen zur gleichen Zeit am Nachthimmel zu sehen. Im Laufe einer langen Winternacht können wir alle zwölf dieser Sternbilder, die Astrologen zufolge Einfluss auf den menschlichen Charakter haben, bei ihrer scheinbaren Wanderung um die Erde beobachten. In Europa dagegen liegt die Ekliptik sehr viel tiefer am Horizont.


Um den Sternenhimmel Namibias kennen zu lernen, fanden sich in der vergangenen Woche rund 15 Personen bei einem Astronomiekurs in Windhoek ein. Der Kurs wurde von der Namibia Tourism and Hospitality Association (NATH) angeboten und ist eigentlich als Ausbildung für Touristenführer gedacht. Die Seminare der NATH werden jedoch immer beliebter als Erwachsenenbildung, so dass auch viele Leute (ein Großteil davon Deutschsprachige) die Kurse besuchen, ohne auf das Zeugnis für Touristenführer angewiesen zu sein.


Das Seminar, das an vier aufeinanderfolgenden Abenden stattfindet, ist ein kompakter Crashkurs über die Astronomie, zu dem keinerlei Vorkenntnisse erforderlich sind. Seminarleiter Helmut zur Strassen beginnt dort, wo alles angefangen hat: Bei dem so genannten Big Bang, der großen Explosion, mit der Wissenschaftlern zufolge die Entstehung des Universums begonnen hat. Wenn man erst einmal begriffen hat, wie sich die Galaxien geformt haben, wie unser Sonnensystem mit seinen neun Planeten entstanden ist und wie sich im sprichwörtlichen Sinne die Welt dreht, dann ist das schon die halbe Miete. Die Praxis folgt anschließend auf der Cuno Hoffmeister Gedächtnis Sternwarte südlich von Windhoek.


Dort hilft Sonja Itting-Enke den Seminarteilnehmern, sich am Nachthimmel orientieren zu lernen - mit und ohne Teleskop. Die 72-jährige Hobbyastronomin führt regelmäßig Schulklassen auf ihre Sternwarte. Entsprechend leicht verständlich ist dadurch auch ihre Einführung in den Sternenhimmel für Erwachsene. Im Sternbild des Schützen, erklärt Itting-Enke, sieht sie die Form einer Teekanne. Bootes, den Bärenhüter, kann man sich besser merken, wenn man in der Sternkonstellation das Bild einer Krawatte erkennt.


Mit solchen und anderen Eselsbrücken machen Itting-Enke und zur Strassen das Buch mit sieben Siegeln, das die Astronomie vorher für die meisten Seminarteilnehmer war, zugänglich. Die beiden Kursleiter vermitteln ihr Wissen über die Sterne mit so viel Begeisterung und Ehrfurcht, dass es ansteckend wirken muss.


Kein Wunder also, dass Itting-Enke oft noch lange nach Abschluss des Seminars auf ihrer Sternwarte Besuch von Kursteilnehmern bekommt. "Wer einmal ein solches Seminar bei der NATH gemacht hat, ist bei mir immer willkommen", sagt Itting-Enke. Die Hobbyastronomin weiß: Der viertägige Kurs ist nur der Anfang. Ist erst einmal das Interesse für die Wunder des Weltraums geweckt, entsteht das Bedürfnis nach detaillierterem Wissen.


Der nächste Astronomiekurs bei der NATH findet voraussichtlich im Februar oder März 2003 statt. Bis dato kostet das Seminar N$ 360 inklusive Unterlagenmaterial und Sternkarten. Informationen erteilt die NATH unter Tel. (061) 259288.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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