Zum Wohl der deutschen Sprache in Namibia
Am vergangenen Wochenende fanden die Jahreshauptversammlungen des Deutschen Kulturrats in Namibia (DKR) und der Arbeits- und Fördergemeinschaft der Deutschen Schulvereine in Namibia (AGDS) statt. Der DKR-Vorsitzende Eckhart Mueller betonte in seinem Jahresbericht einige Höhepunkte, die die AZ hier in verkürzter Form abdruckt. Aus seinem Bericht wird die zunehmende Besorgnis über die beizeiten fehlende – jedoch mögliche – Rolle deutlich, die von der deutschsprachigen Gemeinschaft auf lokaler Ebene übernommen werden könnte. Zu den Schwerpunkten gehören die Vergangenheitsbewältigung, bzw. Versöhnung, und die Frage ob- und in welchem Maße eine Verantwortung übernommen werden sollte. Ähnliche, allerdings bildungsbezogene Sorgen offenbarte der Vorsitzende der AGDS, Hanjo Böhme, in seinem Bericht, der hier ebenfalls verkürzt wiedergegeben wird.
Frank Steffen
Jahresbericht der Arbeits- und Fördergemeinschaft der Deutschen Schulvereine in Namibia (ADGS) 2017/18
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
„Es ist alles schon einmal gesagt worden“, hat Karl Valentin einst gesagt, „nur noch nicht von jedem“.
So möchte ich gleich zu Beginn meines Jahresberichtes den Jahrzehnte langen Appell vieler meiner Vorgänger wiederholen und betonen, dass, wenn wir nicht selber etwas für unsere deutsche Sprache in diesem Lande tun, wir nicht erwarten sollten, dass jemand anders dies für uns tun würde.
Diesen Appell meinerseits sollte jeder von uns sehr ernst nehmen, damit verhindert wird, dass unsere deutsche Sprache in diesem Lande zu einem unbedeutenden Faktor verkümmert.
Mir ist völlig klar, dass eine diesbezügliche Verallgemeinerung fehl am Platze ist. Selbstverständlich gab es damals und gibt es auch heute noch viele Instanzen, Gruppierungen und Einzelpersonen, die sich auf ihre Art für unsere Sprache einsetzen.
Nur wer als Deutschnamibier seine Heimat Namibia im umfassenden, vollwertigen Sinne anerkennt, ist in der Lage, die berechtigten Belange der Deutschnamibier zu vertreten, vor allem die deutsche Sprache und Kultur in Namibia zu pflegen und zu fördern.
Somit bitte ich um Nachsicht, wenn ich die absichtlich provokative Behauptung aufstelle, dass, nur wer als Nichtnamibier und vorübergehend in Namibia wohnender Deutscher oder deutschsprachiger Europäer die Existenz und die Andersartigkeit der Deutschnamibier versteht und auch anerkennt, ist in der Lage, die deutsche Sprachgruppe in Namibia mit ihrer Sprache und Kultur zu fördern und auch zu prägen.
Deshalb möchte ich Sie, Herr Botschafter Schlaga, stellvertretend und dankbar hervorheben, da Sie gleich nach ihrem Amtsantritt in Namibia nicht nur unsere Sprachbelange wohlwollend unterstützt haben, sondern auch stets bemüht waren, die Andersartigkeit der Deutschnamibier zu verstehen.
In diesem Zusammenhang sei u.a. Ihr Besuch an den beiden Privatschulen in Grootfontein und Otavi erwähnt, wo Sie sich persönlich ein Bild von den Sorgen und Nöten dieser kleinen Gemeinschaften machen wollten und auch konnten. Dank Ihres persönlichen Einsatzes wurden hier Projekte schlussendlich angepackt, die über viele Jahre hinweg lediglich in der Planungsphase resortierten, da die finanziellen Mittel bislang schlicht und einfach nicht zur Verfügung standen.
Eine der vornehmlichsten Aufgaben der AGDS ist unvermindert das Sicherstellen vom Lehrernachwuchs an unseren deutschen Schulen im Lande. Aus diesem Grunde hat sich die AGDS vor Jahrzehnten mit einem erheblichen finanziellen Aufwand dazu verpflichtet, ein Stipendiumsprogramm einzuführen, welches dem ausschließlichen Zweck dient, auf Antrag jungen LehramtsstudentenInnen ein Studium an südafrikanischen und deutschen Institutionen, oder unserer UNAM zu ermöglichen. Augenblicklich unterstützt die AGDS 15 Studentinnen, die an verschiedenen Institutionen studieren mit einem jährlichen finanziellen Aufwand von 660330 N$.
