Wissenschaft, die Wissen schafft
Aus dem Fundus der Sam-Cohen-Bibliothek der Wissenschaftlichen Gesellschaft Swakopmund, heute: „Mit der Eisenbahn 1899 von Jakalswater nach Swakopmund“; erschienen in „Nachrichten“ (Heft 2/06), niedergeschrieben von Max Corleis, aufbereitet von Hartmut Fahrbach und ausgesucht von François Hartz (1/3).
Nachstehender Reisebericht in Auszügen ist den Erinnerungen Max Corleis’, erster Farmer auf Tsaobis im Bezirk Otjimbingwe, entnommen. Er wurde dankenswerterweise von seiner in Swakopmund lebenden Enkelin Hilde List zur Verfügung gestellt und von Hartmut Fahrbach kommentiert.
Die Staatsbahn war die erste Eisenbahnverbindung zwischen Swakopmund und Windhoek. Die Bauzeit für die 382 Kilometer lange Strecke belief sich auf fast 5 Jahre. Ursprünglich war nur eine Bahnstrecke durch die Wüste geplant – ausgehend von Swakopmund bis Jakalswater – um mit möglichst geringen Kosten so schnell wie möglich eine Verbindung von der Küste ins Landesinnere herzustellen und um sich keine Sorgen mehr machen zu müssen wegen Wasser- und Weideproblemen für die Ochsenwagengespanne. Der Ausbruch der Rinderpest und das damit verbundene große Sterben der Zugochsen machte den Eisenbahnbau dann aber bis Windhoek notwendig.
Am 11. April 1899 wurde die Strecke Swakopmund – Jakalswater für den Personen- und Frachtverkehr in Betrieb genommen und noch im selben Jahr machten sich Max Corleis, seine Frau Rosa und seine Tochter Else von ihrer Farm Tsaobis aus auf in Richtung Swakopmund. Zunächst ging es mit der Pferdekarre nach Salem am Swakoprivier, um dort, auf dem Weg nach Jakalswater, der ersten Bahnstation, zu übernachten.
„Auf Salem fanden wir zu unserer Überraschung im Blechstore der Deutschen Kolonialgesellschaft für Südwest-Afrika eine Telephon vor. Wenn mir einer gesagt hätte, als ich Tsaobis kaufte, dass in einigen Jahren Swakopmund mit Deutschland Kabelanschluss und Salem mit Swakopmund Telephonverbindung haben würde, ich also nur 70 km zu reiten brauchte, um ein Telegram nach Hannover aufgeben zu können, dann hätte ich den Betreffenden für einen Phantasten gehalten.
Der Storepächter und Wirt auf Salem hatte eine drastische Art, seine Gäste zu wecken, wenn sie vor Tag reiten wollten. Sobald sein Wecker rasselte, griff er nach einem Revolver am Bett und feuerte zwei Schüsse in die Luft, wie die vielen Einschüsse in der Decke bewiesen. Dann legte er sich beruhigt auf die andere Seite und überließ alles weitere seiner englischen Hausdame.
Im Morgengrauen ging es weiter nach Jakalswater. Der Zug stand schon zur Abfahrt bereit. Unsere Koffer ließen wir in den Personenwagen bringen, der sich nur von den anderen Güterwagen dadurch unterschied, daß man über Stangen ein Segel als Schattendach gezogen und eine einfache Bank hineingestellt hatte.
Unter Stoßen und lautem Geknatter sausten wir über die endlose Fläche dahin. Nach einiger Zeit erreichten wir die erste Haltestelle Pforte. Diese bestand aus einem winzigen hölzernen Streckenwärterhäuschen, daneben zwei Pontoks, einem großen Steinkohlehaufen und einem Wasserfaß.
Nach einer kleinen Unterbrechung ging die Fahrt weiter ins Herz der Namib. Die Fahrt begann langweilig zu werden, drei Mitreisende fingen an, auf einer Kiste Skat zu kloppen. Man saß im Schatten des Segels und durch die schnelle Fahrt wurde man von einem scharfen Luftzuge gekühlt.
