Zu Besuch bei den "Kamel-Spatzen"
Sie kennen doch sicher den "Kamel-Spatz" ??? Den größten, schwersten und schnellsten Laufvogel unseres Planeten? Dessen Gehirn wiegt nur etwa 40g , das Auge etwa 60g und das große Herz sogar 900g. Sein Ei muss eine volle Stunde gekocht werden, um es als "hart" bezeichnen zu können, wobei der Inhalt dem Volumen von 24 Hühnereiern entspricht und von dessen Rührei etwa 20 Personen satt werden können. Umso mehr verwundert der wissenschaftliche Name: "Struthio Camelus", der Kamel-Spatz. Struthion, aus dem Altgriechischen abgeleitet, bedeutet nämlich "der Spatz", doch eher etwas Kleines und Camelus ist ja allen hinlänglich bekannt. Schon der altrömische Geschichtsschreiber Plinius der Ältere berichtete im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung in seiner "Naturalis Historia" von einem großen Vogel, der seinen Kopf im Gebüsch versteckt und der sogar Steine und Eisen verdauen kann.
Alles das sind keine Märchen: Die Rede ist natürlich vom "Vogel Strauß", der früher nicht nur in ganz Afrika verbreitet war, - heute nur mehr südlich und östlich der Sahara - , sondern auch in Europa, im Orient und in Asien, wie frühzeitliche Funde beweisen. Selbst in China fand man gut erhaltene, prähistorische Abbildungen. Der letzte Arabische Strauß verstarb 1966 in Jordanien, nachdem die verschiedenen Strauß-Arten Jahrhunderte hindurch für die begehrten Federn und das wertvolle Fett bejagd, und schließlich beinahe ausgerottet worden waren.
Maria ist zum ersten Mal zu Besuch in Südafrika und möchte natürlich auch einmal eine echte Straußenfarm besichtigen. Um ins eigentliche Straußenzentrum, nach Oudtshoorn ins Landesinnere zu fahren, hat sie leider viel zu wenig Zeit. Dort befinden sich die bekannten Straußen-Show-Farmen, wo man nicht nur die Aufzucht und Haltung dieser interessanten Laufvögel, sondern auch die prunkvollen Villen der ehemaligen, so genannten Straußen-Barone besichtigen kann.
Zum Glück brauchen wir aber nicht Hunderte von Kilometern bis in die Karoo zu fahren, um Strauße besichtigen zu können, denn nur etwa 20 Minuten von Kapstadts City entfernt, an den Hängen der Durbanville Hills gelegen, befindet sich die Straußen-Ranch der Familie Kanigowski. Hier kann man die Tiere ähnlich wie in Oudtshoorn, in ihren Gehegen beobachten, vom Schlüpfen aus dem Ei angefangen über alle diversen Entwicklungsstadien. Die Farm wurde für Besucher in den vergangenen Jahren erweitert, und umfasst heute eine eigene Produktionstätte für Straußenleder sowie zwei dazugehörige Geschäfte. Zusätzlich wurde auch eine Zweigstelle des beliebten und bekannten Scratch Patch, mit einem umfangreichen Sortiment an Halbedelsteinen eröffnet. Des Weiteren gehört dazu ein Restaurant, das dem interessierten Besucher eine spezielle Auswahl an Speisen aus Straußen-Eiern und Straußenfleisch bietet.
Hier treffen wir auch auf Stefan, einen gebürtigen Salzburger, der seit über 30 Jahren in Südafrika ansässig ist. Auf der Farm ist er inzwischen so etwas wie das "Mädchen für fast alles", - wie er sich selbst lachend bezeichnet. Er weiß nahezu alles über die Aufzucht der Tiere und begleitet uns auf unserem interessanten Rundgang über die gesamte Farm.
Wir beginnen die Tour im so genannten Display-Room, wo die diversen Stationen eines Straußenlebens aufgezeigt werden: zuerst die Eier, die bei einem Durchmesser von rund 15 cm ein stattliches Gewicht von an die 2 Kilo auf die Waage bringen, Straußenküken beim Schlüpfen und in Alkohol konservierte Föten von mehreren Wochen. Anhand eines lebensgroßen Straußen-Skeletts lassen sich die wichtigsten Voraussetzungen erkennen, die es ihm bei einer Körpergröße von bis zu 2.50 m und einem Gewicht um die 135 Kilo ermöglichen, über Kilometer hinweg eine Geschwindigkeit von über 50 Km/h zu laufen.
