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Zum Beerenfest nach Swellendam

Vor einigen Wochen erhielten wir eine Einladung: "Die Beeren-Saison hat begonnen - Kommen Sie nach Swellendam, pflücken Sie Ihre eigenen Himbeeren, Blaubeeren, Erdbeeren. Alle zwischen 5 und 95 sind herzlich willkommen." Solche Einladungen machen natürlich neugierig und als dann nochmals eine E-Mail das "Wildebraam Berry-Festival" ankündigte, stand für uns fest, dort fahren wir nächstes Wochenende hin.
Das Wetter meint es gut mit uns, noch ist es hier am Kap nicht zu heiß. Über Somerset West und den anschließenden Sir Lowrys-Pass geht es über Grabouw und Caledon Richtung Osten. Nach etwa zwei gemütlichen Stunden Fahrt auf der N2 erreichen wir das historische Städtchen Swellendam. Etwa 220 km entfernt, genau in der Mitte zwischen Kapstadt und George gelegen, ist es neben Kapstadt und Stellenbosch die drittälteste Stadt Südafrikas mit zahlreichen, schön restaurierten kapholländischen Häusern und einer imposanten Kirche.

Die frühen Entdecker und Reisenden, die das Kap bereits im 16. Jahrhundert besuchten, hatten mit den dort lebenden Khoikhoi Handel betrieben. 1745 als Niederlassung der Niederländischen Ostindien-Gesellschaft gegründet, war Swellendam zu jener Zeit der letzte Außenposten der Zivilisation auf dem Weg zur Ostküste am Indischen Ozean. Mit der Zeit entwickelte sich um die Anlage des Drostdy's, des Landrates eine kleine Ortschaft.
Als im Jahr 1795 die zu hohen Steuern und die Missorganisation der Dutch-East India Company die hiesigen Bürger so erbosten, dass sie in einer Revolte den von der Kapregierung bestellten Distriktbeamten absetzten, erklärten sie sich zur eigenständigen "Republik von Swellendam"- obwohl der Ort nur wenige Häuser umfasste. Sogar ein eigener Präsident wurde ernannt. Allerdings bereiteten die Engländer diesen Freiheitsbestrebungen ein jähes Ende, indem nach nur drei Monaten das Britische Empire die Regierung wieder übernahm. Im Laufe der darauffolgenden Jahrzehnte kamen viele Einwanderer aus Europa, und Swellendam entwickelte sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts zum Zentrum für Handel und Landwirtschaft am Fuße der Langeberg-Berge.

Wir fahren entlang der malerischen Hauptstraße mit ihren vielen, kleinen Geschäften und historischen Bed and Breakfast-Unterkünften, vorbei an der wunderschönen kapholländisch-reformierten Kirche mit ihrem imposanten Turm und suchen die Abfahrt zur "Wildebraam Berry Farm". Ein Schild zeigt uns den rechten Weg an etwas außerhalb der Ortschaft.
Wir sind verabredet mit Martyn Turck und seiner Ehefrau Natalie, den Besitzern der Farm. Wie mir Martyn erzählt hatte, stammt er eigentlich aus der Familie derer von Türckheim, also von Deutschen ab. Einer seiner Vorfahren musste im 19. Jahrhundert, um seine Liebste, ein schottisches Edelfräulein heiraten zu dürfen, den deutschen Namen ablegen und so wurde er auf Turck gekürzt....
Das Beeren-Fest findet heuer zum ersten Mal statt, aber wie wir sehen können, ist es bereits jetzt sehr gut besucht. Viele verschiedene Stände sind aufgebaut, es gibt Live-Music und Boerewors, aber auch Oliven-Öl und Lavendel-Produkte, Kunstgewerbliches und Modeschmuck zu kaufen. Im Wildebraam-Laden treffen wir dann auf Martyn und Natalie, von allen Seiten sind sie gefragt und die zahlreichen Besucher werden von dem sympathischen Ehepaar freundlich betreut.
Auf den vielen Regalen finden wir Beeren-Produkte in den verschiedensten Formen vor: als Liköre, Marmeladen, als Sirup oder eingelegt in Alkohol. Aber auch eine große Auswahl an fruchtigen Chutneys, würzigen Relish, eingelegten Früchten und Gemüsen, auch Gürkchen auf deutsche Art, lassen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. So appetitlich stehen sie alle da, hübsch verpackt in dekorativen Gläsern und Flaschen, jetzt zur Weihnachtszeit auch als Geschenk-Sets zu bekommen. Und was besonders schön ist: von allem darf man kosten. Überall stehen kleine Schlüsselchen mit Probelöffeln und Probe-Gläschen auf den Tischen. Wie kann man sich bei dieser Auswahl entscheiden? Natürlich haben es mir auch die Schnaps-Kirschen angetan. Am besten man nimmt von jedem etwas mit. Ich hatte ja auch noch 10 Kilo Beeren vorbestellt..

