Wissenschaft für die Gesellschaft
Mit seiner Anstellung als Regierungsethnologe (Government Ethnologist) im Jahre 1966 in dem damaligen Südwestafrika, heute Namibia, siedelte er in seine inzwischen liebgewonnene Wahlheimat um. Den Posten als Regierungsethnologe besetzte er bis 1991 – ein Jahr nach der Unabhängigkeit des Landes. Mit seinem Wohnsitz in Windhoek konnte er gezielt seine eth¬nologischen und sprachwissenschaftlichen Studien fortsetzen. Eine Pionierforschung erfolgte über das Thema „Die traditionelle politische Struktur der Khoe-Khoen in Südwestafrika“. Die Khoe-khoen in Namibia unterscheiden sich von ihren Nachbarn in Südafrika physisch-anthropologisch, sowie auch kulturell und sprachlich und daher findet man einen völlig anderen Rassentypus, eine eigenständige Lebensordnung und einen ganz verschiedenen Sprachstamm. Den Schwerpunkt der Arbeit bildet der Stamm und die Stammesregierung auf historischer Grundlage. Im November 1972 promovierte Kuno Budack unter seinem Doktorvater Prof. Dr. P. J. Coertze an der Universität von Pretoria.
Aufgrund seiner Begeisterung für das Land und seine Menschen und seiner vielen kultur- und geschichtsbezogenen Interessen war Dr. Budack in den wissenschaftlichen Kreisen Namibias stark engagiert. Darüber hinaus fand er Zeit, unermüdlich Beiträge über seine völker¬kundlichen Forschungen, die Geschichte Namibias, die deutschen Pioniere, Namensforschung, interethnische Beziehungen usw. zu verfassen und zu veröffentlichen. (...) Besonderer Beliebtheit bei Namibia-Historikern erfreuen sich die Forschungsbeiträge in den in unregelmäβigen Abständen, seit 1979 unter dem Titel „Namibiana“ erschienenen Mitteilungsheften der ethnologisch-historischen Arbeitsgruppe der Namibia Wissenschaftlichen Gesellschaft, die Dr. Budack in Zusammenarbeit mit der Ethnologin des Staatsmuseums, Antje Otto, herausbrachte.
Während seiner Forschungsarbeiten durchkreuzte er das Land bis in die entlegensten Winkel und schon bald hatte er sich mit den Menschen und der Geschichte vertraut gemacht. Hin und wieder aber wurde er auch beauftragt, nach Südafrika zu fahren, um dort Sonderprojekte durchzuführen. Er war jedoch immer froh, wenn er sich mit seinem Landrover wieder auf „der richtigen Seite von Ariamsvlei befand“, wie er noch heute zu sagen pflegt.
Als langjähriger, der südwestafrikanischen Administration als Ratgeber in allen stammeseigenen Problemsituationen zur Seite stehender Ethnologe wurde Dr. Budack im Jahre 1982 von der Regierung aufgefordert, in einer Kommission („Commission of Inquiry to define and inquire into the boundary dispute existing between the Masubiya and Mafwe Tribes in the Eastern Caprivi“) zu dienen. Er führte die Untersuchungen hinsichtlich dieses heiklen und sich über Jahrzehnte hinziehenden Konfliktes nicht nur erfolgreich zu Ende, sondern gab in seinem Report an den General-Administrator auch eine ausgewogene und objektive Beurteilung ab, an der man sich gern orientierte.
Weiterhin hielt Dr. Budack als Namibia-Vertreter regelmäßig auf verschiedenen internationalen ethnologischen und sprachlichen Konferenzen, z.B. in Paris, Bad Homburg, München, Stellenbosch und Johan¬nesburg, wissenschaftliche Referate. Auch war er langjähriger, auswärti¬ger Mitarbeiter der Forschungsstelle für Humanethnologie in der Max-Planck-Gesellschaft unter Leitung von Prof. Dr. Irenäus Eibl-Eibesfeldt und von 1978 bis 1984 diente er dem Nama/Damara-Sprachkomitee. Weiterhin ist Dr. Budack Mitglied des Redaktionskollegiums des „South African Journal of Ethnology“, der „Khoisan Interest Group“, der „Names Society of Southern Africa“, der „Van Riebeeck Society“, der „Association for Afrikaans Folklore“ und anderer fachwissenschaftlicher Vereinigungen. Als im Juni 1990 die namibische Museumsvereinigung (Museums Association of Namibia) entstand, war er einer der Gründungsmitglieder. Er ist weiterhin Ehrenritter des Johanniterordens und Mitglied des Deutschen Kulturrates.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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