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Zum Schutz der Wüsten-Wildtiere

Mit dem Abschuss des Hobatere-Wüstenlöwen "Old Boy" ist die Diskussion über die Jagd auf seltener werdende und für die Natur wertvolle Wildtiere in Namibia neu entfacht. Verantwortliche Jagd und sanfter Tourismus sollen Abhilfe schaffen.

Stille liegt über dem trockenen Flussbett des Hoanib im Nordosten Namibias. Ungestört suchen die Tiere den Tau der Nacht und frisches Futter vor der sengenden Hitze des heraufsteigenden Tages. Ein leichter Wind bewegt das spärliche, trockene Steppengras, als der Löwe sich auf die Lauer legt, um sich von seinen Gefährtinnen einen leichtfertigen Springbock zutreiben zu lassen, der im Flussbett äst.

Plötzlich ertönt lautes Knattern. Erschreckt stiebt die Antilope davon. Die Elefantenherde, die soeben noch mit den Rüsseln genüsslich im Sand das Grundwasser suchte, trompetet empört. Der Löwe zieht sich mit seinem Weibchen zu einer schattigen Felsengruppe zurück, die Jagd wird für die nächsten Stunden keinen Erfolg versprechen.
Das Knattern wird zunehmend lauter. Staub wirbelt hoch auf, als ein Geländewagen mit Touristen die Morgenstille jäh zerreißt. Jetzt haben sie die Löwen entdeckt und zücken begeistert ihre Kameras. Unter Gelächter und hin und her geworfenen Sätzen verweilen sie am Ruheplatz der Löwen, bis diese frustriert aufstehen und sich weiter hinter die Felsen zurückziehen, um ungestört dösen zu können.

Der Automotor dröhnt erneut auf und fährt weiter das trockene Flussbett hinab, um mit etwas Glück noch Antilopen und Elefanten aufzustöbern.
Doch schon ertönt ein weiterer Motor in der Schlucht, um die nächste Touristengruppe in die vermeintlich unberührte Natur zu bringen und wilde Tiere in freier Wildbahn zu beobachten.
Wenige Tage später ist unser Löwe erneut auf der Jagd. Doch diesmal hat er weniger Glück, der Jäger wird zum Gejagten. Ein Schuss zerreißt die Luft und tötet einen Mähnenlöwen, der eine große Lücke in der Fortpflanzung dieser selten geworden Spezies hinterlässt, denn er war das wichtige Alphamännchen des großen Reviers.
Wer die seltenen an das karge Klima angepassten Großtiere in ihren angestammten Gebieten beobachten will, dem bieten verantwortungsbewusste Unternehmen wie Ondjamba Safaris sowie Kunene Conservancy Safaris (beide über Ondjamba in Swakopmund erreichbar) spannende und lehrreiche Reisetage, in denen es nicht nur um die Beobachtung der Tiere geht, sondern auch viel Wissen über ihre Lebensweise, Nahrung und das Lesen ihrer Spuren vermittelt werden.

"Wir spezialisieren uns in der Suche nach den vier großen wüstenangepassten Wildtieren, nämlich Elefanten, Löwen, Nashörner und Giraffen", berichtet Dieter Risser von Ondjamba Safaris. "Dabei ist es für uns äußerst wichtig, diese wunderbaren Tiere nicht in ihrem natürlichen Umfeld zu stören oder zu stressen."
"Unsere Safaris unterscheiden sich völlig von herkömmlichen Reisen", schreibt Kunene Conservancy Safaris. "Sie sind authentisch, unsere Gäste erleben mit unseren Fachleuten zusammen den täglichen Umgang mit Wildtieren, der Natur und Naturvölkern. Man verbringt die Tage gemeinsam mit Experten wie Dr.Flip Stander in ursprünglicher Landschaft, um mehr über diese besonderen Löwen-Exemplare zu erfahren. Man lernt ihre Routinen und ihre Gewohnheiten kennen und kann sich ganz auf sie einstellen. Dies sind nicht die vergleichbar halbzahmen Katzen, die man aus den Nationalparks kennt, sondern Ehrfurcht gebietende und scheue Könige ihrer eigenen Welt. Nicht selten verändern die Tage gemeinsam mit uns bei den Löwen die Lebenseinstellung unserer Gäste nachhaltig, wenn sie sehen, dass unsere Natur und alles, was dazu gehört, schützens- und erhaltenswert ist."
Dr. Flip Stander, der an die Wüste angepasste Löwen mit Peilsendern ausstattet, um ihr Verhalten zu studieren, berichtet auf seiner Internetseite (www.desertlion.info) unter "News" jeweils über die aktuellen Entwicklungen (in Englisch).
Alphamännchen sorgen für den Erhalt ihrer Art Drei Mal in den vergangenen zwölf Monaten wurde ein Löwe erschossen. Drei Alphamännchen mit Peilsendern ließen ihr Leben in den Gebieten um Hoanib (Xpl-3 "Adolf"), Sesfontein (Xpl-44 "Leonardo") und Hobatere (Xpl-20 "Old Boy"), um für das kurze Jagdglück dem Triumph eines Jägers zu dienen, der bald wieder vergessen sein wird. Für die hier lebenden Löwen jedoch wird dieser Verlust lange nicht zu ersetzen sein, denn die möglichen Nachfolger sind noch nicht herangewachsen, um für die Fortpflanzung zu sorgen.
Die Tragik liegt darin, dass mit den drei erlegten Löwen innerhalb kurzer Zeit nachweislich jeweils die Alphamännchen geschossen wurden und damit eine starke Nachkommenschaft gefährdet ist.