Nebenan sitzen einige Xhosa-Frauen und bemalen in einem aufwendigen Verfahren die Straußen-Eier mit bunten Motiven. Für die Touristen ein überaus beliebtes Geschenk zum Mitnehmen. Auch eine Sammlung alter Straußen-Fächer aus dem vergangenen Jahrhundert mit Haltestäbchen aus Perlmutt und Schildpatt sind ausgestellt. Bereits im alten Ägypten vor 5000 Jahren sowie in Mesopotamien waren Straußenfedern als Schmuck schon bekannt und beliebt. Hier in Südafrika verwendeten die einheimischen Khoisan die großen Eierschalen der Strauße als Trinkgefäße sowie in kleinen, geschliffenen Stücken als Schmuck für einfache Armbänder und Halsketten.
Hier erfahren wir auch, dass die ersten lebenden Straußen-Küken bereits 1652 am Kap von den Einheimischen an Holländische Siedler verkauft worden waren, die sie dann weiter nach Batavia, dem heutigen Indonesien exportierten, weiter nach Indien und sogar bis nach Japan, an den dortigen Kaiserhof. Die erste dokumentierte Straußenfarm gab es schon um 1679 im Zentrum des heutigen Kapstadts.
Stefan führt uns hinaus in die Zuchtgehege. Etwa 220 Vögel leben hier im Freien, 78 Brutpaare, wobei immer zu jedem Hahn zwei Hennen gehören. Neben dem südafrikanischen Strauß leben hier auch andere Arten wie Schwarzhals-Strauß, West-Coast-White-Strauß, Zwergstrauß, Emu und Rhea. Manche von ihnen sind ganz neugierig und kommen zu uns bis an den Zaun heran. Wir dürfen sie mit Pellets aus Luzerne füttern. Strauße sehr wehrhafte Vögel, vor allem wenn sie brüten. Ein Tritt mit ihren zweizehigen Füßen kann sogar beim Menschen lebensgefährliche Verletzungen hervorrufen. Wenn man die bis zu 10 cm langen Krallen daran sieht und die Kraft ihrer muskulösen Beine kennt, verwundert dies garnicht.
Mit Stefan betreten wir jetzt auch den Brutkasten-Raum, wo bei immer exakt gleichbleibenden Temperaturen die Straußen-Eier ausgebrütet werden. Die neuen, modernen Anlagen, die sogar vollautomatisch die Eier wenden, mag er garnicht so gern, meint Stefan. Lieber hat er die alten, wo er selber von Hand jedes Ei einzeln bewegen muss, - ein echter Straußen-Papa.
Wir staunen nicht schlecht als wir erfahren, dass eine Henne im Laufe ihres etwa 40jährigen Lebens eine Anzahl von rund 2000 Eiern produzieren kann. Obwohl sie selbst nur 8-12 Eier legt, kann eine Henne bis zu 20 Eier mit ihrem Körper und den Flügeln bedecken. In freier Natur sind in den Gelegen oft auch die Eier von so genannten "Nebenhennen" dabei, da der Strauß meist einen ganzen Harem um sich schart. Die Eier werden aber alle von der "Haupthenne" ausgebrütet, die überschüssigen werden ausgesondert.
Wie jeder Tourist, der eine Straußenfarm besucht, muss sich auch Maria einmal auf ein Straußenei stellen, in unserem Falle besonders fotogen, da uns genau hier das imposante Tafelbergmassiv als unübertreffliche Kulisse im Hintergrund dient. Wie uns Stefan erzählt, besuchten allein im vergangenen Jahr rund 65000 Leute die "Cape-Town Ostrich Ranch". Seit 15 Jahren werden hier Führungen in Englisch, Deutsch und Afrikaans angeboten, aber natürlich auch in anderen Sprachen. Es ist täglich geöffnet und die Führungen finden alle halben Stunde statt. Neben dem internationalen Pubikum aus Europa und Asien, sind es die einheimischen Kapstädter mit ihren Familien, die vor allem zum Wochenende gerne einen Ausflug hierher machen.
