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Wissenschaft, die Wissen schafft
Wissenschaft, die Wissen schafft

Wissenschaft, die Wissen schafft

Stefan Fischer
Einmal im Jahr - kurz vor dem Winter - kam der kleine Viehaufkäufer, „Abie Abrahamson“ aus Windhoek nach „Alexeck“, um Schlachtochsen zu kaufen. Er kannte die Farmersfrau schon seit mehreren Jahren und wusste inzwischen, dass diese keinen Scheck als Zahlung für ihre 4- bis 5-jährigen Ochsen annehmen würde, sondern nur Bargeld.

Auf dem Weg zur Farm musste Abrahamson über Gobabis fahren, hob bei der Bank das nötige „Kleingeld“ ab und begab sich anschließend auf die Farm. Obwohl abgeschieden und wenig Kontakt mit der Außenwelt, hatte die Farmbesitzerin aber eine feste Vorstellung davon, was ihre großen Ochsen wert waren und wie viel sie dafür bekommen müsste. Es wurde deshalb auch nicht lange gehandelt, „Abie“ wusste, dass dies zwecklos war, und sie waren sich deshalb bald handelseinig. Die Farmerin bekam ihr Geld und Abrahamson musste nun dafür sorgen, dass er seine 100 - 150 großen Schlachtochsen, zusammen mit einigen, alten, „ausrangierten“ Kühen so bald wie möglich von der Farm bekam.

Zur damaligen Zeit - Anfang der 50er Jahre - gab es noch keine „Viehtransporter“ wie die heutzutage allenthalben bekannten großen Lastwagen, die eigens für den Transport von Lebendvieh gebaut und ausgestattet sind. Folglich mussten die Tiere „auf dem Huf“, d.h. oftmals in tagelangen Fußmärschen, zum Bestimmungsort getrieben werden. Man nannte dies „trecken“ (ziehen) oder einen „Viehtreck“ (Zug). Die Tiere, Rinder, Kleinvieh oder Einhufer, „treckten“ dann, in geschlossener Gruppe langsam in die Richtung des Endzieles. Es wurde damals, als noch wenig eingezäunt war, nicht immer entlang einer Pad (Weg) getreckt, sondern nach im Voraus geplanter „Marschroute“. An gewissen Abschnitten ging es deshalb quer durchs Gelände. Wo genügend Weide entlang der Route war, wurde so langsam getreckt, dass die Tiere während des Laufens noch genügend Futter zu sich nehmen konnten.

Bevor jedoch solche Ochsentrecks auf Pad geschickt werden konnten, mussten gewisse Maßnahmen und Formalitäten beachtet und befolgt werden. Das erste und wichtigste Dokument war der Kaufvertrag, der den legalen Übergang der gekauften Tiere vom Farmer auf den Käufer bescheinigte. Zusätzlich wurde ein vom Veterinäramt ausgestelltes Treck-Permit benötigt, das dem Käufer erlaubte, die Tiere von einem Verwaltungsbezirk in den anderen zu treiben. Eine Vorsichtsmaßnahme, die zur Bekämpfung und Kontrolle gegen Verschleppung von ansteckenden Viehkrankheiten oder Seuchen notwendig war.

Um die gekauften Tiere leicht erkennbar zu machen, sollten sie während des Trecks einmal mit anderen Tieren durcheinander geraten, wurden die Schwanzhaare abgeschnitten, so welche vorhanden, und - in späteren Jahren - alle Tiere mit einem deutlich sichtbaren Farbklecks auf der Kruppe versehen. Waren die Schlachttiere für die Fleischlieferungen an Minen in Südafrika bestimmt, wurden sie, von etlichen, speziell hierfür angeheuerten, berittenen Viehtreibern begleitet, quer durch die Kalahari zu den großen Schlachthöfen in Lobatsi/Botswana getrieben. Von hier aus wurden die Goldminen in Johannesburg oder die Diamantmine in Kimberley mit Fleisch beliefert.

Die Ochsentrecks durch die Kalahari dauerten etliche Wochen und waren keineswegs ohne Risiken oder Gefahren. Waren die Weideverhältnisse, aber noch wichtiger die Wasserversorgung entlang der vorgesehenen Marschroute sicher, taten sich mehrere Trecks zusammen, so dass ein Ochsentreck manchmal aus 300 bis 400 Tieren bestand. In der Umgebung der heutigen Siedlung Ghanzie lebten damals etliche Buren, vermutlich zurückgebliebene Dorslandtrecker, die aus irgendeinem Grunde der großen Gruppe nicht mehr folgen konnten, dann dort hängen geblieben waren und sich schließlich angesiedelt hatten. Es war eine ausgesprochen gute Viehgegend und einige Farmer hatten es schon zu einem beachtlichen Viehbestand gebracht. Einer der bekanntesten Personen unter ihnen war ein gewisser Farmer Lewis, von dem es hieß, dass er über 3000 Rinder besäße. Diese Farmer belieferten auch die Fleischfabriken in Lobatsi, da dies ihr nächster und günstigster Absatzmarkt war. Verwaltungsmäßig fiel diese Gemeinschaft unter Betchuanaland, Botswana, war aber, was Einkauf und Bankgeschäfte betraf, mehr nach Gobabis orientiert, da es der nächstgelegene, größere Ort war.

Der Weg zwischen Ghanzie und Gobabis bestand damals lediglich aus zwei Spuren im losen Kalaharisand. Wo immer die Pad über eine der vielen Dünen führte, liefen zwei Fahrbahnen nebeneinander und die ungeschriebene Verkehrsregel für diese Gegend war: „Hou links“, „Keep left“, da ein Ausweichen vor einem entgegenkommenden Fahrzeug auf einer Düne nicht ohne fatale Folgen möglich war. Aus diesem Grunde galt in der Kalahari beim Überqueren von Dünen stets diese Regel. Man benutzte also, wo zwei Spuren parallel nebeneinander liefen, beim Überqueren einer Düne immer die linke Fahrbahn. Wurde diese Regel nicht beachtet und befolgt, blieb das ausscherende Fahrzeug unweigerlich im Sand stecken und musste, hatte der unerfahrene Fahrer sich obendrein noch durch den zwecklosen Versuch, mit eigener Kraft aus dem Sand zu kommen, eingegraben, ausgebuddelt werden.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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