Die Tierschützer machen klar, dass es ihnen nicht darum geht, den Tourismus zu stoppen oder die Jagd zu verdammen. Gäste aus aller Herren Länder sorgen mit einem großen Anteil des Bruttosozialeinkommens für eine florierende Tourismusindustrie und zahlreiche Arbeitsplätze in Namibia.
Doch wenn in den wenigen noch unberührten Tälern und Schluchten während der Hochsaison bis zu 20 Touristenautos pro Tag (gezählt im August dieses Jahres) die Tiere in ihrem angestammten Gebiet beobachten und für eine ununterbrochene Geräuschkulisse sorgen, dann wandern sie zwangsläufig in ruhigere Gefilde ab.

"Das ist für die Wildtiere, und vor allem für die Elefanten, einwandfrei zu stressig!", sagt Dieter Risser von Ondjamba Safaris. "Ich habe vor Kurzem das Verhalten der Elefanten beobachtet, die erst friedlich im Schatten großer Bäume standen, und dann total nervös wurden und unruhig trompeteten, als eine Touristengruppe im Geländewagen sie nicht nur beobachtete, sondern regelrecht vor sich her jagte, um möglichst nahe Fotos aufzunehmen. Erst als der Wagen länger als eine halbe Stunde wieder weg war, beruhigten sie sich."

Die Wüstentiere wandern ab Nur wenige an die karge Trockenheit angepasste Exemplare von Löwen, Elefanten, Spitzmaulnashörnern und Giraffen halten sich dauerhaft in vom Tourismus stark frequentierten Gebieten auf. So werden besonders im Hoanib zunehmend weniger dieser Tiere gesichtet.
Rund 130 an die Wüstenbedingungen angepasste Löwen gibt es derzeit noch auf 55000 Quadratkilometern in der Kunene-Region, berichtet Kunene Conservancy Safaris, doch haben Experten wie Dr. Stander bereits festgestellt, dass sie zunehmend nach Osten abwandern. Auch seien von der konstanten Population von 57 Elefanten im Hoanib heute lediglich zirka 24 in ihren jahrelang angestammten Gebieten verblieben.

Wenn durch ab und zu auftretende Mensch-Löwen-Konflikte wie jüngst im Gebiet Purros/Sesfontein selektiv geschossen werden muss, werden entsprechend die Prioritäten gesetzt. Doch legitimiert eine vermutlich bestehende Gefahr nach Ansicht der Experten und Wildschützer nicht zum Wildern oder Trophäen-Schießen wichtiger Exemplare.
Sie warnen seit Jahren davor, dass gefährdete Tierarten in Namibia zunehmend seltener werden. Die Zucht von Löwen ist in Namibia nicht gestattet, ganz anders als in Südafrika, wo man die Erhaltung auch gefährdeter Arten gezielt ansteuert.

So setzen sich sowohl Fachleute wie Dr. Flip (Philip) Stander als auch Reiseführer wie Russel Vinjevold und Dieter Risser in unserem Land für deren Erhaltung ein und versuchen, mit sanftem Tourismus beiden Seite gerecht zu werden: den Gästen wie den Tieren.
"Leider kommt es immer wieder zu Konflikten mit den Hegeringen bzw Hegegebieten, wenn Tiere zum Abschuss freigegeben werden, die wegen der Nachfolge unbedingt erhalten werden müssten", erklärt Dieter Risser. "Dr. Flip Stander hat die jüngst erlegten Löwen seit vielen Jahren beobachtet und mit Peilsendern ausgestattet, um ihre Lebensgewohnheiten zu studieren. So stellte er unter anderem fest, dass die meisten Löwen zwar weite, tagelange Wanderungen durch ihr Revier zurücklegen, aber immer wieder an ihren angestammten Platz, sozusagen ihr Zuhause zurückkehren."

Ausländische Investoren unterstützen die Forschung sowie die Hegeringe, so dass nördlich von Terrace Bay in Möwe Bay eine neue Forschungsstation unter Leitung von Dr. Stander eingerichtet wurde. Leider funktioniere die Zusammenarbeit nicht mit allen Hegegebieten so reibungslos, wie man es sich wünscht.
"Wenn ein freilebendes Alphamännchen für den Abschuss freigegeben wird, weil ein Hegering vom Jäger 75000 Namibia Dollar dafür erhält, oder mit einer Lizenz das falsche Tier im falschen Hegegebiet erlegt wird, dann macht sich in den Tierschützern schlichtweg Enttäuschung und oftmals auch Hoffnungslosigkeit breit, wie man den Erhalt vor allem der Löwen in Namibia sichern kann", sagt Risser."

"Wir haben in Namibia leider nicht mehr genügend freilebende Großtiere in der Wüste und den Gebieten der Trockenflüsse", machen die Experten und Tierschützer deutlich. "Umso mehr sollten wir darauf achten, dass bei der Jagd die wichtigen und seltenen Tiere ausgeschlossen werden, so dass auch für unsere Kinder noch die wilde, ursprüngliche Landschaft mit ihren Tieren in freier Wildbahn erhalten bleibt, die das ganz Besondere an Namibia ausmachen."


Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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