Wissenschaft, die Wissen schafft
Was wir da verbrennen, nämlich festen Kohlenstoff und flüssige oder gasförmige Kohlenwasserstoffe, verdankt seine Entstehung seit fast einer Milliarde Jahren natürlich der Photosynthese in grünen Pflanzen, wo ja genau das Umgekehrte der Verbrennung geschieht: Aus atmosphärischem Kohlendioxid plus Wasser plus Sonnenergie entstehen organische Verbindungen.
Nun eindrucksvolle und erschreckende Zahlen: Die menschgemachte jährliche Immission (d.h. Einbringung) von CO² in die Atmosphäre ist von 23 Millarden Tonnen 1990 in nur 20 Jahren auf 33 Millarden 2010 gestiegen, das macht etwa 5000 kg CO² pro Jahr für jeden der sieben Milliarden Menschen, pro Kopf in den USA 17000 kg, in Indien 2000 kg, in Deutschland 9000 kg. /3/ Das sind gewaltige Zahlen, aber was bedeuten sie für den globalen Stoffhaushalt der Atmosphäre? Bliebe diese heute jährlich hinzugefügte Menge an CO2 bei diesen hohen Werten und verbliebe diese Menge zur Gänze für viele Jahrzehnte in der Atmosphäre, so wäre wohl schon 2050 eine Konzentration über 500 ppm CO2 erreicht, was eine Erhöhung der globalen mittleren Temperatur um weitere 1,5 bis über 3°C bewirken könnte. Doch diese naive Rechnung berücksichtigt die vielfachen komplexen Wirkungsketten nicht, die positiven und negativen Rückkopplungen im globalen Klimasystem und überschätzt deshalb wahrscheinlich den anthropogenen (= menschengemachten) Temperatureffekt ganz erheblich.
Diverse Effekte
Hier einige dieser Rückkopplungseffekte und die Frage nach ihrer quantitativen Wirkung:
- Wieviel CO2 wird in kurzer Zeit wieder ausgewaschen, löst sich in den Meeren und wird dort als Karbonat vor alledem als Kalksediment chemisch für Jahrmillionen gebunden? Die dadurch in längst verschwundenen Meeren entstandenen Kalkfelsen beherrschen große Teile der Erdoberfläche.
- Wieviel geht durch Photosynthese in neue Pflanzenmasse über? Jedenfalls mehr als vor 1950, denn: Eine Temperaturerhöhung der Meere führt zu mehr Verdunstung, daher im globalen Mittel mehr Niederschläge. Zusammen mit den höheren CO2 Konzentrationen führt dies zu vermehrtem Pflanzenwachstum, das wiederum CO2 chemisch bindet und in Biomasse umsetzt – eine der vielen Gegenkopplungen, die dem primären CO2-Effekt entgegenwirken.
– Schießlich ein noch immer von der Meteorologie nicht hinreichend genau für alle Erdregionen modellierbarer Effekt: Vermehrte Wolkendecken halten zwar mehr Wärme in den bodennahen Schichten zurück – Treibhaus-Effekt und stärkeres Pflanzenwachstum –, von der Oberseite der Wolken wird aber weit mehr Sonnenlicht nach außen reflektiert als vom dunkleren Erdboden und gelangt so gar nicht erst bis zur Erdoberfläche. Welche der beiden gegenläufigen Wirkungen von vermehrter Bewölkung überwiegt in der Gesamtbilanz?
Woher die Skepsis kommt
Jeden dieser für die Temperaturentwicklung teils positiven, teils negativen großen Effekte kann die Wissenschaft nur mit einer gewissen Ungenauigkeit messen und berechnen; die Differenz blieb offenbar in den letzten Jahrhunderten immer relativ klein, mal positiv, mal negativ, aber schon prozentual sehr geringe Änderungen einer großen positiven oder negativen Zahl können das Vorzeichen dieser Differenz umkehren. Von dieser unvermeidlichen Ungenauigkeit bei der mathematischen Modellierung sehr komplexer Vorgänge mit vielen gegeneinander wirkenden Ursachen rührt die Skepsis vieler Wissenschaftler gegenüber den allzu selbstgewissen Aussagen und den ohnedies bisher ziemlich erfolglosen Warnungen des Welt-Klimarats des IPCC her.
