Zoel rechtfertigt Intervention
Zoel hat darauf hingewiesen, dass nach dem Eingriff französischer Truppen in den Bürgerkrieg in Mali auch afrikanische Soldaten interveniert haben. Er betonte, dass die „erste und bessere Option“ die Intervention der Afrikanischen Union (AU) gewesen wäre, wie die kontinentale Dachorganisation in Addis Abeba sich schon lange in solchen Fällen vorgenommen hat. Aber Frankreich habe den desparaten Notruf des malischen Vize-Präsidenten nicht ausschlagen können, zumal sich der französische Präsident Hollande in kürzester Zeit noch mit den Staatsoberhäuptern der Regionalorganisation ECOWAS, mit der AU sowie mit den Staatschefs von Nigeria und Südafrika über die Notlage Malis beraten habe: „Wie Präsident Hollande beim AU-Gipfel in Addis Abeba wiederholt hat: Frankreich ist vom Beginn der französischen Intervention davon ausgegangen, dass der Eingriff zwar richtig und notwendig war, aber dass es lediglich die zweitbeste Option war.“ Die Beratung mit den anderen Staatschefs sei notwendig gewesen, weil „der unaufhaltsame Aufmarsch der Terroristen“ gestoppt werden und die rebellischen Kräfte „aus ihren Bastionen“ vertrieben werden mussten.
Zoel erklärte, dass Frankreich dem Lande Mali auch historisch verpflichtet sei, denn malische Soldaten hätten 1944/45 in der französischen Befreiungsarmee gekämpft, um Frankreich mit den anderen Alliierten von der Nazi-deutschen Besatzung zu befreien. Vor diesem Hintergrund sei zu verstehen, dass Präsident Hollande im Februar dieses Jahres in Timbuktu einen Heldenempfang erhalten habe. Hollande habe auch den UNESCO-Friedenspreis für die französische Intervention in Mali erhalten. Botschafter Zoel sagte, dass kurz nach der Intervention Ghana und Nigeria ebenfalls Truppen zur Unterstützung nach Mali entsandt hätten. „Es war jedoch stets Zielsetzung Frankreichs, die Verantwortung den afrikanischen und UNO-Truppen zu überlassen, was nun geschehen ist.“
Zoel würdigte die finanzielle Unterstützung Namibias für die afrikanische Interventionstruppe AFISMA. Fragen der militärischen Intervention in afrikanische Krisenherde würden gewiss auch bei dem Afrika-Gipfel im Dezember in Paris behandelt, zu dem der französische Präsident die Staatsoberhäupter bei seinem Besuch in Addis Abeba eingeladen habe, als die AU ihren 50. Jahrestag begangen hat.
Zu den besonderen Beziehungen zwischen Frankreich und Namibia betonte Zoel, dass sein Land sich als Interessenträger der Entwicklung Namibias verstehe, sowohl durch bilaterale Kooperation als auch über den Europäischen Entwicklungsfonds, zu dem Frankreich unter den 28 EU-Ländern ein Fünftel (20%) beitrage. Auch sei Frankreich wesentlich am globalen Aids-Fonds beteiligt. Der Botschafter wies noch auf französische Interessen an der Areva-Unranmine hin, die auf jeden Fall operationsfähig erhalten werde, obwohl derzeit kein Uranerz gefördert wird.
Der Botschafter sagte, dass er insgesamt zwölf Jahre in Afrika gedient habe, davon vier Jahre und acht Monate in Namibia. „Das macht mich noch nicht zum Spezialisten. Ich sage daher gern: desto mehr ich über Afrika und seine besonderen Regionen, Menschen und Kulturen erfahre, desto mehr merke ich, dass ich nicht viel weiß.“
Von Eberhard Hofmann, Windhoek
BU
Frankreichs scheidender Botschafter Jean-Louis Zoel, rechts, lässt zur Feier des französischen Nationalfeiertages die Hymnen der beiden befreundeten Staaten spielen, hier mit dem namibischen Vize-Außenminister Peya Mushelenga. Der Nationaltag ist in diesem Jahr auf den Sonntag gefallen und wurde gestern (am Montag) mit geladenen Gästen im Franko-Namibischen Zentrum von Windhoek begangen. Foto: Eberhard Hofmann
Zitat:
„Wenn ich so frei sein darf, obwohl Frankreich ein Säkularstaat ist: Gott segne Namibia.“
Jean-Louis Zoel, der französische Botschafter vor seinem Abschied
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Allgemeine Zeitung
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