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Wissenschaft, die Wissen schafft
Wissenschaft, die Wissen schafft

Wissenschaft, die Wissen schafft

Stefan Fischer
Am 3. April 1898 zogen die Großeltern in das neue Haus, das noch schneller fertig geworden war, als man es sich beim Eintreffen in Okombahe gedacht hatte. Als dann am 9. September 1898 die kleine Elizabeth geboren wurde, war das Glück vollkommen. Als frisch gebackener und auch stolzer Vater war sich Großvater der Verantwortung seiner kleinen Familie gegenüber sehr bewusst. Galt es doch, die junge Frau und das Kleinkind vor all der Unbill der Natur und auch den Menschen zu beschützen. So waren gerade zu Anfang 1898 die Swartboois in Fransfontein auf Konfrontation mit der schwachen Schutztruppe gegangen. Außerdem hatten die verschiedenen Stämme, besonders aber die Herero, duch die Rinderpest einen Großteil ihres Viehbestands verloren. Sie waren daher verarmt, mit sich und der Welt unzufrieden und ließen ihre Frust sehr schnell an den Nächstbesten aus, meist einem Farmer oder Händler. Ein kleiner Funke genügte oft, um eine Provokation zu verursachen.

Nach den großen Anstrengungen der letzten Monate gingen Haushalt, Garten und Farmerei ihren geordneten Gang. Doch musste Handel getrieben werden, um ein zusätzliches Einkommen zu garantieren. Dabei mussten die Routen sorgfältig geplant werden, so dass man die Gebiete umging, in denen die Stimmung den Weißen gegenüber nicht zum Besten stand.

Eine dieser Handelsrouten wurde nach Sesfontein geplant, das hauptsächlich von Damara unter „Kapitän“ Cornelius Goreseb besiedelt wurde. Auch traf man dort einige Herero, vorwiegend Ovahimba, die aus dem Kaokoveld stammten. Man baute dort ein massives Stationsgebäude, das 1902 zum Fort Sesfontein ausgebaut wurde.

Die Schutztruppler waren natürlich besonders beliebte Abnehmer von Handelswaren, da sie doch sehr von der Außenwelt abgeschnitten waren. Die Damara waren friedlich und Sesfontein nicht weit von Okombahe entfernt. Als Großvater mit dem Ochsenwagen dort eintraf, verursachte dieser große Aufregung und alles scharte sich drum herum. Großvater erbat sich vom Kapitän die Erlaubnis, dort zu kampieren, seine Ochsen zu tränken und auf Weide schicken zu dürfen. Als alles vorbereitet war, überreichte er Kapitän Cornelius als Gastgeschenk eine der länglichen, in seinem Garten in Okombahe gezogenen Süßmelonen. Der Kapitän hatte so etwas noch nie gesehen und fragte, was er damit machen sollte. Großvater nahm sein Taschenmesser, schnitt eine Scheibe von der Melone ab und steckte sie Cornelius in den Mund. Dem fielen fast die Augen raus, vornehmlich wohl, weil die Scheibe etwas groß geraten war, aber auch weil sie so süß schmeckte. Nachdem er nun die Scheibe heruntergeschluckt hatte und wieder sprechen konnte, schickte er all seine Gefolgsleute weg, da er den Rest der Melone selbst essen wollte.

Als der Erzähler 2009 in Fort Sesfontein übernachtete, sprach es sich sehr schnell herum, dass da ein Weißer gekommen war, der die Damarasprache genauso fließend wie sie selbst sprach. Dieses Wunderding musste der neue Kapitän von Sesfontein, Gaobeb Jeremias, unbedingt in Augenschein nehmen. Man traf sich und, oh Wunder, Jeremias kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Seine Großmutter hatte ihm auch von der Geschichte mit der Süßmelone erzählt. Laut Jeremias hatte man die Saat der damaligen Süßmelone immer wieder Jahr für Jahr gepflanzt und erntete immer noch diese Süßmelone.

So ging das Leben auf Okombahe weiter, mal besser mal schlechter. Anfang 1901 konnte man das schon vor Jahren beantragte, an das Damaragebiet angrenzende Farmland kaufen. Für Großmutter, die das Tagebuch führte, war das Drum und Dran um den Kauf nicht so wichtig. Wir wissen nur, dass es zwei Farmen waren, insgesamt 18200 ha groß. Hererohäuptling Michael aus Omaruru beanspruchte das Land westlich von Omaruru, einschließlich Okombahe als das seinige; er soll Okombahe und alles westlich davon liegende Land freudlicherweise an die Damara abgetreten haben. Inzwischen war er durch die die Rinderpest verursachten Viehverluste verarmt und die Händler drückten ihn wegen der ausstehenden Schulden. So ist es naheliegend, dass Großvater von ihm das Land gekauf hat. Viele Jahre später stießen wir beim Durchgehen der Gerichtsakten in Omaruru, wo Großvater ein „guter Kunde“ war, auf Protokolle eines Gerichtsverfahrens, wobei es um den Wert der von Großvater an den Hererohäuptling gelieferten Ochsen ging. Ein weiterer Indiz dafür, dass Häuptling Michael der Verkäufer war.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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