Andererseits sind die noch viel selbstsichereren und überzeugteren Proklamationen der Energie- und Erdöl-Konzerne und ihrer Parteigänger gegen die Warnungen des IPCC angesichts der Datenlage kaum zu vertreten und viele möchten als Wissenschaftler diesem Lager keinesfalls zugerechnet werden.
Der Zweifel aber ist das wichtigste Werkzeug der wissenschaftlichen Erkenntnis. Die entscheidenden Gründe, die eben doch viele Wissenschaftler an der herrschenden Meinung des Weltklimarats zweifeln lassen, finden sich in dem nachfolgenden knappen Bericht des bekannten Geologen Dr. Roy Miller, der lange Jahre Chef des offiziellen Geological Survey of Namibia war. Der Bericht ist seine Kurzfassung eines beeindruckenden Vortrags, den Miller im April 2013 im Swakopmunder Museum gehalten hat mit den Argumenten für überwiegend „Natürliche“, menschenunabhängige Ursachen der derzeitigen Erwärmung. Dieser Bericht und die dort zitierten Veröffentlichungen, etwa /1/ Plimer, 2009/, zum einen, die oben zitierten Quellen, etwa (/2/ Rahmstorff, Schellnhuber, 2006) und (/3/ Fischer, 2012) zum anderen dokumentieren den mühsamen Weg der Wissenschaft zur (immer vorläufigen!) Wahrheit.
Wer Recht hatte, wird man wohl erst wissen, wenn die meisten Leser dieser Zeilen nicht mehr leben. Dem letzten Satz von Roy Miller dürften aber schon heute fast alle Beteiligten zustimmen: „We must adapt to change and encourage innovation and sustainable development.”
Literaturverzeichnis
/3/ Fischer (2012) Deer Neue Fischer Weltalmanach 2013, Frankfurt a.M. 2012; S693ff.
Nun eindrucksvolle und erschreckende Zahlen: Die menschgemachte jährliche Immission (d.h. Einbringung) von CO² in die Atmosphäre ist von 23 Millarden Tonnen 1990 in nur 20 Jahren auf 33 Millarden 2010 gestiegen, das macht etwa 5000 kg CO² pro Jahr für jeden der sieben Milliarden Menschen, pro Kopf in den USA 17000 kg, in Indien 2000 kg, in Deutschland 9000 kg. /3/ Das sind gewaltige Zahlen, aber was bedeuten sie für den globalen Stoffhaushalt der Atmosphäre? Bliebe diese heute jährlich hinzugefügte Menge an CO2 bei diesen hohen Werten und verbliebe diese Menge zur Gänze für viele Jahrzehnte in der Atmosphäre, so wäre wohl schon 2050 eine Konzentration über 500 ppm CO2 erreicht, was eine Erhöhung der globalen mittleren Temperatur um weitere 1,5 bis über 3°C bewirken könnte. Doch diese naive Rechnung berücksichtigt die vielfachen komplexen Wirkungsketten nicht, die positiven und negativen Rückkopplungen im globalen Klimasystem und überschätzt deshalb wahrscheinlich den anthropogenen (= menschengemachten) Temperatureffekt ganz erheblich.
Diverse Effekte
Hier einige dieser Rückkopplungseffekte und die Frage nach ihrer quantitativen Wirkung:
- Wieviel CO2 wird in kurzer Zeit wieder ausgewaschen, löst sich in den Meeren und wird dort als Karbonat vor alledem als Kalksediment chemisch für Jahrmillionen gebunden? Die dadurch in längst verschwundenen Meeren entstandenen Kalkfelsen beherrschen große Teile der Erdoberfläche.
