Xenophobie oder Solidarität?
Anhaltspunkte namibisch-chinesischer Beziehungen gesucht
Von Eberhard Hofmann
Windhoek
Präsident Geingob bezeichnet das Verhältnis zwischen Windhoek und Peking als eine „Allwetterfreundschaft“ und höhere Staatsbeamte preisen die Verbindung an, während die Beurteilung der Beziehungen in der breiten Öffentlichkeit eher mit Vorurteilen und gemischten Erfahrungen durchwachsen erscheint. Dietrich Remmert und Rakkel Andreas vom IPPR-Institut haben am Freitag eine aktuelle Briefing-Schrift vorgestellt: „Risks and Rewards -– Making Sense of Namibia-China Relations“.
Wo sie denn stattfindet, wird die öffentliche Debatte über die Beziehung eher an Einzelerfahrungen als an einer festen Datengrundlage festgemacht. Die Autoren räumen gleich zu Beginn ihrer Schrift ein, dass nur veraltete und dazu begrenzte Daten zur Verfügung stehen und dass das öffentliche Urteil von Spekulation, Stereotypen und Annahmen gekennzeichnet ist und daher viele Lücken aufweist. Das Institut folgert: „Es gibt Anzeichen, dass der namibische Privatsektor im Hinblick auf das Investitions- und Handelspotenzial nicht gründlich engagiert ist.“ Zur staatlich-öffentlichen Ebene heißt es: „Es ist bedauerlich, dass die namibische Regierung zur Beziehung mit der Volksrepublik China kein Strategiepapier und keine Anleitungsschrift herausgegeben hat.“ Führende Staatsbeamte würden Sorgen und Bedenken „einfacher Bürger und einiger Wirtschaftssektoren“ zu den Auswirkungen chinesischer Investition und Aktivitäten nicht ernstnehmen. Misstrauen führe dazu, dass einige namibische Wirtschaftssektoren die positiven Auswirkungen eines strategischen Engagements mit China nicht erkennen würden.
Obwohl sich das IPPR bemüht hat, die Bevölkerungszahl der Chinesen in Namibia zu bestimmen, bleibt dieser Versuch auch in Mutmaßungen stecken. Die Volkszählung von 2001 ergab 1200 Chinesen, vor zwei Jahren notierte die US-amerikanische Hopkins-Universität 880 Chinesen, aber niemand nimmt dem Innenministerium ab, dass es 100000 seien.
Remmert und Andreas haben die mess- und überschaubare Beteiligung der Chinesen vor allem in folgenden namibischen Wirtschaftsbereichen quantifiziert: Bergbau, Baugewerbe und Kleinhandel. Im Uranbergbau beherrscht China durch Mehrheitsbeteiligung an Rössing Uranium (69%) und Husab (90%) sowie Langer Heinrich (25%), die letztere Mine zurzeit eingemottet, die Vormachtstellung.
Auf dem Sektor Baugewerbe hatte IPPR wegen fehlender amtlicher Einteilung große Mühe, annähernd exakte Statistiken aufzuarbeiten. Im Zeitraum 2010 bis 2018 haben 18 Ministerien und das Amt des Premiers 251 amtliche Bauaufträge erteilt, von denen 21 (8,4%) an rein chinesische Unternehmen vergeben wurden. Aber gut die Hälfte der 251 Aufträge haben Gesellschaften mit namibisch-chinesischer Beteiligung erhalten. Laut Remmert und Andreas fällt jedoch auf, dass die Großaufträge des Staats hauptsächlich an rein chinesische Unternehmen gegangen sind, was einem Wertanteil von 37,6% entspreche.
Bei der Beurteilung des Sektors Einzelhandel und Kleinunternehmen (SMEs) stützen sich Remmert und Andreas auf Daten der BIPA-Instanz (Business and Intellectual Property Authority), die landesweit von 179029 Geschäftsunternehmen und Agenturen, inklusive Close Corporations (cc), ausgeht. Davon seien 1176 Unternehmen in chinesischem Besitz, beziehungsweise würden mit chinesischer Beteiligung betrieben. Auch hier beklagen sich die Autoren, dass sie aus dem zuständigen Handelsministerium keinerlei stichhaltige Statistiken erielten.
Die IPPR-Schrift endet mit konstruktiven Empfehlungen, darunter die Ermutigung, dass Bedenken des einfachen Bürgers das Potenzial positiver Entwicklungen nicht verstellen sollten. Und vom Staat verlangt IPPR mehr Transparenz sowie eine öffentliche Strategie und Anleitung für den Umgang mit dem chinesisch-namibischen Engagement.
