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Wissenschaft, die Wissen schafft
Wissenschaft, die Wissen schafft

Wissenschaft, die Wissen schafft

Stefan Fischer
Seit vielen Jahre ist es mir eine liebe Gewohnheit geworden, an den Ostertagen zur Feier des Frühlingsfestes den Osterspaziergang in Goethes Faust zu lesen. Und wenn auch das Wetter draußen nicht ganz ensprechend war, so bedurfte es nur dieses Anstoßes, um den Frühling nicht nur im Herzen zu finden, sondern auch draußen in Gottes freier Natur. Dann war mir auch bei Schnee und Matsch ein Osterspaziergang reizvoll. Hier muß ich nun leider den Faust entbehren - ich habe ihn nicht mit nach Afrika genommen. Aber einen Osterspaziergang habe ich doch gemacht, und zwar einen eigenartigen: zum Kreuz-Kap.

Dieses Kap, das auf allen mir bekannten Karten nur mit der englischen Bezeichnung bezeichnet ist, liegt etwa 110 km nördlich von Swakopmund. Es gehört mit zu meinem Gerichtsbezirk und ist nicht nur geschichtlich bemerkenswert als der Punkt, der zuerst in geschichtlicher Zeit an dieser unwirtlichen Küste angelaufen wurde, sondern vielmehr noch von Bedeutung ist wegen der Robben, die hier geschlagen werden.

Kreuz-Kap liegt außer aller regelmäßigen Verbindung, und darum bietet sich selten Gelegenheit, diesen merkwürdigen Punkt aufzusuchen. Nun fügte sich’s, daß die Woermann-Linie Auftrag erhielt, Proviant für einen Landmesser, seinen Gehilfen und seine Tiere dort zu löschen. Es waren dort Messungen vorzunehmen. Zu dem Zwecke war ein Landmesser dahin geschickt worden. Dieser sollte den Weg über Land machen, quer durch die Namib. Vor seiner Ankunft mußte aber der nötige Vorrat von Lebensmitteln, besonders Preßfutter, Reis, corned beef, Hafer und vor allem Trinkwasser für Mensch und Tier dahin befördert werden. Wasser gibt es dort nicht, nur eine Wasserstelle mäßigen Wassers etwa 50 km entfernt nach Süden zu.

Die staatliche „Steiermark“ lag auf der Reede, und da sonntags der Ladungsbetrieb hier zu ruhen hat, wurden die Osterfeiertage dazu ausersehen, ohne Zeitverlust das Schiff auf diese Weise nützlich zu beschäftigen.

Meinem Anliegen, mich an der Fahrt beteiligen zu dürfen, kam der Woermann-Linie nach Überwindung einiger technischer Schwierigkeiten, die hauptsächlich in der Platzfrage bestanden, bereitwillig entgegen. So fand ich mich denn also am Ostersonnabend an Bord der „Steiermarkt“ gegen fünf Uhr nachmittags ein. Ich hatte auf diese Weise auch die erwünschte Gelegenheit, einmal an Bord eines Frachtdampfers einige Tage zuzubringen. Ich war nicht der einzige Passagier. Es beteiligten sich noch der hiesige Vorstand des Hafenamtes, das den Proviant verfrachtete, einer der beiden hiesigen Vertreter der „Woermann-Linie“ und endlich der Meßgehilfe an der Fahrt. Platz gab’s wenig für Passagiere, aber uns hatten liebenswürdigerweise einige Offiziere Platz gemacht. Der freundliche, nur äußerlich etwas rauh scheinende Kapitän, war ein vorzüglicher Gesellschafter, der auch auf gute Küche hielt. So waren wir bald heimisch an Bord, ließen uns das Abendessen prächtig munden und das herrlich frische Bier schmecken. Am späten Abend ging das Schiff in See und früh um viertel 6 Uhr kam ich gerade zurecht, als das Schiff vor Anker ging.

Es war windig und frisch. Wir befanden uns in einer flachen seichten Bucht, ziemlich entfernt vom Lande. Dieses erschien als der übliche niedrige, flache, helle Streifen. Nur im Hintergrund, sehr weit entfernt, zeigten sich einige Höhenzüge. Mit dem Fernrohre konnte man einige Buden und Schuppen am Strande erkennen, mehrere Kilometer nordwärts die Reste eines 1885 gestrandeten eisernen Schiffes. Im Süden erschien ein felsiger Vorsprung, einer vorgeschobenen Insel nicht unähnlich, überhöht von einer hohen Holzbake. Die See war nicht besonders günstig - aber das ist sie hier sehr selten. In mehreren Reihen von Brechern brandeten die Wogen, und der Kapitän riet uns darum, noch mit dem Ausbooten zu warten. Mit dem Löschen der Ladung fing man dessen ungeachtet sofort an.

Die Boote wurden heruntergelassen, ebenso die beiden Dampfschaluppen, und dann begann das Ausladen der endlosen Reihe von Wasserfässern, Preßgraswürfeln, Wellblechplatten usw. Von den Schaluppen gezogen, fuhren die Boote bis in die Nähe des Landes, bis dorthin, wo die ersten Brecher ihr Wesen trieben. Dann wurden sie losgemacht und vollends an Land gerudert. Die Ruderer waren mit derartigem Landungsbetrieb wohlvertraute Schwarze aus Monrovia, mit denen man sich in gräßlichem Pidgin-Englisch verständigte.

Nachdem wir - nach dem kräftigen Frühstück - lange diesen Manövern zugesehen hatten, schlug uns nach 9 Uhr der Kapitän vor, an Land zu gehen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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