Nur einmal sahen wir ganz weit außer Schußweite einige flüchtende Strauße, eine Seltenheit, denn durch den Bahnbau war das Wild hier nicht nur vergrämt, sondern sogar fast ausgerottet. Ganz zwecklos knallte auch diesmal der Bremser, der zu diesem Zweck immer sein Gewehr bei sich hatte, den flüchtigen Riesenvögeln nach.“
Nachstehender Reisebericht in Auszügen ist den Erinnerungen Max Corleis’, erster Farmer auf Tsaobis im Bezirk Otjimbingwe, entnommen. Er wurde dankenswerterweise von seiner in Swakopmund lebenden Enkelin Hilde List zur Verfügung gestellt und von Hartmut Fahrbach kommentiert.
Die Staatsbahn war die erste Eisenbahnverbindung zwischen Swakopmund und Windhoek. Die Bauzeit für die 382 Kilometer lange Strecke belief sich auf fast 5 Jahre. Ursprünglich war nur eine Bahnstrecke durch die Wüste geplant – ausgehend von Swakopmund bis Jakalswater – um mit möglichst geringen Kosten so schnell wie möglich eine Verbindung von der Küste ins Landesinnere herzustellen und um sich keine Sorgen mehr machen zu müssen wegen Wasser- und Weideproblemen für die Ochsenwagengespanne. Der Ausbruch der Rinderpest und das damit verbundene große Sterben der Zugochsen machte den Eisenbahnbau dann aber bis Windhoek notwendig.
Am 11. April 1899 wurde die Strecke Swakopmund – Jakalswater für den Personen- und Frachtverkehr in Betrieb genommen und noch im selben Jahr machten sich Max Corleis, seine Frau Rosa und seine Tochter Else von ihrer Farm Tsaobis aus auf in Richtung Swakopmund. Zunächst ging es mit der Pferdekarre nach Salem am Swakoprivier, um dort, auf dem Weg nach Jakalswater, der ersten Bahnstation, zu übernachten.
„Auf Salem fanden wir zu unserer Überraschung im Blechstore der Deutschen Kolonialgesellschaft für Südwest-Afrika eine Telephon vor. Wenn mir einer gesagt hätte, als ich Tsaobis kaufte, dass in einigen Jahren Swakopmund mit Deutschland Kabelanschluss und Salem mit Swakopmund Telephonverbindung haben würde, ich also nur 70 km zu reiten brauchte, um ein Telegram nach Hannover aufgeben zu können, dann hätte ich den Betreffenden für einen Phantasten gehalten.
Der Storepächter und Wirt auf Salem hatte eine drastische Art, seine Gäste zu wecken, wenn sie vor Tag reiten wollten. Sobald sein Wecker rasselte, griff er nach einem Revolver am Bett und feuerte zwei Schüsse in die Luft, wie die vielen Einschüsse in der Decke bewiesen. Dann legte er sich beruhigt auf die andere Seite und überließ alles weitere seiner englischen Hausdame.
Im Morgengrauen ging es weiter nach Jakalswater. Der Zug stand schon zur Abfahrt bereit. Unsere Koffer ließen wir in den Personenwagen bringen, der sich nur von den anderen Güterwagen dadurch unterschied, daß man über Stangen ein Segel als Schattendach gezogen und eine einfache Bank hineingestellt hatte.
Unter Stoßen und lautem Geknatter sausten wir über die endlose Fläche dahin. Nach einiger Zeit erreichten wir die erste Haltestelle Pforte. Diese bestand aus einem winzigen hölzernen Streckenwärterhäuschen, daneben zwei Pontoks, einem großen Steinkohlehaufen und einem Wasserfaß.
Nach einer kleinen Unterbrechung ging die Fahrt weiter ins Herz der Namib. Die Fahrt begann langweilig zu werden, drei Mitreisende fingen an, auf einer Kiste Skat zu kloppen. Man saß im Schatten des Segels und durch die schnelle Fahrt wurde man von einem scharfen Luftzuge gekühlt.
Nur einmal sahen wir ganz weit außer Schußweite einige flüchtende Strauße, eine Seltenheit, denn durch den Bahnbau war das Wild hier nicht nur vergrämt, sondern sogar fast ausgerottet. Ganz zwecklos knallte auch diesmal der Bremser, der zu diesem Zweck immer sein Gewehr bei sich hatte, den flüchtigen Riesenvögeln nach.“
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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