Zu Fuß auf der Grenze - eine Wanderung zwischen Ost und West (Teil 2/6)
Vor drei Jahren hat die Windhoekerin Susan Martens, zusammen mit ihrem damals dreijährigen Riesenschnauzer Paco den Olavsweg, einem Pilgerweg in Norwegen zurückgelegt. Drei Jahre später packte sie die Wanderlust erneut und zusammen mit ihrem treuen Begleiter Paco legte sie von Anfang August, bis Ende September dieses Jahres einen Teil des sogenannten Grünen Bandes zurück, der damaligen Grenze, die Deutschland über annähernd vier Jahrzehnte teilte.
15. bis 20. August 2015
15.8. – Samstag: Das Abendessen zuvor und auch das Frühstück am Morgen waren einfach toll. Uns tat die Ruhepause vom Vortag gut, denn wir waren doch sehr k.o. Als uns dann auch noch angeboten wurde, unser Gepäck 14 km weiter zum Café Rennsteig zu fahren, nahmen wir dieses dankend an. Wir liefen einen malerischen Weg direkt neben der Saale entlang. Mit Gepäck ging es dann weiter an Blankenstein vorbei. Eigentlich hatten wir vor, im Gasthof Krötenmühle etwas zu essen, doch war dort geschlossen und die Besitzer waren sehr unfreundlich. Sie gaben uns gerade mal Wasser, und so liefen wir einige Kilometer weiter nach Rodacherbrunn. Doch auch dort gab es nur Saft für uns, deshalb suchten wir uns einen Schlafplatz auf einer Wiese. Als wir gerade beim Auspacken waren, fuhr ein Mann auf einem Quadbike an uns vorbei und schien nicht gerade erbaut von unserem Campingvorhaben zu sein. Das machte Sebastian etwas nervös und so packten wir alles wieder ein und zogen weiter. Letztendlich kamen zu einer alten Holzhütte mit einigen Fichten daneben. Die gaben uns etwas Sichtschutz und so schlugen wir dort unsere Zelte auf. Paco erfrischte sich in dem Fischteich, der in der Nähe lag. Später hörten wir erneut ein Quadbike umherfahren, aber da wir unentdeckt blieben, genossen wir nach der 25km langen Marsch-Etappe unser Abendbrot, das aus Kartoffelpüree und Biltongpuder bestand.
16.8. – Sonntag: Die ganze Nacht über hatte es sanft geregnet. Am Morgen vergaß ich meine Brille im Zelt und, nachdem ich dieses fest zusammen gerollt hatte, sah meine Brille etwas deformiert aus. Zum Glück waren die Gläser heile geblieben und ich bog den Rahmen wieder zurecht, um die Brille weiter benutzen zu können. Nach unserem bestehend aus Müsli, Milchpulver und Kaffee, liefen wir im Poncho weiter, der uns vor dem Regen schützte. Außer seiner Regenjacke, trug Paco zum erstem Mal seinen Hut.
Auf dieser Strecke liefen wir viel durch den Wald und dann am Rennsteig entlang. Inzwischen regnete es Bindfäden und war sehr neblig. Auf dem Weg trafen wir auf zwei nette Wanderer mit ihren zwei Hunden – einem Jack Russel und einem Spitz.
In einem Gasthof an dem wir vorbei kamen gönnten wir uns eine Bockwurst zum Mittag. Zwar gab es in der Nähe auch eine Pizzeria, doch die hatte gerade wegen Betriebsurlaub geschlossen – ausgerechnet in der Hochsaison! Diesesmal übernachteten wir in einer Herberge, die etwas weiter vom Gasthof entfernt lag. Die Hüften und Füße schmerzten vom 15km langem Marsch. Am nächsten Tag beschlossen wir unsere Zelte und noch etwas anderes Gepäck nach Hirschberg zurückzuschicken, um Gewicht zu sparen. Ich wollte aber meinen Gaskocher und Sebastian sein Segel behalten unter das wir bei Regen notfalls kriechen konnten. Den Entschluss die Zelte wegzuschicken, sollten wir später allerdings noch bereuen.
17.8. – Freitag: Nach einem 1 ½-stündigen Fußmarsch am nächsten Morgen kamen wir zum Schieferpark Lehesten. Dies ist ein alter Schieferbruch an einem See. Auf Schienen stehen noch eine alte, verlassene Eisenbahn und eine Grubenbahn. Leider ist alles inzwischen stillgelegt, aber die alten Loks sind ein Traum für jeden Eisenbahner. Dort kamen wir mit netten Leuten ins Gespräch, die uns freundlicherweise eine Unterkunft für die Nacht gaben. Wir ließen unser Gepäck da und brachten Zelt und weitere, vermeintlich „überflüssige“ Dinge zum zwei Kilometer entfernten Dorf, um es von dort nach Hirschberg zu verschicken. Für uns waren dies immerhin insgesamt 5,1kg Erleichterung! Es regnete wieder, aber laut Wetterbericht sollte es am nächsten Tag besser werden. Zum Abendbrot gab es für mich u.a. lekkeren Schmierkäse und Sebastian aß Kartoffelpüree mit Knackwurst. Paco bekam ½ kg Rippchen und eine kleine Dose Hundefutter und dann ging es ins Bett. Entweder schnarchte Sebastian jetzt wirklich weniger, oder ich hatte mich inzwischen daran gewöhnt, auf jeden Fall schlief ich sehr gut.
18.8. – Samstag: Der Wald durch den wir am nächsten Morgen liefen, war wie aus dem Bilderbuch. Die hohen, alten Bäume und der federnde, moosbewachsene Boden hatten etwas richtig Romantisches an sich. Hoch oben in den Bäumen tummelten sich Vögel und ein kleines Eichhörnchen kletterte blitzschnell einen Baumstamm hoch. An diesem Tag kamen wir gut voran und waren mittags schon in Probstzella. Unterwegs kauften wir etwas zum Essen. Da alles mal wieder so lekker aussah, kaufte ich reichlich ein. Zu viel eigentlich, denn alles, was nicht gegessen wird, muß mitgeschleppt werden.
Leider stehen in Probstzella viele Häuser leer und die Geschäfte sind geschlossen. Die Einwohner scheinen abgewandert zu sein. Jetzt sieht der Ort traurig und verlassen aus, dabei liegt er in so einer schönen Landschaft. Wir kamen zum „Haus des Volkes“. Das ist ein riesiger Kastenbau mit zwei großen, toll ausgestatteten Theatersälen in dem je 120 bzw. 400 Zuschauer Platz hätten. Außerdem gibt es dort noch eine Kegelbahn und eine Sauna, die allerdings kaum benutzt werden. Als Theaterhaus wird das große Gebäude allerdings kaum noch genutzt. Man hofft, es als Hotel wiederbeleben zu können.
19.8. – Sonntag: Nach gutem Frühstück, reichlich angefüllt von Mirabellen, die ich zu Sebastians Entsetzen direkt vom Baum gepflückt hatte, sind wir schon in Probstzella falsch gelaufen. Leider haben wir das viel zu spät gemerkt und wir befanden uns plötzlich nördlich von Gräfental. Mit Hilfe von GPS, Kompass und Karte liefen wir nach Gräfental und von dort aus nach Lichtenhein. Dort hatten wir schon wieder den Weg verloren und liefen bis nach Klein Tettau und von da aus nach Tettau. Die dortige Wirtschaft hatte, wie andere Lokalitäten in der Haupt-Urlaubszeit, auch gerade Betriebsurlaub – aber man war so nett, uns zum Wildberg Hof zu fahren, der auch zwar ebenfalls geschlossen war, aber man ließ uns in einer Ferienwohnung übernachten. Der Wildberg Hof ist ein richtiger Bauernhof mit Hühnern, Pferden, Ziegen und Katzen. Unsere kleine Wohnung war urgemütlich. Paco war kaputt, denn wir haben heute mehrere steile Anstiege erklommen.
Wir erfuhren, dass bei unserem nächsten Rastort, Neuhaus-Schierschnitz, wo in der Vergangenheit Schiefer gefördert wurde, alle Unterkünfte belegt waren. Daher beschlossen wir, am nächsten Tag nach Heinersdorf und Pressig zu laufen und dann per Zug nach Sonneberg zu fahren. Dort wollten wir übernachten und von dort aus, am darauf folgenden Tag, wieder auf den richtigen Weg stoßen. Jetzt hätten wir unsere Zelte gut gebrauchen können.
20.8. – Montag: Wir waren schon früh auf den Beinen und stiegen den Berg nach Tettau hinunter. Doch leider war es der falsche Abstieg und so mußten wir den Berg wieder herauf. (Frühsport – wenn auch ungewollt) Der richtige Weg führte uns dann nach Neuenbau. Nach einigen unfreiwilligen Umwegen landeten wir schließlich in Schauberg. Der wunderschöne Weg führte zum Teil durch Wald, aber auch eine lange Strecke über blühende Weiden bis nach Heinersdorf. Wir waren schon um 11.45 Uhr dort und haben erstmal etwas gegessen. Paco bekam ebenfalls eine reichliche Mahlzeit. Per Bus ging es nach Sonneberg, wo wir in den nächsten Bus umsteigen mußten, der uns zum Hotel Hüttensteinach bringen sollte. Der unfreundliche Busfahrer verlangte, dass Paco ein Maulkorb angezogen werden mußte. Unser Plan war, dass am nächsten Morgen wieder aufs „Band“ und dann bis nach Meilschnitz laufen wollten. Damit würden wir Abschnitt 9 und einen Teil des 10. Abschnitts dieses Wanderweges überspringen.
Agnes Hoffmann
Fortsetzung folgt
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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