- Wieviel geht durch Photosynthese in neue Pflanzenmasse über? Jedenfalls mehr als vor 1950, denn: Eine Temperaturerhöhung der Meere führt zu mehr Verdunstung, daher im globalen Mittel mehr Niederschläge. Zusammen mit den höheren CO2 Konzentrationen führt dies zu vermehrtem Pflanzenwachstum, das wiederum CO2 chemisch bindet und in Biomasse umsetzt – eine der vielen Gegenkopplungen, die dem primären CO2-Effekt entgegenwirken.
– Schießlich ein noch immer von der Meteorologie nicht hinreichend genau für alle Erdregionen modellierbarer Effekt: Vermehrte Wolkendecken halten zwar mehr Wärme in den bodennahen Schichten zurück – Treibhaus-Effekt und stärkeres Pflanzenwachstum –, von der Oberseite der Wolken wird aber weit mehr Sonnenlicht nach außen reflektiert als vom dunkleren Erdboden und gelangt so gar nicht erst bis zur Erdoberfläche. Welche der beiden gegenläufigen Wirkungen von vermehrter Bewölkung überwiegt in der Gesamtbilanz?
Woher die Skepsis kommt
Jeden dieser für die Temperaturentwicklung teils positiven, teils negativen großen Effekte kann die Wissenschaft nur mit einer gewissen Ungenauigkeit messen und berechnen; die Differenz blieb offenbar in den letzten Jahrhunderten immer relativ klein, mal positiv, mal negativ, aber schon prozentual sehr geringe Änderungen einer großen positiven oder negativen Zahl können das Vorzeichen dieser Differenz umkehren. Von dieser unvermeidlichen Ungenauigkeit bei der mathematischen Modellierung sehr komplexer Vorgänge mit vielen gegeneinander wirkenden Ursachen rührt die Skepsis vieler Wissenschaftler gegenüber den allzu selbstgewissen Aussagen und den ohnedies bisher ziemlich erfolglosen Warnungen des Welt-Klimarats des IPCC her.
Andererseits sind die noch viel selbstsichereren und überzeugteren Proklamationen der Energie- und Erdöl-Konzerne und ihrer Parteigänger gegen die Warnungen des IPCC angesichts der Datenlage kaum zu vertreten und viele möchten als Wissenschaftler diesem Lager keinesfalls zugerechnet werden.
Der Zweifel aber ist das wichtigste Werkzeug der wissenschaftlichen Erkenntnis. Die entscheidenden Gründe, die eben doch viele Wissenschaftler an der herrschenden Meinung des Weltklimarats zweifeln lassen, finden sich in dem nachfolgenden knappen Bericht des bekannten Geologen Dr. Roy Miller, der lange Jahre Chef des offiziellen Geological Survey of Namibia war. Der Bericht ist seine Kurzfassung eines beeindruckenden Vortrags, den Miller im April 2013 im Swakopmunder Museum gehalten hat mit den Argumenten für überwiegend „Natürliche“, menschenunabhängige Ursachen der derzeitigen Erwärmung. Dieser Bericht und die dort zitierten Veröffentlichungen, etwa /1/ Plimer, 2009/, zum einen, die oben zitierten Quellen, etwa (/2/ Rahmstorff, Schellnhuber, 2006) und (/3/ Fischer, 2012) zum anderen dokumentieren den mühsamen Weg der Wissenschaft zur (immer vorläufigen!) Wahrheit.
Wer Recht hatte, wird man wohl erst wissen, wenn die meisten Leser dieser Zeilen nicht mehr leben. Dem letzten Satz von Roy Miller dürften aber schon heute fast alle Beteiligten zustimmen: „We must adapt to change and encourage innovation and sustainable development.”
Literaturverzeichnis
/3/ Fischer (2012) Deer Neue Fischer Weltalmanach 2013, Frankfurt a.M. 2012; S693ff.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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