Unser interessanter Rundgang über die Capetown Ostrich Ranch nähert sich seinem Ende und Stefan führt uns abschließend noch in eines der hier befindlichen Geschäfte, wo neben den üblichen Souveniers auch wirklich erstklassige Handtaschen, Schuhe und Gürtel aus Straußenleder in allen Farben angeboten werden. Auf Bestellung kann man sich auch maßgefertigte Mäntel und Jacken schneidern lassen.
Cape Town Ostrich Ranch
Tel.: 021 972 1669
[email protected]
www.ostrichranch.co.za
Alles das sind keine Märchen: Die Rede ist natürlich vom "Vogel Strauß", der früher nicht nur in ganz Afrika verbreitet war, - heute nur mehr südlich und östlich der Sahara - , sondern auch in Europa, im Orient und in Asien, wie frühzeitliche Funde beweisen. Selbst in China fand man gut erhaltene, prähistorische Abbildungen. Der letzte Arabische Strauß verstarb 1966 in Jordanien, nachdem die verschiedenen Strauß-Arten Jahrhunderte hindurch für die begehrten Federn und das wertvolle Fett bejagd, und schließlich beinahe ausgerottet worden waren.
Maria ist zum ersten Mal zu Besuch in Südafrika und möchte natürlich auch einmal eine echte Straußenfarm besichtigen. Um ins eigentliche Straußenzentrum, nach Oudtshoorn ins Landesinnere zu fahren, hat sie leider viel zu wenig Zeit. Dort befinden sich die bekannten Straußen-Show-Farmen, wo man nicht nur die Aufzucht und Haltung dieser interessanten Laufvögel, sondern auch die prunkvollen Villen der ehemaligen, so genannten Straußen-Barone besichtigen kann.
Zum Glück brauchen wir aber nicht Hunderte von Kilometern bis in die Karoo zu fahren, um Strauße besichtigen zu können, denn nur etwa 20 Minuten von Kapstadts City entfernt, an den Hängen der Durbanville Hills gelegen, befindet sich die Straußen-Ranch der Familie Kanigowski. Hier kann man die Tiere ähnlich wie in Oudtshoorn, in ihren Gehegen beobachten, vom Schlüpfen aus dem Ei angefangen über alle diversen Entwicklungsstadien. Die Farm wurde für Besucher in den vergangenen Jahren erweitert, und umfasst heute eine eigene Produktionstätte für Straußenleder sowie zwei dazugehörige Geschäfte. Zusätzlich wurde auch eine Zweigstelle des beliebten und bekannten Scratch Patch, mit einem umfangreichen Sortiment an Halbedelsteinen eröffnet. Des Weiteren gehört dazu ein Restaurant, das dem interessierten Besucher eine spezielle Auswahl an Speisen aus Straußen-Eiern und Straußenfleisch bietet.
Hier treffen wir auch auf Stefan, einen gebürtigen Salzburger, der seit über 30 Jahren in Südafrika ansässig ist. Auf der Farm ist er inzwischen so etwas wie das "Mädchen für fast alles", - wie er sich selbst lachend bezeichnet. Er weiß nahezu alles über die Aufzucht der Tiere und begleitet uns auf unserem interessanten Rundgang über die gesamte Farm.
Wir beginnen die Tour im so genannten Display-Room, wo die diversen Stationen eines Straußenlebens aufgezeigt werden: zuerst die Eier, die bei einem Durchmesser von rund 15 cm ein stattliches Gewicht von an die 2 Kilo auf die Waage bringen, Straußenküken beim Schlüpfen und in Alkohol konservierte Föten von mehreren Wochen. Anhand eines lebensgroßen Straußen-Skeletts lassen sich die wichtigsten Voraussetzungen erkennen, die es ihm bei einer Körpergröße von bis zu 2.50 m und einem Gewicht um die 135 Kilo ermöglichen, über Kilometer hinweg eine Geschwindigkeit von über 50 Km/h zu laufen.
Nebenan sitzen einige Xhosa-Frauen und bemalen in einem aufwendigen Verfahren die Straußen-Eier mit bunten Motiven. Für die Touristen ein überaus beliebtes Geschenk zum Mitnehmen. Auch eine Sammlung alter Straußen-Fächer aus dem vergangenen Jahrhundert mit Haltestäbchen aus Perlmutt und Schildpatt sind ausgestellt. Bereits im alten Ägypten vor 5000 Jahren sowie in Mesopotamien waren Straußenfedern als Schmuck schon bekannt und beliebt. Hier in Südafrika verwendeten die einheimischen Khoisan die großen Eierschalen der Strauße als Trinkgefäße sowie in kleinen, geschliffenen Stücken als Schmuck für einfache Armbänder und Halsketten.
Hier erfahren wir auch, dass die ersten lebenden Straußen-Küken bereits 1652 am Kap von den Einheimischen an Holländische Siedler verkauft worden waren, die sie dann weiter nach Batavia, dem heutigen Indonesien exportierten, weiter nach Indien und sogar bis nach Japan, an den dortigen Kaiserhof. Die erste dokumentierte Straußenfarm gab es schon um 1679 im Zentrum des heutigen Kapstadts.
Stefan führt uns hinaus in die Zuchtgehege. Etwa 220 Vögel leben hier im Freien, 78 Brutpaare, wobei immer zu jedem Hahn zwei Hennen gehören. Neben dem südafrikanischen Strauß leben hier auch andere Arten wie Schwarzhals-Strauß, West-Coast-White-Strauß, Zwergstrauß, Emu und Rhea. Manche von ihnen sind ganz neugierig und kommen zu uns bis an den Zaun heran. Wir dürfen sie mit Pellets aus Luzerne füttern. Strauße sehr wehrhafte Vögel, vor allem wenn sie brüten. Ein Tritt mit ihren zweizehigen Füßen kann sogar beim Menschen lebensgefährliche Verletzungen hervorrufen. Wenn man die bis zu 10 cm langen Krallen daran sieht und die Kraft ihrer muskulösen Beine kennt, verwundert dies garnicht.
Mit Stefan betreten wir jetzt auch den Brutkasten-Raum, wo bei immer exakt gleichbleibenden Temperaturen die Straußen-Eier ausgebrütet werden. Die neuen, modernen Anlagen, die sogar vollautomatisch die Eier wenden, mag er garnicht so gern, meint Stefan. Lieber hat er die alten, wo er selber von Hand jedes Ei einzeln bewegen muss, - ein echter Straußen-Papa.
Wir staunen nicht schlecht als wir erfahren, dass eine Henne im Laufe ihres etwa 40jährigen Lebens eine Anzahl von rund 2000 Eiern produzieren kann. Obwohl sie selbst nur 8-12 Eier legt, kann eine Henne bis zu 20 Eier mit ihrem Körper und den Flügeln bedecken. In freier Natur sind in den Gelegen oft auch die Eier von so genannten "Nebenhennen" dabei, da der Strauß meist einen ganzen Harem um sich schart. Die Eier werden aber alle von der "Haupthenne" ausgebrütet, die überschüssigen werden ausgesondert.
Wie jeder Tourist, der eine Straußenfarm besucht, muss sich auch Maria einmal auf ein Straußenei stellen, in unserem Falle besonders fotogen, da uns genau hier das imposante Tafelbergmassiv als unübertreffliche Kulisse im Hintergrund dient. Wie uns Stefan erzählt, besuchten allein im vergangenen Jahr rund 65000 Leute die "Cape-Town Ostrich Ranch". Seit 15 Jahren werden hier Führungen in Englisch, Deutsch und Afrikaans angeboten, aber natürlich auch in anderen Sprachen. Es ist täglich geöffnet und die Führungen finden alle halben Stunde statt. Neben dem internationalen Pubikum aus Europa und Asien, sind es die einheimischen Kapstädter mit ihren Familien, die vor allem zum Wochenende gerne einen Ausflug hierher machen.
Unser interessanter Rundgang über die Capetown Ostrich Ranch nähert sich seinem Ende und Stefan führt uns abschließend noch in eines der hier befindlichen Geschäfte, wo neben den üblichen Souveniers auch wirklich erstklassige Handtaschen, Schuhe und Gürtel aus Straußenleder in allen Farben angeboten werden. Auf Bestellung kann man sich auch maßgefertigte Mäntel und Jacken schneidern lassen.
Cape Town Ostrich Ranch
Tel.: 021 972 1669
[email protected]
www.ostrichranch.co.za
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Allgemeine Zeitung
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