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Zwei namibische Synoden im Lutherjahr

Neben Diakonie verlangen Reizthemen Aufmerksamkeit
Eberhard Hofmann
„Diakonie - Mission mit den Händen“ lautete das Motto der 43. Synode der Evangelischen Lutherischen Kirche in Namibia (Deutsche Evang.-Luth. Kirche, ELKIN/DELK) vom 21. bis zum 24. September 2017 in Swakopmund. Das Haupthema wurde von Bischof Burgert Brand sowie von der Geschäftsführerin von EcSoS (Ecumenical Social Services), Amanda Krüger, ausführlich behandelt. Die Synodalerklärung wurde bereits zum Abschlussgottesdienst am Sonntag, 24. September in der lutherischen Kirche in Swakopmund verlesen.

Einen Monat zuvor hatten sich die Synodalen der ELCRN (Evangelical Lutheran Church in the Republic of Namibia) zur 27. Ordentlichen Synode in Keetmanshoop versammelt. Die Verlautbarung der ELCRN-Synode, unterzeichnet von Bischof Ernst //Gamxamûb und dem zweiten Vorsitzenden der Synode, Isaac Kaulinge, wurde am 27. September freigestellt.

Diakonische Netzwerke

Die ELKIN(DELK)-Synode hatte bewusst das Diakonie-Thema gewählt.

Bei der Vorstellung der Praxisprojekte aus den Gemeinden stellte die Synode erfreut fest, wie vielfältig das diakonische Handeln bereits ist. Die Synode ermutigt die Gemeinden, auf den bestehenden Projekten aufzubauen, diese als Impulse für mögliches weiteres Engagement wahrzunehmen und über die bestehenden und eingefahrenen Sozialwerke hinaus - wie das Altersheim von Otjiwarongo und das Hephata-Heim für geistig Behinderte in Katutura - Netzwerke zu erweitern. Außerdem haben die Synodalen beschlossen, dass die Kirche den Kontakt zum diakonischen Verband EcSOS (Ecumenical Social Services), der von der Geschäftsführerin Amanda Krüger anhand etlicher laufender Initiativen vorgestellt wurde, zu stärken und „DELK-Projekte bei EcSOS mit zu verorten“.

Drei-Kirchen-Einsatz zur Lutherischen Vollversammlung

Andere Tagungspunkte der ELKIN(DELK)-Synode stammten aus dem aktuellen Jahresverlauf, insbesondere der gemeinsame organisatorische Einsatz mit den Schwersterkirchen ELCRN sowie ELCIN als Organisatoren und Gastgeber der 12. Vollversammlung des Lutherischen Weltbunds (LWB) in Windhoek, im Rahmen der 500-jährigen Jubiläums der Reformation. Führende Kräfte der DELK waren im lokalen Planungsausschuss LAPC (Local Assembly Planning Committee) über drei Jahre im Vorlauf zur Vollversammlung mit den zwei Schwesterkirchen aktiv, wobei wertvolle Verbindungen vertieft wurden. Die Kooperation sei „gut und weniger gut“ verlaufen, urteilte Pastor Rudolf Schmid rückblickend.

Ein gemeinsames Projekt der drei lutherischen Schwesterkirchen war der Sonderband, der rechtzeitig zur LWB-Vollversammlung in Windhoek erschienen ist und einen tiefen Einblick in die aktuelle Vielfalt sozialer und reformatorischer Fragen bietet. Der Titel lautet „Here we stand - reflecting 500 years Reformation in Namibia.“

Über den Bericht der Kirchenleitung, vorgelegt von Bischof Brand, hat sich die Synode ferner mit dem Verhältnis und den Beziehungen der ELKIN(DELK) mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) befasst. „Als weitgehend deutschsprachige Kirche in Namibia hat die ELKIN (DELK) eine besondere Position in dieser ganzen Diskussion (um Genozid und Reparation): Gern würde man uns als ,Deutsche` ansehen, aber das sind wir weitgehend nicht. Wir sind Namibier und namibische Kirche“, heißt es im Bericht der Kirchenleitung. Die gemeinsame Rat der drei lutherischen Kirchen (UCC-NLC) hatte das Genozid-Thema nicht auf die Agenda der LWB-Vollversammlung gebracht, „weil man sich erst nach der Vollversammlung die Zeit nehmen wollte, dieses Thema gemeinsam zu diskutieren“. Die EKD hatte jedoch am 24. April, zwei Wochen vor der Vollversammlung ihre „Erklärung zum Völkermord im früheren Deutsch-Südwestafrika“ veröffentlicht. Die LWB-Vollversammlung hat in einer eigenen Erklärung dann dahingehend Stellung bezogen, dass der LWB den gegenwärtigen Austausch zwischen der namibischen und deutschen Regierung versöhnlich unterstützen möchte.

Umgang mit der Vergangenheit

Die ELKIN(DELK) hält im Bericht der Kirchenleitung fest, auf der Suche nach Frieden und im Umgang mit der Vergangenheit eine gemeinsame Zukunft zu ermöglichen. „Auf diesem Weg sollten wir (u. A.)

? einander besser informieren über geschichtliche Zusammenhänge in unserem Land und in welcher Weise diese von verschiedenen Parteien gedeutet wurden und werden;

? eine warnende Stimmer laut werden lassen gegen eine Eskalation des Hasses und einer Maßlosikgkeit der Hetzreden. Damit sollen bestehende Konflikte nicht verharmlost, sondern soll in Liebe und gegenseitiger Achtung ein guter Weg für die Zukunft gesucht werden.“

Die Kirchenleitung erwähnt in diesem Rahmen: „Des Weiteren haben wir in unserer Zusammenarbeit mit der ELCRN festzustellen, dass diese Diskussion für unsere Schwesterkirche noch einmal komplizierter und emotionaler ist als für uns. Herero und Nama, die sich auch als Aktivisten einsetzen, gehören auch zur ELCRN.“

Im Synodalbericht der ELCRN vom 14. bzw. 27. September heißt es ihrerseits zum Genozid- und Reparationskomplex: „Die Kirchensynode nimmt die formale Entschuldigung der EKD-Kirchen zur Kenntnis und akzeptiert die Bitte um Vergebnung vorbehaltlos als ersten Schritt in unserem Bemühem um Versöhnung. Die Kirchensynode unterstützt des Weiteren die aktuellen Bemühungn der namibischen und deutschen Regierungen und rät, dass die Verhandlungen mehr inklusive sein sollten, insbesondere die Gemeinschaften betreffend, die am meisten vom Genozid berührt wurden. Die ELCRN-Synode empfiehlt ferner, dass fortwährende Plattformen mit lokalen und deutschsprachigen Kirchen zum Dialog über Aussöhnung einberufen werden, um sich auf heilendes Handeln und einer gemeinsamen Zukunft zu einigen.“

Die ELCRN-Synode hat sich noch explizit zum weiteren Dialog der drei lutherischen Kirchen über die angestrebte lutherische Einheit bekannt. Die Leitsprüche der LWB-Vollversammlung bildeten den Rahmen der ELCRN-Synoda#e: „Befreit durch Gottes Gnade, Erlösung - durch Geld nicht zu haben, Menschen - für Geld nicht zu haben und Schöpfung - durch Geld nicht haben.“

Zur Landfrage, die diesmal bei der ELKIN(DELK)-Synode nicht im Vordergrund stand, will die ELCRN mit einer Denkschrift zur Position der Zivilgesellschaft beitragen.

Eberhard Hofmann

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-15

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