Wissenschaft, die Wissen schafft
Aus dem Fundus der Sam-Cohen-Bibliothek der Wissenschaftlichen Gesellschaft Swakopmund, heute: „Swakopmund vor 95 Jahren“; erschienen in „Nachrichten“ (Heft 1/07), niedergeschrieben von Fritz Schmidt (1912) und ausgesucht von François Hartz (1/3).
Im Archiv der Sam-Cohen-Bibliothek befindet sich unter dem Titel „Bei uns in Südwest“ eine Dokumentation, zusammengestellt von Hildegard Ilberg, der Tochter des Amtsgerichtsrates Fritz Schmidt. Dieser kam Ende 1912 mit 39 Jahren als Kaiserlicher Bezirksrichter nach Swakopmund und fiel zwei Jahre später, am 25. September 1914, im Gefecht von Sandfontein. Seine Reiseberichte, die auszugsweise hier wiedergegeben werden, wurden in Deutschland im „Vogtländischen Anzeiger und Tageblatt“ veröffentlicht und veranschaulichen eindrucksvoll die damaligen Lebensverhältnisse.
Ich kann wohl sagen, daß wir mit etwas gemischten Gefühlen den festen Boden wieder betraten.Afrika stellt man sich ja gemeinhin etwas anders vor. Dazu kam noch, daß wir bestimmt erwartet hatten, mitten ins Land, in das beinahe lieblich gelegene Windhuk, die „Residenz“, zu kommen, und nicht an der Küste hängen zu bleiben, wie uns das als unsere Aufgabe der hiesige Kaiserl. Bezirksamtmann auf dem Schiffe – unmittelbar vor dem Ausbooten! – mitteilte. Wir konnten so von außen dieser Gegend wirklich recht wenig Geschmack abgewinnen. Ich kann jetzt ruhig darüber schreiben, weil wir uns völlig mit Swakopmund versöhnt haben; womit ich freilich nicht sagen will, daß ich meine Tage hier beschließen möchte.
Afrikanisches gibt es hier verhältnismäßig wenig. Der Ort erinnert vielmehr an ein großes deutsches Nordseebad. Aber das ist auch wieder ein Vorteil. Das Klima ist gleichmäßig und gesund, und nicht wenig Leute aus dem sehr hochgelegenen und sehr großen Temperaturschwankungen ausgesetzten Hinterlande halten sich regelmäßig jährlich oder in großen Pausen einige Zeit zur Erholung hier auf.
Swakopmund ist ein ansehnlicher Ort und macht einen recht stattlichen Eindruck. Es zählt etwa 1300 weiße Einwohner, darunter vielleicht 300 Kinder. Unter den Erwachsenen sind ungefähr 1/3 Frauen und 2/3 Männer. Dazu kommen aber noch etwa 2000 Eingeborene. Daß trotz dieser geringen Einwohnerzahl der Ort das Aussehen einer deutschen Stadt von 15000 bis 20000 Einwohner hat, liegt einmal daran, daß die Häuser nur niedrig gebaut sind, meist nur Erdgeschoß, selten ein Obergeschoß besitzen, und hierdurch, zumal bei den breit angelegten Straßen, die Stadt etwas Weiträumiges erhält, und zum anderen daran, daß eine Arbeiter- und Fabrikbevölkerung fast gänzlich fehlt, ebenso wie Leute (mit wenigen Ausnahmen), die die vierziger Jahre überschritten haben. Da nun weiter die Löhne und Gehälter reichlich und die notwendigsten Lebensmittel verhältnismäßig billig sind, sieht man (von den Schwarzen abgesehen) fast nur gut angezogene kräftige Leute auf den Straßen. Und das alles gibt dem Orte einen großstädtischen Anstrich. Es kommt noch dazu das Vorhandensein großer, wirklich guter Geschäfte mit schönen Läden und Schaufenstern. Wenn diese Geschäfte auch ihren Absatz hier am Ort nur zu einem sehr geringen Teil finden, vielmehr ihre Bedeutung in dem Handel mit dem Hinterlande liegt, kommen sie doch der Stadt zugute.
Der Boden ist tiefsandig, wie in einem deutschen Seebade. Fußsteige aus Holzbohlen und ebensolche Übergänge erleichtern den Straßenverkehr. Hierdurch, durch größere Sauberkeit und durch Straßenbeleuchtung unterscheidet sich Swakopmund, zum nicht geringen Stolze seiner Bewohner, vorteilhaft von der „Residenz“. Und dabei beleuchtet schon der die Stadt hoch überragende Leuchtturm den Ort mit seinem blendenden Lichte, dessen Lichtkegel nachts, namentlich an nebeligen Tagen, in steter, gleichmäßiger Drehung seltsam über die Stadt dahinschweifen.