Windhoek
Präsident Geingob bezeichnet das Verhältnis zwischen Windhoek und Peking als eine „Allwetterfreundschaft“ und höhere Staatsbeamte preisen die Verbindung an, während die Beurteilung der Beziehungen in der breiten Öffentlichkeit eher mit Vorurteilen und gemischten Erfahrungen durchwachsen erscheint. Dietrich Remmert und Rakkel Andreas vom IPPR-Institut haben am Freitag eine aktuelle Briefing-Schrift vorgestellt: „Risks and Rewards -– Making Sense of Namibia-China Relations“.
Wo sie denn stattfindet, wird die öffentliche Debatte über die Beziehung eher an Einzelerfahrungen als an einer festen Datengrundlage festgemacht. Die Autoren räumen gleich zu Beginn ihrer Schrift ein, dass nur veraltete und dazu begrenzte Daten zur Verfügung stehen und dass das öffentliche Urteil von Spekulation, Stereotypen und Annahmen gekennzeichnet ist und daher viele Lücken aufweist. Das Institut folgert: „Es gibt Anzeichen, dass der namibische Privatsektor im Hinblick auf das Investitions- und Handelspotenzial nicht gründlich engagiert ist.“ Zur staatlich-öffentlichen Ebene heißt es: „Es ist bedauerlich, dass die namibische Regierung zur Beziehung mit der Volksrepublik China kein Strategiepapier und keine Anleitungsschrift herausgegeben hat.“ Führende Staatsbeamte würden Sorgen und Bedenken „einfacher Bürger und einiger Wirtschaftssektoren“ zu den Auswirkungen chinesischer Investition und Aktivitäten nicht ernstnehmen. Misstrauen führe dazu, dass einige namibische Wirtschaftssektoren die positiven Auswirkungen eines strategischen Engagements mit China nicht erkennen würden.
Obwohl sich das IPPR bemüht hat, die Bevölkerungszahl der Chinesen in Namibia zu bestimmen, bleibt dieser Versuch auch in Mutmaßungen stecken. Die Volkszählung von 2001 ergab 1200 Chinesen, vor zwei Jahren notierte die US-amerikanische Hopkins-Universität 880 Chinesen, aber niemand nimmt dem Innenministerium ab, dass es 100000 seien.
Remmert und Andreas haben die mess- und überschaubare Beteiligung der Chinesen vor allem in folgenden namibischen Wirtschaftsbereichen quantifiziert: Bergbau, Baugewerbe und Kleinhandel. Im Uranbergbau beherrscht China durch Mehrheitsbeteiligung an Rössing Uranium (69%) und Husab (90%) sowie Langer Heinrich (25%), die letztere Mine zurzeit eingemottet, die Vormachtstellung.
Auf dem Sektor Baugewerbe hatte IPPR wegen fehlender amtlicher Einteilung große Mühe, annähernd exakte Statistiken aufzuarbeiten. Im Zeitraum 2010 bis 2018 haben 18 Ministerien und das Amt des Premiers 251 amtliche Bauaufträge erteilt, von denen 21 (8,4%) an rein chinesische Unternehmen vergeben wurden. Aber gut die Hälfte der 251 Aufträge haben Gesellschaften mit namibisch-chinesischer Beteiligung erhalten. Laut Remmert und Andreas fällt jedoch auf, dass die Großaufträge des Staats hauptsächlich an rein chinesische Unternehmen gegangen sind, was einem Wertanteil von 37,6% entspreche.
Bei der Beurteilung des Sektors Einzelhandel und Kleinunternehmen (SMEs) stützen sich Remmert und Andreas auf Daten der BIPA-Instanz (Business and Intellectual Property Authority), die landesweit von 179029 Geschäftsunternehmen und Agenturen, inklusive Close Corporations (cc), ausgeht. Davon seien 1176 Unternehmen in chinesischem Besitz, beziehungsweise würden mit chinesischer Beteiligung betrieben. Auch hier beklagen sich die Autoren, dass sie aus dem zuständigen Handelsministerium keinerlei stichhaltige Statistiken erielten.
Die IPPR-Schrift endet mit konstruktiven Empfehlungen, darunter die Ermutigung, dass Bedenken des einfachen Bürgers das Potenzial positiver Entwicklungen nicht verstellen sollten. Und vom Staat verlangt IPPR mehr Transparenz sowie eine öffentliche Strategie und Anleitung für den Umgang mit dem chinesisch-namibischen Engagement.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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