Zurück zum nordafrikanischen Ursprung
Auf namibischen Pisten brummt es wieder ein bisschen lauter. Ingo Waldschmidt ist glücklich. Nach langer Entbehrung kann er wieder auf das Motorrad aufsteigen, mit dem er im Januar dieses Jahres die „Dakar“ in Südamerika bestritt (AZ berichtete). Die Rückkehr der Enduro-Maschine glich einer schweren Geburt. Acht Monate dauerte die Reise auf See und über Land, von Santiago de Chile in die Niederlande und von Südafrika nach Windhoek. In Europa verzögerte sich der Transport aufgrund „ärztlicher Behandlungen“ beim Mechaniker. Waldschmidt lächelt.
„Im Grunde genommen“, sagt der 44-Jährige auf seiner Abschlussveranstaltung am vergangenen Sonnabend, „fahre ich die Dakar mehr als 20 Monate.“ Vor der eigentlichen Rallye, die nur etwa 14 Tage dauert, verbringe er Monate am Telefon, vor dem Bildschirm oder während persönlicher Gespräche. Ebenso gilt die Nachbereitung nicht nur der Maschine, sondern auch der besonderen Betreuung seiner Gönner. Ihnen schenke er seine ganze Aufmerksamkeit und seinen Dank. „Die Suche nach Sponsoren ist kräftezehrender als das Rennen selbst“, erklärt Waldschmidt vor etwa 50 Anwesenden im Carl-List-Haus in Windhoek. Unter ihnen befinden sich Freunde und Unterstützer. Sichtlich ergriffen schüttelt er jedem einzeln die Hand.
Es sei seine dritte und vorerst letzte „Dakar“ gewesen, sagt Waldschmidt, der dieses seit 1979 ausgetragene Wüstenrennen als Erster und bisher Einziger um die namibischen Landesfarben bereicherte. Er erreichte die Plätze 52 (2009), 37 (2011) und 44 (2013). Bei etwa 200 angetretenen Motorradfahrern eine respektable Leistung. Zumal für den Vater einer Tochter stets gilt, unverletzt das Ziel zu erreichen. Jetzt wolle Waldschmidt endlich eine langersehnte Afrika-Rallye fahren. Die kurzfristige Absage der ursprünglichen Dakar 2008 hatte ihn schwer getroffen. Das französische Sportunternehmen Amaury Sport Organisation (ASO) hatte sich wegen ernst zunehmender Reisewarnungen für die Wüstengebiete Nordwestafrikas gegen die Austragung des Rennens entschieden und es unter Beibehaltung des Namens ab 2009 auf den südamerikanischen Kontinent verlegt. Zuvor hatte die ASO auch die Pisten und Gebiete des südlichen Afrikas inspiziert, weiß Waldschmidt zu erzählen. Den Zuschlag erhielten jedoch die lateinamerikanischen Länder – aus finanziellen Gründen: Sie zahlten für die Beteiligung an der Strecke, während sich die südafrikanischen Staaten die Nutzung ihrer Gebiete durch die ASO hätten bezahlen lassen.
Auf der von Frankreich nach Senegal führenden Strecke der Ur-„Dakar” wird seit 2009 das deutlich kostengünstigere Africa-Eco-Race ausgetragen. Diese Herausforderung hat der Windhoeker erst einmal fest im Blick, ohne die „Dakar“ vollends aus den Augen zu verlieren.
Von Armin Höhling,
Windhoek
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Allgemeine Zeitung
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