Gleichzeitig möchte ich erwähnen, dass sich das vor wenigen Jahren von der AGDS iniziierte „JunglehrerInnen-Gratifikations-Programm“ inzwischen reger Beteiligung erfreut und die Schulvereine außerhalb der Landeshauptstadt davon Gebrauch machen. Wir erhoffen uns nach wie vor, mit diesem Programm mehr und mehr JungleherInnen an unsere ländlichen Schulen zu locken.
Ich prognostiziere, dass die Lehrerversorgung an allen Schulen zukünftig noch problematischer sein wird und dass man diese Lücken nur durch erhöhte Gehaltszuschüsse eventuell füllen könnte.
Ein anderer Ansatzpunkt wäre eventuell gemeinsam zu überlegen und zu prüfen, ob man die elektronischen Errungenschaften, wie „Skypen“ nicht mehr nutzen sollte, um Fachunterricht an einer Institution synchron an einer anderen Schule anzubieten, wo akuter Lehrermangel herrscht.
Erschwerend zu diesem Faktum ist die geringe Zahl an StudentenInnen, die jährlich ihre Lehramtsstudien abgeschlossen haben und ihre Studiums-Abarbeitungs-Zeit an einer der AGDS-Schulen absolvieren. Für das Jahr 2019 liegt diese Zahl bei lediglich drei neuen Lehrerinnen.
Zusätzlich haben sich die Schülerzahlen seit der Unabhängigkeit drastisch verschoben. Der Stellenwert, den Deutsch als Muttersprache (DAM) im heutigen Namibia einimmt, ist diametral ein anderer als vor der Unabhängigkeit Namibias. Das Gleiche kann man von Deutsch als Fremdsprache (DAF) behaupten. Auch dem müssen wir Rechnung tragen.
Da der AGDS unverändert sehr viel daran liegt, den Lehrerberuf mit all seinen Facetten deutlich aufzuwerten, hat sie sich verpflichtet, alljährlich alle deutschen Schulvereine mit ihren angegliederten Schulen zur „Dieter- Esslinger-Lehrertagung“ einzuladen, die in erster Linie dem gegenseitigen Austausch dienen sollte.
Ein Aufwerten des Lehrerberufs kann leider nur über die monetäre Schiene laufen. So hat sich die AGDS vor vielen Jahren dazu entschlossen, den jeweiligen Schulvereinen zum Ende eines jeden Jahres und unter Berücksichtigung einer gemeinsam festgelegten Formel einen Bonus auszuzahlen, der primär dafür gedacht war, dem Lehrkörper für seinen unermüdlichen Einsatz zu danken. Im abgelaufenen Finanzjahr hat dieser Posten die 800 000 N$-Marke erreicht.
Alle bisher erwähnten Projekte und Überlegungen kosten natürlich Geld. Ohne Ihre Mitgliedsbeiträge und die freigiebigen Spender wäre die Arbeit der AGDS zum Scheitern verurteilt. So ist es mir ein herzliches Bedürfnis, ALLEN Spendern für ihre Großherzigkeit zu danken.
So möchte ich auch diejenigen Farmer lobend und dankend erwähnen, die das AGDS-Rinderprojekt seit Jahren tatkräftig unterstützen und trotz ausbleibender Regenfälle 30 zusätzliche Rinder kostenlos auf ihren Farmen weiden lassen und bei Bedarf tiermedizinisch versorgen.
Der VDA-Schüleraustausch hat auch in diesem Jahr wieder stattgefunden und die SchülerInnen, die im November nach Deutschland reisen, haben inzwischen alle notwendigen Formalitäten abgeschlossen und fiebern der Abreise entgegen.
Auch hier sollten wir die weltweiten Entwicklungen keinesfalls isoliert sehen oder gar ignorieren, sondern uns damit beschäftigen, welche große Bedeutung wir Dialog und kulturellem Austausch auch in der Zukunft beimessen sollten. Durch unsere Sprache können wir nicht nur Brücken zu anderen Kontinenten bauen, sondern intern in Namibia jungen Menschen berufliche Möglichkeiten im Wirtschafts -oder Tourismussektor schaffen.
Sowohl der Kurt-Böhme-Rednerwettbewerb als auch das Horst-Kreft-Lesefest wurden in diesem Jahr erneut angeboten.
Nach der letztjährigen Jahreshauptversammlung hat sich der Vorstand zu einer intensiven Beratung über Zukunftsperspektiven der AGDS zusammengefunden. Verschiedene Themenkreise und diesbezüglich beeinflussende Faktoren, die ausschließlich unsere deutsche Sprache betrafen, wurden akribisch analysiert und erörtert.
