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Wrachtach, alles schon ´mal dagewesen

Eberhard Hofmann
Trotz Ermangelung einer starken Opposition rührt sich immerhin ein irgendwie demokratischer Geist innerhalb der Partei, die sich für die Größte aller Zeiten hält. Dass die Top-Posten der Partei in einer innerparteilichen Wahl unter angetretenen Kandidaten und Kandidatinnen ermittelt werden, is schon ziemlich breitgeschlagen, aber dennoch beachtlich. Und das unbeschadet der Tatsache, dass die Südwestafrikanische Peoples Organisation sich partout net nich auf NAPO, also Namibische Volksorganisation umtaufen lassen will und sich konsequent an das geographische Kolonial-Kürzel SWA von 1960 klammert!

Zumindest eine Firma, die nach 1990 auch unter Druck stand, ihr SWA-Präfix in ein NAm-Präfix umzuwandeln, hat sich mit Erfolg und unter Hinweis auf die ruhmreiche Partei und Befreiungsbewegung dagegen gewehrt. SWA Safaris, ein Unternehmen, das sogar älter als die Partei sein könnte, die zur Zeit ihrer Gründung jedoch soviel Weitblick hatte, zumindest das ethnische Ovambo-Ektikett ihrer kurzlebigen Vorgängerin OPO, Ovamboland Peoples Organisation, abzustreifen.

Ein Safariführer, Tour Guide, Fremdenführer oder Touristenflüsterer, nenn´ ihn, wie de willst, hat für SWA die rein patriotische Deutung geprägt: Sonne - Welwitschia - Abenteuer, wobei wir bemerken müssen, dass aus dem Dreierglück im Bereich des Schnellreich-Tourismus zuweilen nur Sonne und Teuer geblieben sind, wie manch Reisender in verärgerten Zeilen der Okuranta jojindoitjie mitteilt.

Und aus selbiger Touri-Branche legt jener noch eine versöhnliche Deutung des Parteikürzels vor:

S - Security

W - Work

A - Advantage

P - Peace

O - Opportunity

Hier kommt Sympathie aus einem außerparteilichen Bereich zur Partei und der Urheber dürfte damit offene Türen einlaufen. Satirisch-polemische Nebendeutungen und Wortspiele zu den Begriffen der Auslegung, die sich wie von selbst aufdrängen, lassen wir heute am Wendekreis des Steinbocks politisch-pietätvoll aus. Darauf kann man andermal zurückkommen.

Wortspiele! Jesslaik, politische Kampagnen und insbesondere die Laudatio, die Kandidaten wie Omushamane Comräd Nahas Angula auf sich selbst, aber immerhin autobiographisch verantwortet, auf die Leser loslassen, müssen wir nich einfach so stehen lassen, sondern müssen die so biekie aussortieren.

Auf in die Wortspiele: Sagt Omushamane Angula mit geballter Faust: „Die Swapo-Pattie muss sich selbst wieder erfinden und ihre Verbindung zu ihrer traditionellen Kernbasis erneuern, um relevant und Mensch-orientiert (people-centred) zu sein.“

„Die historische Kernbasis besteht aus Arbeitern, Bauern (peasants), Jugend, Studenten, Frauen und fortschrittlichen Intellektuellen.“ Im Arbeiter- und Bauernstaat seiner Prägung erkennt Omushamane Angula sowahr noch andere Gruppen und stellt sich der Gefahr bloß, dass seine Fürsprache sogar für Intellektuelle als Schutz für Eurozentriker ausgelegt erden könnte. Zu viel Intellekt is manchen Genossen toch net nich afrikanisch genug.

Dann streut er obligatorisch noch afrikanischen Ethos ein: „I am because you are.“ Das wiederum verbunden mit der Brücke ziwischen dem Individuum und dem so beliebten Kollektiv der Masse: „Die Individualität ist dem kollektivem Gemeingut unterzuordnen.“ Und somit: Einer für Alle, Alle für Einen.

Und: „Intelligentsia is the class of knowledge workers.“ Bei Angula sind Intelligenzler in einer „Klasse“ zusammengefasst, auch wenn viele Comräds gar nich (mehr) wissen, was eine Klassengesellschaft is. Die Unterscheidung liegt heute und jenseits von Karl Marx eher zwischen Fätt Kätts und Fußvolk, sprich Wählervermassung, im politisch korrekten Diktum „the masses“.

Unternehmer und Arbeitgeber sind bei Comräd Nahas net nich aufgeführt, aber dass er Begabte und führende Fachkräfte als „Intelligenzler“ anerkennt, is nochall überraschend, denn in der Partei-Misskultur der Straflager und Erdlöcher war Intelligenz das Letzte, und waren Konformität und Unterwürfigkeit aber das Erste, das verlangt wurde.

Was noch für Nahas spricht, is seine ausdrückliche Vorliebe für Pünktlichkeit. Die oft strapazierte und bleddy faule Ausrede von „Äffrikän Taim“ bzw. „Leaders are never late but only delayed“ (Führer sind niemals spät, sondern nur verhindert) gilt bei Nahas net nich. Wir ham´s hier schon ´mal erwähnt, wie er - damals noch als Premier - beim üblichen Jahresantrittsapell an Staatssekretäre und Direktoren im großen Kabinettsraum (früher weiße Legislative neben dem Tintenpalast) spät einbummelnde Äffrikänn-Taim-Bürokraten ins Zentrum des Plenarsaales beorderte und die Enn-Bie-ßie-Fernsehkamera auf sie richten ließ - his master´s voice - , um ihre Bummelei vor der Nation bloßzustellen.

Eine Besprechung der Tugenden des anderen Parteipräsidenten-Kandidaten, Comräd Omushamane Jerry Ekandjo, im Rennen gegen den Favoriten Comräd !Gôahesab Hage Gottfried Geingob ersparen wir uns hier. Aber Halt! Da war doch noch ´was.

Comräd Ekandjo hat uns - also dem Fußvolk der Nation - noch ein Versprechen gemacht. Das war um die Zeit der Demontage des Reiterstandbilds durch Angehörige der befreundeten Atomar-Macht Nord-Korea. Das sollte vielleicht ein Trost für den Imageverlust von Ovenduka sein. Für die Renovierung der verlotterten, denkmalsgeschützten Alten Feste neben der Kaffeemaschine seien ca 40 Mio. Nam-Dollar (vierzig Millionen Namibia-Dollar) reserviert, sagte Omushamane Ekandjo seinerzeit. Wo sind se geblieben, fragen wir heute?

Viele Politiker rechnen fest mit der Vergesslichkeit der Öffentlichkeit und wollen an ihr Geschwätz von gestern net nich erinnert werden.

Noch mehr Gechwätz von gestern

Die unglaubliche Misere, die die Aufschneiderei, die Angeberei und das Geschwätz über und mit „free education“ all jenen Staatsschulen beschert hat, die tatsächlich daraufhin ihre Schulfonds ersatzlos und dummgläubig abgeschafft ham, hat manches Staatshostel und so manche Schule bis in den letzten Caprivi-Sambesi-Winkel eingeholt. Mehrere Schulleiter der Region Sambesi sowie Leserbriefschreiber in der Amtssprache greifen das Mumpitz-Konzept „free education“ offen und aggressiv an, denn die Regierung und das Bildungsministerium, entgegen den Beteuerungen der Minister- darunter der selige Abraham Iyambo, der abgetretene Dawida Namwandi und die jetzige Bildungsmiesies Katrina Hanse-Himarwa - lassen Hostelkinder hungern, so dass sie in der Prüfungszeit schnell mal 14 Tage nach Hause geschickt werden. Staat und Schule schaffen es auch nich, die Lücke, die die abgeschafften Schulfonds an den Staatsschulen hinterlassen, lückenlos zu füllen. Abgesehen von der schäbigen Abhängigkeitskultur, die sie so fördern, und der falschen Erwartung, dass Staat und Regierung für „alles“ an den Schulen aufkommen könnten ...

Jetzt werden namhafte Stimmen von Menschen laut, die xhattvoll sind und der Öffentlichkeit und dem Ministerium den Spiegel einer weiteren Fehlentscheidung und Bildungspleite vorhalten. Sie lassen sich nich länger düpieren.

Lang lebe die aktive Meinungsfreiheit!

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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