Wo Hennen rennen: Shakatura, Heimat frei denkender Kleinunternehmer
Katutura ist Heimat für freies Unternehmertum und glückliche Hühner. Das jedenfalls behauptet Graphiker Andrew Weir, und sein jüngstes Projekt mit den Medienstudenten des KCAC gibt ihm Recht: "Shakatura" zeigt das Windhoeker Township von seiner bunten und phantasievollen unternehmerischen Seite.
"Welcome to better Life" steht in großen geschwungenen Lettern auf den hellblauen Wellblechwänden einer Shebeen. Andere der für Katutura so typischen Trinkhütten und Tante-Emma-Läden tragen Slogans wie "Mafia Bar", "Night Owl Shop" oder "West Gaza Shebeen No. 1". Die improvisierten Friseursalons im Windhoeker Township stehen den Kneipen in nichts nach, wenn es um phantasievolle Namen und bunte Aufmachung geht. "Luck's Hair Cut" wirbt mit einer Bildserie männlicher Profile auf abblätternder pinker Farbe für den Haarschnitt, der bei den Damen Glück bringen soll.
Ein Schild vermarktet "Havanna Chicken & Eggs" - Hühner, garantiert aus Freilandhaltung. Es gibt eine "Theoritical Driving School", die wohl, rein theoretisch, Fahrunterricht gibt, und eine Shebeen mit dem Namen "Mountain of Fire and Miracle Ministries". In Katutura sind der Phantasie der Kleinunternehmer keine Grenzen gesetzt.
Graphiker Andrew Weir, der nebenberuflich die Medienstudenten des College of the Arts im Katutura Community Arts Centre unterrichtet, hat mit seinen Studenten die witzigsten Shebeens und Werbeschilder in Katutura fotografiert. Die Bilder sind graphisch nachbearbeitet und nun auf bunten Postkarten erhältlich. "Shakatura" nennt sich das Projekt; der Slogan dazu: "Katutura, home to free enterprise and free range chickens". Oder auch: "One man's scrap is another man's future".
Als das American Cultural Centre in Windhoek im vergangenen Jahr Gelder als Startfhile für namibische Kunst- und Kulturprojekte vergeben hat, war Shakatura eines davon. Weir ließ von den bearbeiteten Fotos seiner Studenten Postkarten und Poster drucken. Jetzt hat Shakatura einen eigenen Verkaufsstand im Namibia Crafts Centre. Mit den farbenfrohen Bildern werden inzwischen auch Wandbehänge und Kopfkissen bedruckt. "Die gehen am besten weg", wundert sich Weir.
Noch ist das Ganze kein wirkliches Profitgeschäft. Die Postkarten kosten nur fünf Namibia-Dollar. Rund 1000 Stück davon, immerhin, sind kürzlich nach Norwegen exportiert worden. "Für die Studenten war dieses Projekt vor allem eine Lernerfahrung", erzählt der Designer. "Sie haben versucht, ihre tägliche Umgebung plötzlich mit anderen Augen zu sehen."
Eigentlich gehe es ihm in erste Linie um Folgendes, sagt Weir: Kreativität und Unternehmertum zu fördern. Damit verhilft er bisher vier bis fünf Personen zu einem kleinen Einkommen. Der Stand im Crafts Centre vertreibt nämlich auch andere Artikel, die durch Weirs Initiative produziert werden. Eine der Verkäuferinnen näht Weirs bunte Shakatura-Stoffdrucke auf Kissenbezüge, kombiniert sie mit den Farben der Swapo oder macht daraus Patchworkdeckchen mit einem Sammelsurium von anderen bedruckten Stoffen - ganz im "Stil der Nama".
Weirs Ehefrau Micha, die u.a. beim Obdachlosenmagazin "The Big Issue Namibia" aushilft, hat gemeinsam mit den Verkäufern des Magazins Bilderrahmen aus Draht entworfen. Darin werden die Shakatura-Karten ausgestellt; die Rahmen stehen aber auch zum Verkauf. Der Laden vertreibt außerdem eine Reihe anderer Postkarten des Graphikbüros "Weirdesign". Eine eher untypische Ansichtskarte von der Etosha-Pfanne beispielsweise: Ein Schnappschuss von einer Frau, die in der endlosen Weite der Etosha-Pfanne Pinkelpause macht. Oder etwa die Graphik von einem Mistkäfer, der, statt einem Mistkügelchen, den Planeten Erde durch die Gegend rollt. Dazu der Schriftzug: "Shit happens".