Erwähnenswert sei ebenfalls, dass die AGDS um ein Gespräch mit dem amtierenden Direktor von NIED (National Institute for Educational Development) gebeten hat, da unseres Wissens die Stundenplanvorbereitungen mangels geeigneter Personen gerade im Fach Deutsch dabei sind vernachlässigt zu werden .
Ohne Sie alle und Ihre konstruktiven Beiträge auf verschiedenen Ebenen würde die AGDS in Isolation und dementsprechend in einem nicht wünschenswerten Vakuum operieren müssen.
H.J. Böhme, Vorsitzener der Arbeits- und Fördergemeinschaft der Deutschen Schulvereine in Namibia (ADGS)
Frank Steffen
Jahresbericht der Arbeits- und Fördergemeinschaft der Deutschen Schulvereine in Namibia (ADGS) 2017/18
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
„Es ist alles schon einmal gesagt worden“, hat Karl Valentin einst gesagt, „nur noch nicht von jedem“.
So möchte ich gleich zu Beginn meines Jahresberichtes den Jahrzehnte langen Appell vieler meiner Vorgänger wiederholen und betonen, dass, wenn wir nicht selber etwas für unsere deutsche Sprache in diesem Lande tun, wir nicht erwarten sollten, dass jemand anders dies für uns tun würde.
Diesen Appell meinerseits sollte jeder von uns sehr ernst nehmen, damit verhindert wird, dass unsere deutsche Sprache in diesem Lande zu einem unbedeutenden Faktor verkümmert.
Mir ist völlig klar, dass eine diesbezügliche Verallgemeinerung fehl am Platze ist. Selbstverständlich gab es damals und gibt es auch heute noch viele Instanzen, Gruppierungen und Einzelpersonen, die sich auf ihre Art für unsere Sprache einsetzen.
Nur wer als Deutschnamibier seine Heimat Namibia im umfassenden, vollwertigen Sinne anerkennt, ist in der Lage, die berechtigten Belange der Deutschnamibier zu vertreten, vor allem die deutsche Sprache und Kultur in Namibia zu pflegen und zu fördern.
Somit bitte ich um Nachsicht, wenn ich die absichtlich provokative Behauptung aufstelle, dass, nur wer als Nichtnamibier und vorübergehend in Namibia wohnender Deutscher oder deutschsprachiger Europäer die Existenz und die Andersartigkeit der Deutschnamibier versteht und auch anerkennt, ist in der Lage, die deutsche Sprachgruppe in Namibia mit ihrer Sprache und Kultur zu fördern und auch zu prägen.
Deshalb möchte ich Sie, Herr Botschafter Schlaga, stellvertretend und dankbar hervorheben, da Sie gleich nach ihrem Amtsantritt in Namibia nicht nur unsere Sprachbelange wohlwollend unterstützt haben, sondern auch stets bemüht waren, die Andersartigkeit der Deutschnamibier zu verstehen.
In diesem Zusammenhang sei u.a. Ihr Besuch an den beiden Privatschulen in Grootfontein und Otavi erwähnt, wo Sie sich persönlich ein Bild von den Sorgen und Nöten dieser kleinen Gemeinschaften machen wollten und auch konnten. Dank Ihres persönlichen Einsatzes wurden hier Projekte schlussendlich angepackt, die über viele Jahre hinweg lediglich in der Planungsphase resortierten, da die finanziellen Mittel bislang schlicht und einfach nicht zur Verfügung standen.
Eine der vornehmlichsten Aufgaben der AGDS ist unvermindert das Sicherstellen vom Lehrernachwuchs an unseren deutschen Schulen im Lande. Aus diesem Grunde hat sich die AGDS vor Jahrzehnten mit einem erheblichen finanziellen Aufwand dazu verpflichtet, ein Stipendiumsprogramm einzuführen, welches dem ausschließlichen Zweck dient, auf Antrag jungen LehramtsstudentenInnen ein Studium an südafrikanischen und deutschen Institutionen, oder unserer UNAM zu ermöglichen. Augenblicklich unterstützt die AGDS 15 Studentinnen, die an verschiedenen Institutionen studieren mit einem jährlichen finanziellen Aufwand von 660330 N$.
Gleichzeitig möchte ich erwähnen, dass sich das vor wenigen Jahren von der AGDS iniziierte „JunglehrerInnen-Gratifikations-Programm“ inzwischen reger Beteiligung erfreut und die Schulvereine außerhalb der Landeshauptstadt davon Gebrauch machen. Wir erhoffen uns nach wie vor, mit diesem Programm mehr und mehr JungleherInnen an unsere ländlichen Schulen zu locken.
Ich prognostiziere, dass die Lehrerversorgung an allen Schulen zukünftig noch problematischer sein wird und dass man diese Lücken nur durch erhöhte Gehaltszuschüsse eventuell füllen könnte.