Martyn macht sich jetzt für eine halbe Stunde frei und fährt mit uns zu den Beeren-Feldern, wo schon etliche Besucher mit großen Eimern unterwegs sind. Sie kommen alle mit ihren Kindern, um die frischen Beeren direkt vom Strauch zu pflücken, was den Kleinen natürlich besonderen Spaß bereitet.
Martyn und Natalie haben in den vergangenen zwölf Jahren aus dem gemeinsamen Traum, dem Johannesburger Stadtleben zu entfliehen und etwas Produktives auf dem Land zu starten, ein gut gehendes Unternehmen aufgebaut. Was in den Anfängen mit Küchen-Experimenten aus Beeren-Juice und WitBlitz (hausgebrannter Schnaps) begann, entwickelte sich inzwischen zu einem weithin bekannten Likör-Keller mit einer Produktions-Kapazität von 200000 Litern und mehr..

Die Böden hier am Fuße der Berge sind laut Aussage von Martyn ideal geeignet für den Anbau von Beerensträuchern, Wasser ist auch genügend vorhanden und so sind die Beeren, die wir jetzt kosten, wunderbar saftig und aromatisch. Der Wildebraam-Youngberry-Likör, den ich vor ein paar Jahren auf einem Weihnachts-Markt in Kapstadt gekostet hatte, war ihr allererstes Erzeugnis gewesen. Youngberries sind, wie wir jetzt erfahren, eine Kreuzung aus Scharzbeeren und Himbeeren, benannt nach ihrem Züchter, einem gewissen Mr. Young.
Die Idee, eigenen Likör zu erzeugen, kam von einem Mitglied der Familie, das Trauben der örtlichen Farmer auf die Märkte transportierte. Der in den Tanks übergebliebene Traubensaft begann oft zu fermentieren und dieser Traubenmost wurde mit Beerensaft gemischt zu einem Hauswein hergestellt. Dieses Rezept entwickelte sich immer weiter, vom Wein zum Likör und heute wird für alle Wildebraam-Liköre ein KWV Trauben-Weingeist als alkoholische Basis verwendet. Der Bedarf nach einer größeren Produkt-Palette sowie um der Beeren-Ernte mehr Wert abzugewinnen, waren die treibende Kraft, auch Beeren-Marmelade, Beeren-Sirup und Beeren-Essig zu erzeugen.

Vor etwa drei Jahren ergab sich eine weitere, interessante Möglichkeit zur Expansion: Ein Ehepaar aus Wilderness, das in Pension gehen wollte, bot seine Produktion "Marguerites" zum Verkauf an. Unter diesem Label gab es bisher würzige Relishes, Atchars und Chutneys, wie auch eingelegte Gemüse. Alle diese Produkte aus überlieferten Rezepten werden heute ebenfalls unter dem Namen "Wildebraam" verkauft und stellen einen großen Anteil am Umsatz in Delikatessen-Geschäften und Farm-Stalls dar. Auch für nächstes Jahr ist schon wieder etwas Neues geplant: Da werden zum ersten Mal Macadamia-Nüsse geerntet. Die vor zwei Jahren gepflanzten kleinen Bäumchen sind inzwischen gewachsen und tragen dann die ersten Früchte.

Für Besucher, die in Ruhe das Farmleben etwas länger genießen möchten und in der Umgebung Wanderungen oder Ausritte machen wollen, wurden inzwischen auch vier Selbstversorger-Cottages gebaut, die von der südafrikanischen Automobil Association mit vier Sternen ausgezeichnet wurden. Ein zusätzlicher Veranstaltungsraum bietet ideale Möglichkeit für private Geburtstagsfeiern, Hochzeiten oder Konferenzen. Wie uns Martyn erzählt, veranstalten sie auch regelmäßig jeden Monat Konzerte, die von den Bewohnern der Umgebung sehr gerne besucht werden und die vor dieser wunderschönen Bergkulisse einen angenehmen Abend bei guter Musik und leckerer Verpflegung garantieren.
Weiter Infos unter:
www.wildebraam.co.za

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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