Neu ist auch das Klamottenlabel "Maid in Africa". Hier werden vor allem T-Shirt-TrägerInnen fündig. Für die Sandboarder beispielsweise: ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Sand up for your Rights - in Namibia". Für die eingewanderten Bundesdeutschen: "Made in Germany, Laid in Africa". Oder für die Afrikaner: Das Bild eines afrikanischen Kindes mit einer überdimensionalen Sardinenbüchse auf dem Kopf, dazu der Schriftzug: "Everything goes over my head".
Er habe einfach ein Faible für Wortspiele und Buchstabenverdrehungen, sagt Weir. "Ich glaube, ich werde langsam zum Legastheniker. Ich lese Worte schon völlig verkehrt herum."
Zur "Maid in Africa"-Kollektion gehören auch bunte Schürzen und dekorative Wandbehänge. Er habe viele seiner alten Designs neu verwertet, so Weir, immer auf der Suche nach kuriosen Bildern. Da gibt es beispielsweise Camel-Zigaretten made in Namibia, die heißen dann Camelthorn. Er sei mit britischen Comics aufgewachsen, erzählt der Graphiker, das habe ihn wohl geprägt.
An Katutura fasziniere ihn vor allem der Mut zum Kleinunternehmertum, der kuriose Sinn für Humor und "die großartige Philosophie". Etwa der Slogan der "Top Life Bar": "Money go, money come back". Die meisten dieser Läden seien jedoch kurzlebig, bedauert Weir. Die mit dem Namen "Permanent Gentleman" etwa, sei so permanent gar nicht gewesen. Zwei Monate nachdem Weirs Studenten sie fotografiert haben, wurde sie geschlossen, und ein anderes Unternehmen eröffnete an ihrer Stelle. Deshalb weiß Weir: Er muss sich beeilen, wenn er noch die Shebeen fotografieren will, die unbedingt Teil seines geplanten Coffeetable-Buches werden soll: die "Let go of my bottle"-Bar.
"Welcome to better Life" steht in großen geschwungenen Lettern auf den hellblauen Wellblechwänden einer Shebeen. Andere der für Katutura so typischen Trinkhütten und Tante-Emma-Läden tragen Slogans wie "Mafia Bar", "Night Owl Shop" oder "West Gaza Shebeen No. 1". Die improvisierten Friseursalons im Windhoeker Township stehen den Kneipen in nichts nach, wenn es um phantasievolle Namen und bunte Aufmachung geht. "Luck's Hair Cut" wirbt mit einer Bildserie männlicher Profile auf abblätternder pinker Farbe für den Haarschnitt, der bei den Damen Glück bringen soll.
Ein Schild vermarktet "Havanna Chicken & Eggs" - Hühner, garantiert aus Freilandhaltung. Es gibt eine "Theoritical Driving School", die wohl, rein theoretisch, Fahrunterricht gibt, und eine Shebeen mit dem Namen "Mountain of Fire and Miracle Ministries". In Katutura sind der Phantasie der Kleinunternehmer keine Grenzen gesetzt.
Graphiker Andrew Weir, der nebenberuflich die Medienstudenten des College of the Arts im Katutura Community Arts Centre unterrichtet, hat mit seinen Studenten die witzigsten Shebeens und Werbeschilder in Katutura fotografiert. Die Bilder sind graphisch nachbearbeitet und nun auf bunten Postkarten erhältlich. "Shakatura" nennt sich das Projekt; der Slogan dazu: "Katutura, home to free enterprise and free range chickens". Oder auch: "One man's scrap is another man's future".
Als das American Cultural Centre in Windhoek im vergangenen Jahr Gelder als Startfhile für namibische Kunst- und Kulturprojekte vergeben hat, war Shakatura eines davon. Weir ließ von den bearbeiteten Fotos seiner Studenten Postkarten und Poster drucken. Jetzt hat Shakatura einen eigenen Verkaufsstand im Namibia Crafts Centre. Mit den farbenfrohen Bildern werden inzwischen auch Wandbehänge und Kopfkissen bedruckt. "Die gehen am besten weg", wundert sich Weir.
