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Wissenschaft, die Wissen schafft
Wissenschaft, die Wissen schafft

Wissenschaft, die Wissen schafft

Stefan Fischer
Im Archiv der Sam-Cohen-Bibliothek befindet sich unter dem Titel „Bei uns in Südwest“ eine Dokumentation, zusammengestellt von Hildegard Ilberg, der Tochter des Amtsgerichtsrates Fritz Schmidt. Dieser kam Ende 1912 mit 39 Jahren als Kaiserlicher Bezirksrichter nach Swakopmund und fiel zwei Jahre später, am 25. September 1914, im Gefecht von Sandfontein. Seine Reiseberichte, die auszugsweise hier wiedergegeben werden, wurden in Deutschland im „Vogtländischen Anzeiger und Tageblatt“ veröffentlicht und veranschaulichen eindrucksvoll die damaligen Lebensverhältnisse.

Seit einigen Jahren sind die Straßen meist beiderseits mit Bäumen bepflanzt, und zwar mit sog. Kapweiden, einer Pflanze, deren Blätter unserer Weide ähneln, die aber hübsche, kleine weiße Blüten hat, überaus schnell wächst und dabei die denkbar geringsten Ansprüche an Pflege, besonders Wasser, stellt. Diese Kapweiden und eine Art Tamarisken, sog. Zypressen, bilden den Hauptstamm der erst seit wenigen Jahren hier zahlreich angelegten Gärten. Viele unserer heimischen Gartenpflanzen können brackige und salpeterhaltige Wasser nicht vertragen, vor allem nicht Rosen und das ganze Beeren- und Baumobst. Dagegen kommen hier ausgezeichnet alle Sorten Kohl, Radieschen, Rettiche, Artischocken, Tomaten, Gurken; an blühenden Blumen Levkojen, Nelken, Pelagonien, Kresse, Sonnenrosen, Reseda, Schwertlilien und Margeriten vor; besonders auch Araukarien, von denen sich einige herrliche Exemplare hier befinden. Palmen sieht man kaum und nur ganz kleine im Freien, für sie ist es hier an der Küste nicht warm genug.

Von hervortretenden Gebäuden sind zu nennen zunächst das der Stadtverwaltung, das in recht mäßiger, äußerlich aufgefaßter Renaissance gebaut, so gar nicht in seine Umgebung hineinpaßt. Allerdings muß ich zur Ehre der Stadt anführen, daß das Haus nicht zu diesem Zwecke gebaut ist, sondern zunächst ein Hotel war. Umfangreiche Anlagen besitzen die großen Firmen, besonders die Kolonialgesellschaft für S.W.A., die Woermannlinie, die Firma Woermann, Brock & Co. (früher Damara- und Namaque-Gesellschaft), die mit ihrem festungsartigen Turme die Mitte der Stadt beherrscht, so wie der Leuchtturm den nördlichen Teil.

Dann ist anzuführen die hübsche evangelische Kirche und die große Post, weiter das Kaiserliche Bezirksamt mit netten Anlagen davor und einem Denkmal für die im Lande gefallenen Seesoldaten. Etwas abgelegener ist das Bezirksgericht, und noch entfernter liegen die nach altem Muster gebauten, mit großen Veranden versehenen Gebäude des Zollamts und Hafenamts. Ein schönes großes Schulgebäude für die Regierungs- (Volks-) Schule und die städtische Realschule ist im Bau begriffen.

Am Süden ragt der hohe Turm für Funkentelegraphie empor. Der mäßig breite Strand vor der Stadt gehört zum Zollhof. Er setzt sich nach Norden in den schmalen Badestrand mit neu errichteter geschlossener Auskleidehalle, nach Süden in den breiten Promenadenstrand, der uns sehr bald ins englische Gebiet hinüberführt, das jenseits des Swakop beginnt. Zwei Bahnhofsgebäude bezeichnen den Anfang zweier ins Land hinein sich ziehende Eisenbahnen, der alten Staatsbahn, deren Züge jetzt alle 14 Tage verkehren, und der Bahn der Otavi-Minen- und Eisenbahn-Gesellschaft. Beide Bahnen sind schmalspurig, sog. Trollys. Das sind niedrige Lorries, meist für den Güterverkehr bestimmt, aber auch für Personen genutzt, regelmäßig z.B. bei Beerdigungen, weil der gut gehaltene, hübsche Friedhof etwas abgelegen ist. Die Trollys werden mit Pferden oder Maultieren bespannt. Die zähen, ausdauernden und anspruchslosen Maultiere werden hier mit Vorliebe und Vorteil besonders als Zugtiere verwendet. Sie und die Eingeborenen sind eigentlich allein das, was hier „exotisch“ anmutet.

Nun noch wenige Worte über die weiße Bevölkerung. Von den etwa 1200 weißen Einwohnern gehört ungefähr die Hälfte der erwachsenen männlichen Bevölkerung an; von den anderen sind 2/3 Mädchen und Frauen und 1/3 Kinder. Wie schon erwähnt, sind die Männer fast durchgängig in den sog. besten Jahren. Es sind darunter ungefähr 150 Kaufleute und etwa 70 Beamte. Ferner sind unter ihnen vier Rechtsanwälte und ein Rechtsagent und zwei Ärzte. Dazu kommen noch etwa 230 Handwerker und Arbeiter. Selbständige Kaufleute gibt es verhältnismäßig wenige. Die bedeutendsten Geschäfte am Ort sind Zweigniederlassungen heimischer Firmen, die nur ihre Vertreter hier haben. Bei dem kleinen Kreis von Menschen hat das Leben hier notwendigerweise etwas Kleinstädtisches mit kolonialafrikanischem Einschlag. Der letztere kommt besonders bei der sportlichen Betätigung, im Tennis und im Reiten zur Geltung. Im übrigen trifft man sich bei Einladungen, den unvermeidlichen Damenkaffees, am Stammtisch (deren hauptsächlichster im „Kaiserhof“ im Scherz als „Nebelregierung“ bezeichnet wird) und auf den verschiedenen Kegeleien.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-16

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