Ein anderer Ansatzpunkt wäre eventuell gemeinsam zu überlegen und zu prüfen, ob man die elektronischen Errungenschaften, wie „Skypen“ nicht mehr nutzen sollte, um Fachunterricht an einer Institution synchron an einer anderen Schule anzubieten, wo akuter Lehrermangel herrscht.
Erschwerend zu diesem Faktum ist die geringe Zahl an StudentenInnen, die jährlich ihre Lehramtsstudien abgeschlossen haben und ihre Studiums-Abarbeitungs-Zeit an einer der AGDS-Schulen absolvieren. Für das Jahr 2019 liegt diese Zahl bei lediglich drei neuen Lehrerinnen.
Zusätzlich haben sich die Schülerzahlen seit der Unabhängigkeit drastisch verschoben. Der Stellenwert, den Deutsch als Muttersprache (DAM) im heutigen Namibia einimmt, ist diametral ein anderer als vor der Unabhängigkeit Namibias. Das Gleiche kann man von Deutsch als Fremdsprache (DAF) behaupten. Auch dem müssen wir Rechnung tragen.
Da der AGDS unverändert sehr viel daran liegt, den Lehrerberuf mit all seinen Facetten deutlich aufzuwerten, hat sie sich verpflichtet, alljährlich alle deutschen Schulvereine mit ihren angegliederten Schulen zur „Dieter- Esslinger-Lehrertagung“ einzuladen, die in erster Linie dem gegenseitigen Austausch dienen sollte.
Ein Aufwerten des Lehrerberufs kann leider nur über die monetäre Schiene laufen. So hat sich die AGDS vor vielen Jahren dazu entschlossen, den jeweiligen Schulvereinen zum Ende eines jeden Jahres und unter Berücksichtigung einer gemeinsam festgelegten Formel einen Bonus auszuzahlen, der primär dafür gedacht war, dem Lehrkörper für seinen unermüdlichen Einsatz zu danken. Im abgelaufenen Finanzjahr hat dieser Posten die 800 000 N$-Marke erreicht.
Alle bisher erwähnten Projekte und Überlegungen kosten natürlich Geld. Ohne Ihre Mitgliedsbeiträge und die freigiebigen Spender wäre die Arbeit der AGDS zum Scheitern verurteilt. So ist es mir ein herzliches Bedürfnis, ALLEN Spendern für ihre Großherzigkeit zu danken.
So möchte ich auch diejenigen Farmer lobend und dankend erwähnen, die das AGDS-Rinderprojekt seit Jahren tatkräftig unterstützen und trotz ausbleibender Regenfälle 30 zusätzliche Rinder kostenlos auf ihren Farmen weiden lassen und bei Bedarf tiermedizinisch versorgen.
Der VDA-Schüleraustausch hat auch in diesem Jahr wieder stattgefunden und die SchülerInnen, die im November nach Deutschland reisen, haben inzwischen alle notwendigen Formalitäten abgeschlossen und fiebern der Abreise entgegen.
Auch hier sollten wir die weltweiten Entwicklungen keinesfalls isoliert sehen oder gar ignorieren, sondern uns damit beschäftigen, welche große Bedeutung wir Dialog und kulturellem Austausch auch in der Zukunft beimessen sollten. Durch unsere Sprache können wir nicht nur Brücken zu anderen Kontinenten bauen, sondern intern in Namibia jungen Menschen berufliche Möglichkeiten im Wirtschafts -oder Tourismussektor schaffen.
Sowohl der Kurt-Böhme-Rednerwettbewerb als auch das Horst-Kreft-Lesefest wurden in diesem Jahr erneut angeboten.
Nach der letztjährigen Jahreshauptversammlung hat sich der Vorstand zu einer intensiven Beratung über Zukunftsperspektiven der AGDS zusammengefunden. Verschiedene Themenkreise und diesbezüglich beeinflussende Faktoren, die ausschließlich unsere deutsche Sprache betrafen, wurden akribisch analysiert und erörtert.
Erwähnenswert sei ebenfalls, dass die AGDS um ein Gespräch mit dem amtierenden Direktor von NIED (National Institute for Educational Development) gebeten hat, da unseres Wissens die Stundenplanvorbereitungen mangels geeigneter Personen gerade im Fach Deutsch dabei sind vernachlässigt zu werden .
Ohne Sie alle und Ihre konstruktiven Beiträge auf verschiedenen Ebenen würde die AGDS in Isolation und dementsprechend in einem nicht wünschenswerten Vakuum operieren müssen.
H.J. Böhme, Vorsitzener der Arbeits- und Fördergemeinschaft der Deutschen Schulvereine in Namibia (ADGS)
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