Noch ist das Ganze kein wirkliches Profitgeschäft. Die Postkarten kosten nur fünf Namibia-Dollar. Rund 1000 Stück davon, immerhin, sind kürzlich nach Norwegen exportiert worden. "Für die Studenten war dieses Projekt vor allem eine Lernerfahrung", erzählt der Designer. "Sie haben versucht, ihre tägliche Umgebung plötzlich mit anderen Augen zu sehen."
Eigentlich gehe es ihm in erste Linie um Folgendes, sagt Weir: Kreativität und Unternehmertum zu fördern. Damit verhilft er bisher vier bis fünf Personen zu einem kleinen Einkommen. Der Stand im Crafts Centre vertreibt nämlich auch andere Artikel, die durch Weirs Initiative produziert werden. Eine der Verkäuferinnen näht Weirs bunte Shakatura-Stoffdrucke auf Kissenbezüge, kombiniert sie mit den Farben der Swapo oder macht daraus Patchworkdeckchen mit einem Sammelsurium von anderen bedruckten Stoffen - ganz im "Stil der Nama".
Weirs Ehefrau Micha, die u.a. beim Obdachlosenmagazin "The Big Issue Namibia" aushilft, hat gemeinsam mit den Verkäufern des Magazins Bilderrahmen aus Draht entworfen. Darin werden die Shakatura-Karten ausgestellt; die Rahmen stehen aber auch zum Verkauf. Der Laden vertreibt außerdem eine Reihe anderer Postkarten des Graphikbüros "Weirdesign". Eine eher untypische Ansichtskarte von der Etosha-Pfanne beispielsweise: Ein Schnappschuss von einer Frau, die in der endlosen Weite der Etosha-Pfanne Pinkelpause macht. Oder etwa die Graphik von einem Mistkäfer, der, statt einem Mistkügelchen, den Planeten Erde durch die Gegend rollt. Dazu der Schriftzug: "Shit happens".
Neu ist auch das Klamottenlabel "Maid in Africa". Hier werden vor allem T-Shirt-TrägerInnen fündig. Für die Sandboarder beispielsweise: ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Sand up for your Rights - in Namibia". Für die eingewanderten Bundesdeutschen: "Made in Germany, Laid in Africa". Oder für die Afrikaner: Das Bild eines afrikanischen Kindes mit einer überdimensionalen Sardinenbüchse auf dem Kopf, dazu der Schriftzug: "Everything goes over my head".
Er habe einfach ein Faible für Wortspiele und Buchstabenverdrehungen, sagt Weir. "Ich glaube, ich werde langsam zum Legastheniker. Ich lese Worte schon völlig verkehrt herum."
Zur "Maid in Africa"-Kollektion gehören auch bunte Schürzen und dekorative Wandbehänge. Er habe viele seiner alten Designs neu verwertet, so Weir, immer auf der Suche nach kuriosen Bildern. Da gibt es beispielsweise Camel-Zigaretten made in Namibia, die heißen dann Camelthorn. Er sei mit britischen Comics aufgewachsen, erzählt der Graphiker, das habe ihn wohl geprägt.
An Katutura fasziniere ihn vor allem der Mut zum Kleinunternehmertum, der kuriose Sinn für Humor und "die großartige Philosophie". Etwa der Slogan der "Top Life Bar": "Money go, money come back". Die meisten dieser Läden seien jedoch kurzlebig, bedauert Weir. Die mit dem Namen "Permanent Gentleman" etwa, sei so permanent gar nicht gewesen. Zwei Monate nachdem Weirs Studenten sie fotografiert haben, wurde sie geschlossen, und ein anderes Unternehmen eröffnete an ihrer Stelle. Deshalb weiß Weir: Er muss sich beeilen, wenn er noch die Shebeen fotografieren will, die unbedingt Teil seines geplanten Coffeetable-Buches werden soll: die "Let go of my bottle"-Bar.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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