Im Archiv der Sam-Cohen-Bibliothek befindet sich unter dem Titel „Bei uns in Südwest“ eine Dokumentation, zusammengestellt von Hildegard Ilberg, der Tochter des Amtsgerichtsrates Fritz Schmidt. Dieser kam Ende 1912 mit 39 Jahren als Kaiserlicher Bezirksrichter nach Swakopmund und fiel zwei Jahre später, am 25. September 1914, im Gefecht von Sandfontein. Seine Reiseberichte, die auszugsweise hier wiedergegeben werden, wurden in Deutschland im „Vogtländischen Anzeiger und Tageblatt“ veröffentlicht und veranschaulichen eindrucksvoll die damaligen Lebensverhältnisse.
Ich kann wohl sagen, daß wir mit etwas gemischten Gefühlen den festen Boden wieder betraten.Afrika stellt man sich ja gemeinhin etwas anders vor. Dazu kam noch, daß wir bestimmt erwartet hatten, mitten ins Land, in das beinahe lieblich gelegene Windhuk, die „Residenz“, zu kommen, und nicht an der Küste hängen zu bleiben, wie uns das als unsere Aufgabe der hiesige Kaiserl. Bezirksamtmann auf dem Schiffe – unmittelbar vor dem Ausbooten! – mitteilte. Wir konnten so von außen dieser Gegend wirklich recht wenig Geschmack abgewinnen. Ich kann jetzt ruhig darüber schreiben, weil wir uns völlig mit Swakopmund versöhnt haben; womit ich freilich nicht sagen will, daß ich meine Tage hier beschließen möchte.
Afrikanisches gibt es hier verhältnismäßig wenig. Der Ort erinnert vielmehr an ein großes deutsches Nordseebad. Aber das ist auch wieder ein Vorteil. Das Klima ist gleichmäßig und gesund, und nicht wenig Leute aus dem sehr hochgelegenen und sehr großen Temperaturschwankungen ausgesetzten Hinterlande halten sich regelmäßig jährlich oder in großen Pausen einige Zeit zur Erholung hier auf.
Swakopmund ist ein ansehnlicher Ort und macht einen recht stattlichen Eindruck. Es zählt etwa 1300 weiße Einwohner, darunter vielleicht 300 Kinder. Unter den Erwachsenen sind ungefähr 1/3 Frauen und 2/3 Männer. Dazu kommen aber noch etwa 2000 Eingeborene. Daß trotz dieser geringen Einwohnerzahl der Ort das Aussehen einer deutschen Stadt von 15000 bis 20000 Einwohner hat, liegt einmal daran, daß die Häuser nur niedrig gebaut sind, meist nur Erdgeschoß, selten ein Obergeschoß besitzen, und hierdurch, zumal bei den breit angelegten Straßen, die Stadt etwas Weiträumiges erhält, und zum anderen daran, daß eine Arbeiter- und Fabrikbevölkerung fast gänzlich fehlt, ebenso wie Leute (mit wenigen Ausnahmen), die die vierziger Jahre überschritten haben. Da nun weiter die Löhne und Gehälter reichlich und die notwendigsten Lebensmittel verhältnismäßig billig sind, sieht man (von den Schwarzen abgesehen) fast nur gut angezogene kräftige Leute auf den Straßen. Und das alles gibt dem Orte einen großstädtischen Anstrich. Es kommt noch dazu das Vorhandensein großer, wirklich guter Geschäfte mit schönen Läden und Schaufenstern. Wenn diese Geschäfte auch ihren Absatz hier am Ort nur zu einem sehr geringen Teil finden, vielmehr ihre Bedeutung in dem Handel mit dem Hinterlande liegt, kommen sie doch der Stadt zugute.
Der Boden ist tiefsandig, wie in einem deutschen Seebade. Fußsteige aus Holzbohlen und ebensolche Übergänge erleichtern den Straßenverkehr. Hierdurch, durch größere Sauberkeit und durch Straßenbeleuchtung unterscheidet sich Swakopmund, zum nicht geringen Stolze seiner Bewohner, vorteilhaft von der „Residenz“. Und dabei beleuchtet schon der die Stadt hoch überragende Leuchtturm den Ort mit seinem blendenden Lichte, dessen Lichtkegel nachts, namentlich an nebeligen Tagen, in steter, gleichmäßiger Drehung seltsam über die Stadt dahinschweifen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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