Yin und Yang des AZ-Alltags
Der Ursprung des Yin und Yang wird der chinesischen Naturphilosophie zugeschrieben und ist über 3000 Jahre alt. Es beschreibt zwei grundsätzlich gegensätzliche Phänomene, die sich aber gegenseitig bedingen, wie Himmel und Erde, weiblich und männlich usw. In Ost wie in West bringt man dieses Phänomen heute auf die Kurzformel "Dualismus". Ich will hier einmal versuchen, ob man das auch auf eines meiner Lieblingsthemen anwenden kann - das berühmt-berüchtigte "Deutsche Wesen".
Und los geht's: Ein Mann betritt die Räume der AZ. Er will eine bei uns angebotene CD kaufen und erwartet deshalb, wie in einem normalen Geschäft, prompten Service. Das Problem ist nun, dass die AZ-ler gerade allesamt am Konferenztisch sitzen, um die aktuelle Zeitung zu planen. Das sieht dieser Mann zwar und er wird ebenfalls informiert, dass man sich in einer Minute um in kümmern wird. Dies hält ihn aber nicht davon ab, binnen drei Sekunden ungeduldig zu werden. Er beginnt zu schimpfen und sich mächtig aufzuregen, was für ein "SAUHAUFEN" das denn wohl hier sei.
Eine Weile später erhalte ich Neuzugang zum Ordner "Schmäh- und Drohbriefe der AZ-Leser". Diesmal geht es um eine "eindeutige" Falschmeldung zur Erreichbarkeit einer Internetseite. Wenn ich nicht "sofort" alles widerrufe was ich da geschrieben habe, ja dann aber? eine Weile später stellt sich heraus, dass dieser Artikel gar nicht so falsch war und wir alle dürfen gespannt sein, ob und wie dieses Dienstleistungsunternehmen den geschilderten Umgang mit Medien und potentiellen Kunden erklären wird.
Der oben erwähnte Ordner hat inzwischen den Umfang eines Telefonbuches erreicht, inklusive solcher Stilblüten wie "mit unserer Entwicklungshilfe finanzieren wir den namibischen Uranabbau, aus dem die Iraner jetzt die Bombe bauen" eines Lesers aus Deutschland. Der Löwenanteil dieser Post befasst sich übrigens mit dem Zweiten Weltkrieg und zahllosen Erklärungsversuchen, warum "die Anderen" eindeutig die Schuld an diesem kleinen Missgeschick der deutschen Geschichte hatten.
Mit Frust im Bauch über die eigenen Landsleute kann ein Schreiber nicht arbeiten, deshalb besuche ich wieder eine Weile später unseren Oberboss Chris Jacobi, der auf die geschilderten Fälle hin antwortet: "Du müsstest wissen, dass Deutsche nicht freundlich sein können. Die haben da diesen Gendefekt". Er sagt das ohne Groll, tatsächlich scheinen die Afrikaaner sogar dankbar zu sein, wenn ihnen jemand den Ruf abnimmt, der "unfreundlichste Stamm Namibias" zu sein. Leider hilft mir das nicht, meine Stimmung ist jetzt erst richtig schlecht. Am liebsten würde ich irgendjemanden ordentlich anschnauzen, damit ich mich besser fühle. Bevor mir klar wird, dass genau dieses reflexhafte Abladen von Frust und Aggression auf Unschuldige das Deutsche Wesen wie nichts anderes beschreibt, geht die Tür auf und ein deutsches Urlauberpaar rettet mir den Tag (s. Seite 3). Yang ist da und mir bleibt nur zu fragen, warum es nicht mehr davon gibt.
Und los geht's: Ein Mann betritt die Räume der AZ. Er will eine bei uns angebotene CD kaufen und erwartet deshalb, wie in einem normalen Geschäft, prompten Service. Das Problem ist nun, dass die AZ-ler gerade allesamt am Konferenztisch sitzen, um die aktuelle Zeitung zu planen. Das sieht dieser Mann zwar und er wird ebenfalls informiert, dass man sich in einer Minute um in kümmern wird. Dies hält ihn aber nicht davon ab, binnen drei Sekunden ungeduldig zu werden. Er beginnt zu schimpfen und sich mächtig aufzuregen, was für ein "SAUHAUFEN" das denn wohl hier sei.
Eine Weile später erhalte ich Neuzugang zum Ordner "Schmäh- und Drohbriefe der AZ-Leser". Diesmal geht es um eine "eindeutige" Falschmeldung zur Erreichbarkeit einer Internetseite. Wenn ich nicht "sofort" alles widerrufe was ich da geschrieben habe, ja dann aber? eine Weile später stellt sich heraus, dass dieser Artikel gar nicht so falsch war und wir alle dürfen gespannt sein, ob und wie dieses Dienstleistungsunternehmen den geschilderten Umgang mit Medien und potentiellen Kunden erklären wird.
Der oben erwähnte Ordner hat inzwischen den Umfang eines Telefonbuches erreicht, inklusive solcher Stilblüten wie "mit unserer Entwicklungshilfe finanzieren wir den namibischen Uranabbau, aus dem die Iraner jetzt die Bombe bauen" eines Lesers aus Deutschland. Der Löwenanteil dieser Post befasst sich übrigens mit dem Zweiten Weltkrieg und zahllosen Erklärungsversuchen, warum "die Anderen" eindeutig die Schuld an diesem kleinen Missgeschick der deutschen Geschichte hatten.
Mit Frust im Bauch über die eigenen Landsleute kann ein Schreiber nicht arbeiten, deshalb besuche ich wieder eine Weile später unseren Oberboss Chris Jacobi, der auf die geschilderten Fälle hin antwortet: "Du müsstest wissen, dass Deutsche nicht freundlich sein können. Die haben da diesen Gendefekt". Er sagt das ohne Groll, tatsächlich scheinen die Afrikaaner sogar dankbar zu sein, wenn ihnen jemand den Ruf abnimmt, der "unfreundlichste Stamm Namibias" zu sein. Leider hilft mir das nicht, meine Stimmung ist jetzt erst richtig schlecht. Am liebsten würde ich irgendjemanden ordentlich anschnauzen, damit ich mich besser fühle. Bevor mir klar wird, dass genau dieses reflexhafte Abladen von Frust und Aggression auf Unschuldige das Deutsche Wesen wie nichts anderes beschreibt, geht die Tür auf und ein deutsches Urlauberpaar rettet mir den Tag (s. Seite 3). Yang ist da und mir bleibt nur zu fragen, warum es nicht mehr davon gibt.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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