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Yelawolf - das große Feature: „Es ist Zeit, meine Flügel auszubreiten“

Claudia Reiter
Von Katharina Moser, Windhoek

„Als die Corona-Pandemie ausbrach, waren wir mitten in einer ausverkauften Tour in Europa, und dann machte Trump seine Ankündigung, dass wir alle zurückkommen sollten“, erzählt uns der amerikanische Rapper Yelawolf. „Ich habe dann den ganzen Lockdown damit verbracht, zu schreiben und Musik zu machen, denn ich kann einfach nicht stillsitzen. Das konnte ich noch nie.“ Jetzt, sagt er, bot sich die Gelegenheit, Musik zu schreiben und sie zu veröffentlichen. „Ich hatte einfach die Freiheit dazu. Ich könnte wahrscheinlich jeden Monat ein Hip Hop-Album herausbringen, denn das Schreiben fällt mir leicht und ist ein schneller Prozess.“ In den ersten drei Aprilwochen veröffentlichte er dann im Rahmen seiner „April Onslaught“ die kollaborativen Projekte Turqouise Tornado, Slumafia und Mile Zero. Die „Onslaught“ kumulierte schließlich in dem Studioalbum Mud Mouth, das Ende April veröffentlicht wurde.

Stilistisch und inhaltlich unterscheiden sich die Projekte erheblich und zeigen die große Bandbreite von Yelawolf. „Metaphorisch gesehen geht es bei Mud Mouth um Leben, Tod und Wiedergeburt. Es ist ein chronologischer und stilistischer Blick auf meine Geschichte.“ Eine Geschichte, von der Yelawolf eine Menge zu erzählen hat. Geboren, als seine Mutter noch ein Teenager war, wuchs er im ländlichen Tennessee und Alabama auf. Familienkonstellationen nicht immer einfach und Drogenmissbrauch nie weit entfernt, wurde Yelawolf in einem unterprivilegierten amerikanischen Umfeld groß, oder wie er es nennt, in der Gosse. Seine Songs seien ein Ausdruck des Amerikas, das Yelawolf repräsentiere: Staubig, kämpferisch, unterprivilegiert, unverwüstlich, fleißig und typisch Südstaaten. „Die Art und Weise, wie man aufwächst, formt einen als Persönlichkeit, egal woher man kommt.“

Doch nicht nur seine Erziehung, sondern auch seine Karriere ist eine nicht weniger bewegende und abwechslungsreiche Geschichte. Yelawolf begann als Independent-Künstler und produzierte mehrere Underground-Mixtapes. Den Stein ins Rollen brachte er 2009, als er sein Mixtape Trunk Muzik veröffentlichte. Danach unterschrieb er einen Plattenvertrag bei Interscope Records, wechselte aber bald darauf zu Shady Records und geriet unter die Fittiche von Eminem, wo er das Album Radioactive schrieb. In den Jahren danach bewies Yelawolf sein Können mit verschiedenen Alben, die seine künstlerische Entwicklung dokumentieren: das Mixtape Trunk Muzik Returns (2012) und sein bedeutendes Album Love Story (2015), Trial by Fire (2017) sowie Trunk Muzik III (2019).

„Mein erstes Album Radioactive mit Shady war der wichtigste Punkt in meiner Karriere, an

dem ich entschied, dass ich die Zügel meines Stils nicht aus der Hand geben kann“, beschreibt Yelawolf seine frühen Labelkontakte. „Nach dem Erfolg von Trunk Muzik waren sie auf der Jagd nach einer Hitsingle.“ Doch das, so wird deutlich, war gar nicht das, was Yelawolf sich für sich selbst vorstellte. „Ich bin kein Single-Typ-Künstler. Ich interessiere mich mehr für den Song selbst als für die Single.“ Daher schrieb er Love Story, was ihm den Durchbruch im Rapgeschäft bescherte. Nach fünf Alben, die unter Shady Records veröffentlicht wurden, war das Album Ghetto Cowboy (2019) das erste, das von seinem eigenen Label Slumerican produziert wurde.

Das von Yelawolf gegründete Label Slumerican ist eine Wortschöpfung aus Slum und Amerika. „Als ich Slumerican gründete, war die Idee, dass die ganze Welt einen Kampf nachempfinden kann. Welche Gesellschaft in welchem Teil der Welt kann sich nicht damit identifizieren? Es gibt immer und überall Underdogs. Jede Stadt hat eine schlechte Gegend, ein „außerhalb“. Ich wusste, dass das bei vielen Menschen auf Resonanz stoßen würde.“ Gerade Hip Hop sei lange Zeit eher materialistisch dekoriert gewesen, man musste eine Kette haben, ein Auto, ein Haus. „Aber obwohl ich mit Essensmarken (foodstamps) aufgewachsen bin, hatte ich nie ein Verlangen nach bestimmten Dingen, die mich dazugehören lassen würden“, reflektiert Yelawolf. Für ihn ist Slumerican auch ein Lebensstil. Eine Ideologie, aber nicht, wie er betont, in irgendeiner Weise politisch. „Ich kümmere mich sehr wenig um Politik, aber als Amerikaner ist mein Beitrag zur Gesellschaft und zum sozialen Bewusstsein, dass ich meine Geschichte erzähle, durch mein Label, meine Kleidung, die Bikes, die wir fahren, die Autos, die wir bauen (…). All dies widerspiegelt, wie wir aufgewachsen sind und wir feiern unseren Lebensstil durch Kunst. Ich bin definitiv stolz auf die amerikanische Kultur und die Kunst ist mein Weg, dies auszudrücken.“

Yelawolf hat bereits angekündigt, im Jahr 2022 ein neues Album zu veröffentlichen, das den Titel Sometimes Why tragen wird, allerdings handelt es sich dabei diesmal um ein Rockalbum. Er erzählt uns, dass er zusammen mit Shooter Jennings in den Sunset Studios am Sunset Boulevard war, demselben Studio, in dem Led Zeppelin, The Doors und Prince ihre weltverändernden Songs aufgenommen haben. Man kann den Stolz in seiner Stimme hören, als er erzählt, dass Sometimes Why in genau demselben Raum mit genau demselben Equipment aufgenommen wurde, in dem Prince Purple Rain aufnahm. „Das Album wird komplett analog sein, kein Rap, purer Rock'n'Roll. Schon seit ich mit Rock'n'Roll-Melodien spiele, bereits seit meinem Mixtape Stereo, habe ich die Saat ausgestreut, die zu diesem Album führen sollte. Und das ist der Grund, warum Mile Zero das letzte Projekt vor Mud Mouth war, denn es stellt dar, womit ich angefangen habe, mit diesem Stil habe ich begonnen zu schreiben. Mud Mouth fasst meine Hip-Hop-Karriere und meine Liebe und Leidenschaft dafür zusammen. Deshalb ist im April so viel herausgekommen. Ich wollte ein Zeichen setzen und die Leute mit all den Styles vertraut machen, die ich im Laufe der Jahre gezeigt habe - denn nun bin ich dabei, das Programm komplett umzustellen.“

Dennoch, so kündigt er an, werde er immer weiter Hip Hop performen. „Meine Fans werden schockiert sein, auf eine gute Art und Weise.“ Er lacht herzlich. Doch für diejenigen, die dem Rapper in Yelawolf treu bleiben wollen, hat er auch gute Nachrichten. „Ich sage niemals nie. Es ist einfach an der Zeit für mich, meine Flügel auszubreiten. Aber ich würde nicht sagen, dass ich nie wieder Hip Hop schreibe, das wäre einfach dumm. Wer weiß, was die Zukunft bringt?“

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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