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Wissenschaft, die Wissen schafft
Wissenschaft, die Wissen schafft

Wissenschaft, die Wissen schafft

Stefan Fischer
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte der Geologe Georg Julius Ernst Gürich Felszeichnungen, obwohl er sich eigentlich in ganz anderer Mission im Lande aufhielt. Im 19. Jahrhundert stand die Erforschung der Felsmalereien und anderer archäologischer Hinterlassenschaften auf dem Gebiet des heutigen Namibia noch nicht auf der Tagesordnung. Die Aufzeichnung und Beschreibung derartiger Fundstellen erfolgte, wenn überhaupt, ohne ein besonders ausgeprägtes wissenschaftliches Interesse, sondern eher nebenbei – zum Beispiel auf der Suche nach Gold.

Der Geologe Georg Julius Ernst Gürich, geboren am 25. September 1859 in Oberschlesien, hatte in Breslau studiert und war bis 1891 an der dortigen Universität als Privatdozent für Geologie tätig. In diese Zeit fällt seine Expedition ins damalige Deutsch-Südwestafrika. Gürich reiste von Mai 1888 bis Januar 1889 in spezieller Mission. Im Auftrag des „Südwest-afrikanischen Goldsyndikats“ sollte er vermeintliche Goldvorkommen erkunden und diese bewerten. Um es vorweg zu nehmen: Die Goldvorkommen bestätigten sich nicht. Dennoch publizierte Gürich als abschließenden Report seiner Reise 1895 unter dem Titel „Deutsch Südwest-Afrika. Reisebilder und Skizzen aus den Jahren 1888 und 1889 mit einer Original-Routenkarte“ einen mehr als 200 Seiten starken Beitrag im Band 10 der „Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in Hamburg 1891-92“.

Sein Aufsatz erhält viele Informationen zur Physiognomie des Landes, zu den geologischen Verhältnissen, zu Klima, Wasser- und Verkehrsmöglichkeiten. Er beschreibt die Alltagskultur der einheimischen Bevölkerung und gibt Beobachtungen zur Planzen- und Tierwelt wider. Besonders seine beigefügten Karten erhalten viele Details, die interessante landeskundliche Aspekte betreffen und unter anderem auch auf Felsmalereien oder „Buschmannzeichnungen“, wie Gürich sie nennt, Bezug nehmen.

Den Anlass für Gürichs Reise bildete eine sonderbare Meldung. Im Jahr 1886 war in Witwatersrand/Transvaal Gold gefunden worden und schon seit längerem war nun zu hören, dass auch in Südwestafrika Gold vorhanden sei. Allerdings hatten ausgesandte Expeditionen trotz aller Mühe bislang nichts aufspüren können. Da wandten sich fünf australische Goldsucher an die Kolonialgesellschaft und baten um Erlaubnis, auf eigene Kosten schürfen zu dürfen. Schon sehr bald schlugen sie im Flussbett des Swakop ein goldhaltiges Quarzriff an und auch an anderen Stellen wollten sie, den Gerüchten zufolge, fündig geworden sein. Die Neuigkeiten verbreiteten sich wie ein Lauffeuer, worauf ein regelrechtes Goldfieber einsetzte und ein bedeutender Andrang nach dem Schutzgebiet begann. Aus den Kreisen der Kolonialgesellschaft bildete sich bald darauf das „Südwestafrikanische Gold-Syndikat“. Dieses Syndikat entsandte eilig Ende März 1888 eine bergmännische Expedition von Berlin nach Südwestafrika, deren Leitung dem Geologen Dr. Georg Gürich oblag.

Gürich sollte Nachrichten über Edelstein und Edelmetallvorkommen ermitteln. Von Walfischbucht aus zog er mit seinem Erkundungsteam los, zunächst in Richtung Rehoboth, dann weiter nach Norden zum Erongo und ins Kaokoveld. Die Route lässt sich gut verfolgen, sowohl in der textlichen Abhandlung als auch auf der sorgsam gezeichneten Karte, die durch ihre zahlreichen, ergänzenden und bildhaften Bemerkungen heute wie eine Momentaufnahme des Reiseverlaufs wirkt. Der Fokus lag damals natürlich auf den mineralischen Vorkommen, aber auch Auffälligkeiten im Landschaftsrelief wie markante Erhöhungen oder ausgedehnte Ebenen, auffällige Termitenhügel, Anabäume, Vorkommen der Welwitschia, beobachtete Tiere, auch wichtige Siedlungsanwesen wie „Manasses Werft“ oder denkwürdige Orte wie „Karews Grab“ oder – und dies sei hier von Interesse – Felsbildvorkommen wurden von Gürich kartiert.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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