Wissenschaft für die Gesellschaft
Doch erst 1977 begann man sich allmählich zu organisieren. Drei ostpreußische Farmerinnen waren es, die in jenem Jahr an der Kaffeebar des Kaufhauses Wecke & Voigts in Windhoek zusammensaßen und die Idee hatten, einen Kreis von Landsleuten zu gründen: Eleonore Güpner aus Labiau, die 1958 ins Land gekommen war, Ilse Kreiner aus Gumbinnen und Eva Pack (geb. Liedtke) aus Rastenburg, die bereits 1937 - nach einer Ausbildung an der Kolonialen Frauenschule Rendsburg - eine berufliche Stelle in Südwestafrika angetreten hatte und dann nach ihrer Heirat mit einem Farmer 1942 blieb.
Der kleine Kreis, der sich als lockerer Zusammenschluss von Ost- und Westpreußen in SWA/Namibia verstand und zu dem sich bald immer mehr Landsleute einfanden, gab sich die schlichte Bezeichnung „Das Ostpreußentreffen in Südwest“ und traf sich anfangs vierteljährlich, wobei man die Zusammenkünfte jeweils unter ein bestimmtes Thema stellte, um so das Kulturerbe der alten Heimat zu pflegen und zu erhalten. Insbesondere die Frauen kamen abwechselnd bei der einen oder anderen zum gegenseitigen Austausch zusammen, aber auch zur gemeinsamen Handarbeit. So wurden etwa Wandteppiche mit bestickten ostpreußischen Städtewappen hergestellt, eingerahmt von den Worten „Südwestafrika lieben wir - und Ostpreußen ist in unseren Herzen“ und zusätzlich versehen mit dem Landeswappen der neuen Heimat.
Gelegentlich organisierte man auch größere Veranstaltungen an verschiedenen Orten im Lande, vorzugsweise jedoch in Windhoek oder Swakopmund, wo die meisten Ostpreußen lebten. 1985 übernahm die Landesgruppe Berlin der Landsmannschaft Ostpreußen die Patenschaft über die Landsleute im Südlichen Afrika und organisierte oft bis zu zwei- oder dreimal im Jahr Reisen nach Südafrika oder SWA/Namibia, wo es stets zu Treffen mit den dortigen Ostpreußen-Kreisen kam.
Ebenso unterstützte die Berliner Patengruppe die Arbeit der Landsleute im Süden Afrikas durch Spenden und finanzielle Zuwendungen. Diese ermöglichten dann auch die Aufstellung des Gedenksteins neben der Christuskirche in Windhoek mit der in Bronzebuchstaben gegossenen Aufschrift „Ostdeutsche Provinzen unvergessen“. Die Einweihung, an der auch etliche Ostpreußen aus Deutschland teilnahmen, fand am 4. März 1989 (und damit fast genau ein Jahr vor der Unabhängigkeit Namibias) statt, die Ansprache hielt der Windhoeker Ratsherr und zeitweilige Bürgermeister (1974-1976) der Landeshauptstadt, Ernst Günter Kaschik, selbst ein 1952 eingewanderter Westpreuße.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen