Zukunft ohne Moral?

Betr.: Von der Notwendigkeit sozialer Strukturen in Namibia

Offiziell wird Namibia durch das Recht regiert. Leider wirkt jedoch das Strafrecht immer erst, wenn schon eine Straftat begangen worden ist. Moral ist daher, was wirklich wichtig ist im Alltag. Aber in der modernen Welt ist Moral Privatsache. Alles ist erlaubt, solange man nicht erwischt wird. Schlimmer noch: Die vielen Straßenkinder haben nie eine richtige Moral gelernt. Die Gesellschaft kann sich nicht länger darauf verlassen, dass Eltern den zukünftigen Bürgern des Landes Moral beigebracht ­haben.

Es ist wichtig anzuerkennen, dass eine Gesellschaft sich aus zwei Dimensionen formt: dem Recht und der Moral. Daher braucht es dringend soziale Strukturen, die sich in Namibia um die Moral kümmern. Moral funktioniert anders als das Recht. Moralische Entscheidungen bilden sich im Gewissen oder in einer gesellschaftlichen Debatte. Moral kann nicht als Gesetz aufok­troyiert werden.

Natürlich kann die Gesellschaft nicht warten, bis irgendwann eine Debatte zu Ende ist. Es braucht soziale Strukturen, die moralische Fragen behandeln. Früher waren das die Kirchen und die Stammesführer. Sie hatten Gerichte für moralische Fragen. Heute haben wir in manchen Ländern Ethik-Komitees, die etwa in Hospitälern oder auch in Umweltfragen mitwirken. Man sollte unbedingt über die Einrichtung solcher Komitees in den Vororten der Städte, vielleicht sogar auf nationaler Ebene, nachdenken.

Andreas Peltzer, Okahandja