Zeitzeugin zu Besuch in Namibia

Der ehemalige Informationsminister Ben Amathila ist ein emotionaler Mensch, der recht nahe am Wasser gebaut ist. Gut nachvollziehbar ist deshalb sein gestriger Kampf um Selbstbeherrschung, als er in den Räumen des Staatsarchivs in Windhoek eine alte Freundin wiedertraf. Noch heute nennt er sie liebevoll "unsere Betsy". Und so wurde aus dem formalen Treffen des Vorsitzenden vom Project on Archives of Anti-Colonial Resistance and the Liberation Struggle (AACRLS) und der ehemaligen Anwältin und Bürgerrechtlerin Elizabeth S. Landis schnell ein Familientreffen voller Anekdoten und Erinnerungen.

Elizabeth Landis, die nächsten Monat 83 Jahre alt wird, ist eine wichtige Zeitzeugen und war eine aktive Gestalterin auf dem langen Weg zur Unabhängigkeit Namibias. Amathila spricht über diese Frau voller Hochachtung und ihr Lebenslauf ist in der Tat beeindruckend. SIe arbeitete als Anwältin im Team des ehemaligen UNO-Kommissars für Namibia, Sean McBride, der 1974 für sein Wirken mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Sie arbeitete auch im Team von George Houser, einem der schärfsten Gegner der Rassentrennung in den USA und Gründungsvater des American Committee on Africa. Als Präsident Sam Nujoma 1959 nach dem Aufstand in Katutura aus Afrika floh, war George Houser in New York seine erste Anlaufstation. All dies hat Elizabeth Landis erlebt. Bis Ende dieser Woche ist die zierliche alte Dame, deren Augen noch immer voller Tatendrang funkeln, in Windhoek auf den Spuren der Vergangenheit unterwegs.