Loading svg Please wait while we translate the article

Wo Kerzen neues Lebenslicht bekommen

Um einen großen Tisch sitzen Salome, Melanie, Gerhard und Tuaseohatshu. Während Salome mit winzigen Wachs-Ornamenten Karten verziert, sind die drei anderen damit beschäftigt, aus Plastikformen einfarbige oder bunte Kerzen herauszuschälen. Immer wieder muss Gaby Hill helfend zur Seite stehen, denn mal lässt sich eine Form nicht öffnen, mal will die fertige Kerze die Form nicht verlassen. Alle vier kommen vom Onyose Trust in Windhoek und sind leicht körperlich behindert bzw. haben das ADHS-Syndrom (Aufmerksamkeitsdefizit) oder sind leicht spastisch. Bei Gaby Hill haben sie die Möglichkeit, sich in dem Kunsthandwerk der Kerzenherstellung ausbilden zu lassen. Irgendwann sollen sie in der Lage sein, Kerzen selbst herzustellen. "Ich wollte mich zu einem sozial engagieren und zum anderen produktiv sein. Meist läuft die Zusammenarbeit auch reibungslos", so Gaby Hill, die seit Ende letzten Jahres mit den Jugendlichen zusammenarbeitet, "doch es muss teilweise schon viel Geduld aufgebracht werden." Dies jedoch fällt der gelernten Krankenschwester mit pädagogischer Ausbildung nicht schwer. Sie scheint überall zu sein, gibt Tipps und hilft sofort, wenn etwas schief geht. Jeder Tag ist eine neue Herausforderung. Morgens werden die Jungendlichen von einem Fahrer des Onyose Trusts gebracht, wo sie bis gegen Mittag ihre Aufgaben verrichten. In dieser Zeit werden Formen geleert und gesäubert, um dann wieder mit geschmolzenem Wachs und einem Docht versehen und geschlossen zu werden. Bis zum nächsten Morgen kann die Kerze dann aushärten. So werden täglich bis zu 20 Kerzen in unterschiedlichen Größen und Formen hergestellt. Vor allem jetzt so kurz vor Valentinstag landen immer mehr herzförmige Kerzen in den Regalen.

Auf die Frage, wie sie dazu kommt, ausgerechnet Kerzen herzustellen, lacht Gaby Hill. "Ganz einfach, ein Freund machte mich darauf aufmerksam, dass die Kerzen in Namibia denkbar schlecht brennen: 'Du hast doch Zeit, mach' doch mal', meinte er und ich habe ihn beim Wort genommen."

Warum die Kerzen schlecht brennen, hat Gabi Hill schnell herausgefunden. Zum größten Teil liegt es daran, dass der Docht vor allem bei großen Kerzen meist nur wenige Zentimeter lang ist. Deshalb hat sie extra viele Dochte aus Deutschland mitgebracht.

Inzwischen hat sich ein großes Kerzenlager gebildet, dessen Bestände immer wieder auf dem Windhoeker Biomarkt an der Stephanus-Kirche oder auf verschiedenen Souvenirmärkten angeboten und gerne gekauft werden. Denn langsam spricht es sich herum, dass die "Kira-Kerzen" nicht nur gut, sondern auch lange brennen. Natürlich können auch Kerzen in Auftrag gegeben werden. Je nach Bestellung werden Hochzeits- oder Weihnachtsbaum- bzw. Adventskerzen hergestellt. Der Preis dafür richtet sich nach dem Aufwand und der Größe der Kerze. Zur Frage nach Wachsflecken und tropfenden Kerzen meint Gaby Hill: "Es hängt von der Reinheit des Wachses ab, ob eine Kerze tropft oder nicht".

Gaby Hill nimmt jedoch nicht nur Aufträge für Kerzenwünsche an, sondern auch gerne gebrauchte Kerzen, deren Lebenslicht erloschen ist. Egal, wie alt oder wie groß die abgebrannten Kerzen oder deren Reste sind, eingeschmolzen und in Formen eingegossen sind sie wieder voll verwendbar und haben wieder ihre ursprüngliche Bestimmung, nämlich lange und tropfenfrei zu leuchten. Mehr Informationen über Kira gibt Gaby Hill unter Tel. 081-2266611.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-04-15

Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen