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Wunderheilung per Ferndiagnose

Das große Geschäft mit den Sorgen der Menschen
WAZon-Redakteur
Nina Victoria Ebner

Einer der selbsternannten Kräuterexperten nennt sich Dr. Makote - ein traditionell-afrikanischer Doktor, wenn man den Angaben Glauben schenken will. Neben Liebesangelegenheiten, Geldsorgen und Erkrankungen widmet er sich auch Brustvergrößerungen und Penisverlängerungen, kann zur Fruchtbarkeit verhelfen, verspricht geschäftlichen Erfolg, bereinigt deinen Rosenkrieg oder sorgt dafür, dass dein Hab und Gut sicher verwahrt bleibt – und das alles nur dank der Kraft der Heilpflanzen. So steht es zumindest auf einem Plakat, das achtlos an einem Stromkasten an der Robert-Mugabe-Avenue in Windhoek klebt. Man müsse bloß anrufen. Die Glaubwürdigkeit bleibt strittig.

Online-Mogelei

Wem das Telefonieren zu altmodisch ist, der findet online auf Facebook gleich mehrere Gruppen und Seiten: „Best traditional doctor in Namibia”, „Love Spell Sawa Coneus”, Dr. Mugu Martin, Dr. Antonio, Dr. Mutusi und einige andere angebliche „Doktoren” liefern sich ein toughes Rennen um die Vormachtstellung in Sachen Wunderheilung. Glaubt man den (ausschließlich positiven) Äußerungen in den Kommentarspalten der Postings, werden ausgesprochen häufig verlassene Frauen und Männer glücklich gemacht, indem der Ex-Partner sich doch wieder in sie verliebt. Oder, auch sehr beliebt, dicke Geldbündel lösen gleich mehrere Probleme mit einem Schlag. Belegt wird die vermeintliche Echtheit der Angebote durch Erfahrungsberichte, die ausschweifende Lobeshymnen über die Anbieter sind. Beigelegt werden glückliche Pärchenfotos oder Bilder von Menschen, die lachend Dollarscheine in die Kamera halten. Man solle sich von der Armut verabschieden, schreibt etwa “Mama Sawa” auf Facebook - ergänzt aber schon im nächsten Post, dass ohne sofortige Bezahlung keine Auskünfte erteilt werden.

Selbstexperiment: Chat mit einer Wunderheilerin

Um herauszufinden, wie diese Profile auf Facebook arbeiten, nehme ich unter einem Vorwand Kontakt mit besagter „Mama Sawa” auf: Wie so viele der angeblichen Kunden wurde ich von meinem Freund für eine andere Frau verlassen. Für die Anbieterin ist das selbstverständlich kein Problem, alles, was sie braucht, sind Bilder von mir und meinem Ex-Freund, die vollständigen Namen und das Alter. Und das aller Wichtigste: 1 800 N$. Dabei muss es allerdings nicht bleiben, vorsichtshalber soll mit mindestens 3000 N$ gerechnet werden, sollten doch mehr Probleme gelöst werden müssen, als zu Beginn klar war - ganz im Sinne der Redensart „Mehr ist mehr”. 1000 N$ würde allein ein Öl gegen Pechsträhnen kosten, lässt „Mama Sawa” vernehmen. Ihre Dienste biete die selbsternannte Pflanzen-Spezialistin sowohl online, als auch persönlich an. Obwohl im Facebook-Profil als Wohnort Katutura angegeben ist, würde mich die Person für eine persönliche Audienz in eine andere Richtung schicken, nämlich nach Ombandja, in Angola. Da Online kein Hinweis auf eine real existierende Person zu finden ist, wurde das Angebot aus Sicherheitsgründen abgelehnt.

Die Sehnsucht nach dem Übernatürlichen

Der Wunsch der Menschen, sich auf Übernatürliches verlassen zu können, ist nicht unbedingt auf Namibia beschränkt. In Europa, Russland und Australien tourt etwa der Kroate Braco umher, der Mann mit dem „heilenden Blick”. Hier zahlen die Besucher gerne 10 Euro, nur um ihm in die Augen schauen zu dürfen. In Birma wiederum arbeitet Sayargyi U Sheini, ein Schamane, der Besucher aus Asien, Europa und den USA empfängt – seine Bezahlung soll er in 14 Autos und drei Häuser angelegt haben. In Brasilien war João Teixeira de Faria der Star auf seinem Gebiet – solange zumindest bis ihm sexueller Missbrauch der Kundinnen vorgeworfen wurde.

Nicht hinter jedem Facebook-Profil steckt ein Pflanzenkenner, der guten Gewissens natürliche Heilmittel gegen Erkrankungen anpreist. Online-Foren werden oft missbraucht, um gutgläubige Menschen zu großen Geldzahlungen zu bewegen. Es wird Profit aus ihrer Hilflosigkeit geschlagen. Die Anonymität des Internets erlaubt den Drahtziehern dabei große Freiheiten, denn eines bleibt immer im Verborgenen: Die echten Menschen hinter den Facebook-Profilen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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