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Wohin das Geld uns treibt

Zum Glück ist der Gast König. Zum Glück muss der Reiseleiter genau alles tun, was dem Gast versprochen wurde und was der Gast erwartet. Wenn das nicht so wäre, würde mancher Reiseleiter den Gast an Löwen verfüttern!

Seit einem Jahr bin ich Reiseleiter und es war wirklich mein Traum, Leuten unser Land zu zeigen. Es ist nicht nur wunderschön, es hat viel Tiefe in sich. Man kann so viel lernen. Da spielt Zeit keine Rolle - die Natur ist immer da. Wäre es nicht schön, einem gestressten, von Zeit gejagten Europäer dies beibringen zu können, ihm mal die Erfahrung geben zu können, wie schön es ist, nur zu sein und die Zeit mal weg zu lassen!?

Alles in der Natur funktioniert zusammen. Da ist keine Notwendigkeit, Angst zu haben. Jede Spinne, jedes Insekt, jede Pflanze, jedes Tier - alles passt so schön zueinander! Und es ist einfach so, da braucht man nichts daran machen. Wäre es nicht schön, einem gehetzten Europäer zu helfen, seine Ängste zu überwinden vor dem, was uns am Wenigsten Leid im Leben antun will? Das war der Traum, den ich hatte. Ich habe das aber leider nicht vollbringen können. Nein, ich konnte der Natur kein Recht geben, weil dazu keine Zeit war und weil ich nicht ich sein durfte. Der Gast ist König und du wirst alles für ihn tun!

Wie habe ich es satt, bei Sossusvlei hetzen zu müssen, um die Dünen im richtigen Licht einzufangen, weil Fotos ja wichtiger sind als das Erlebnis. Um dann so schnell wie möglich zur Sossusvlei-Düne zu rasen, damit man, bevor es zu heiß ist und die Horden von anderen Gästen kommen, auf die Düne kann. Dann - kaum ist der Frühstücksraum reserviert - kommt einfach ein anderer Reiseleiter und übernimmt deinen Platz, da du ja physisch nicht da warst. Mehr als das Auto da lassen kann ich nicht!

Dann geht es weiter zum Dead Vlei - eines der schönsten, ruhigsten Plätze Namibias. Auch dort kommt schon bald die Enttäuschung: Ein Reiseleiter versucht seinen Gästen zu sagen, dass sie die Ruhe genießen sollen, während der nächste ein Gruppenfoto, auf dem auch er zu sehen ist, machen lässt und manche Gäste in diesen alten Baumen klettern, sitzen, schreien. Und dann noch der Jubel und Trubel darum. Und dann flitzt man noch schnell zum Sesriem Canyon. Zum Glück braucht man da nicht so weit laufen und kann nach ein paar Fotos wieder abhauen. Und dann geht's weiter zum nächsten Übernachtungsort. Alles dreht sich nur um die Fotos - und um das Abhaken von dem, was gesehen wurde!

Dann möchte der Gast noch da und da hin. Egal, ob der Reiseleiter schon acht Stunden fährt, ohne Rast auf den Schotterstraßen. Wie heißt es so oft: "Wir sind ja hierher gekommen, um alles zu sehen." Und in meinem Hinterkopf weiß ich: "Wenn wir nicht kriegen was wir wollen, dann wollen wir unser Geld zurück." Was für ein ekeliger Druck, dieses Geld.

Oft sitzt man total k.o. bei einem der Reiseziele und lernt andere Reiseleiter kennen. Wie oft musste ich mir schon anhören, dass ich mir den falschen Beruf ausgesucht habe. Dann überlege ich mir wieder, dass dies nicht das ist, was die Natur von uns will, aber das ist, wohin Geld uns treibt. Dem Gast wird so viel wie möglich angeboten in so kurzer Zeit wie möglich. Und das auf Kosten von dem, was die Natur uns bieten kann. Es tut mir leid, liebe Natur, dass ich das Versprechen, das ich dir gemacht habe, deine Heilungskräfte den Menschen bekannt zu machen, nicht halten konnte.

Sonja Schubert (Reiseleiterin), Windhoek

Anm. der Red.: Der Leserbrief wurde gekürzt.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-26

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