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Zwei Trainer bewegen den Norden

Ein deutscher Freiwilliger engagiert sich im Norden Namibias für den Basketball. In seinem Auslandsjahr hat Paul Isernhinke seinen Lieblingssport in der Oshana-Region vorangebracht. Mithilfe eines neuen besten Freundes ermöglicht er etlichen Kindern aus ärmlichen Verhältnissen eine sinnvolle Nachmittagsbeschäftigung.
Emanuel Hege
Erst fing es ganz klein an: Paul Isernhinke und Pondo Nailenge gründeten im Februar dieses Jahres das Basketball-Komitee zur Entwicklung des Nordens, kurz: Northern Committee. Als einfache Außenstelle des nationalen Verbandes (NBF) geplant, veränderten die zwei engagierten Basketballbegeisterten die Sportlandschaft in Oshana innerhalb weniger Monate. Der Freiwillige aus Deutschland und der Local mit der sozialen Ader betreuen mittlerweile den Sport an mehreren Grundschulen, organisieren Basketballunterricht als außerschulisches Angebot, etablierten eine Liga und eröffneten einen Ableger der Basketball Artists School (BAS), die schon seit mehreren Jahren in Windhoek erfolgreich Sozialarbeit mit Sport verknüpft. Ende August geht es für Isernhinke wieder in die Heimat nach Oldenburg (Niedersachsen). „Zurzeit würde ich am liebsten hier bleiben“, sagt der 19-jährige im Interview mit der AZ und erzählt von seinem Jahr voller Höhen und Tiefen.

Pauls Reise begann im September letzten Jahres in Windhoek. Unterstützt durch den ASC Göttingen von 1846 e.V. und dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) kam Paul nach Namibia, um als Freiwilliger für den NBF zu arbeiten. Er coachte bei unterschiedlichen Schulprojekten und assistierte bei organisatorischen sowie administrativen Aufgaben. Ihm wurde schnell klar, dass er auch noch eine andere Facette Namibias entdecken will. „Nach einigen Monaten tat sich die Möglichkeit auf, in den Norden zu gehen. Ich von meiner Seite wollte dahin und habe das dann auch gepusht“, berichtet Paul. Nach fünf Monaten in der NFB-Zentrale in Windhoek zog er zu einer Gastfamilie nach Ongwediva.



Bewegung in Oshana

Im Norden fand Paul einen Gleichgesinnten. Pondo ist mittlerweile sein bester Freund. Beide sind Feuer und Flamme für ihre eigenen Projekte. Pondo, der als Fachberater berufstätig ist, sich jetzt jedoch hauptsächlich um die Projekte kümmert, hatte zwar schon Sozialarbeit mit und durch Basketball in der Region betrieben, dabei war er allerdings weitesgehend auf sich allein gestellt und da er einem Vollzeitjob nachgehen musste, endeten seine Bemühungen in kleineren und unregelmäßigen Projekten. „Als ich ankam, haben wir uns hingesetzt und überlegt, wo wir anfangen können und welche Personen wir mit ins Boot holen“, blickt Paul zurück. In den ersten Wochen erlebte er viel positive Resonanz und fühlte sich dadurch in seinem Vorhaben gestärkt.

Zuerst wurde eine Kooperation mit den Schulen angestrebt. Diese zeigten sich von vorneherein begeistert. Angesichts des mageren Anteils an Sport im namibischen Bildungssystem sind die von den Basketballtrainern geleiteten Einheiten eine willkommene Entlastung. Das zweite Standbein folgte kurz darauf mit dem sogenannten Open Programme - ein außerschulisches Projekt, das im Durchschnitt 75 bis 150 Nachwuchsspieler auf die Basketballplätze der Umgebung lockt. „Unser Teilnehmerrekord liegt bei 275 Kindern“, erzählt Paul mit einem Schmunzeln. Auf die Frage, ob da ein anständiges Training möglich ist, antwortet er: „Natürlich gibt es hier erschwerte Bedingungen, aber das Training klappt erstaunlich gut.“



Ambitioniertes Duo

Bis dahin hatten Paul und Pondo bereits frischen Wind in den Schulsport Oshanas gebracht, doch die zwei wollten mehr. Um dem Schulunterricht und den offenen Basketball-Programmen eine Wettkampfbasis zu bieten, gründete das Northern Committee eine Grundschulliga. Nach Überwindung einiger formeller Hürden wird seit diesem Winter mit der Hilfe engagierter Lehrer die erste Saison bestritten.

„Mir liegt es besonders am Herzen, die Programme so aufzubauen, dass sie auch nach meiner Abreise weiterlaufen können“, sagt Paul. Er traut Pondo zu, die Programme zur Not auch alleine zu organisieren. Nachhaltigkeit ist beiden wichtig. Auch wenn die Programme kurzfristig aus dem Boden gestampft wurden, sollen sie tiefe Wurzeln schlagen und den Basketballsport als Stütze der Communites integrieren. Die Arbeit des nördlichen Komitees hat auch den NBF überzeugt - nach Pauls Abreise werden gleich zwei neue Freiwillige des Basketball-Verbandes in die Oshana-Region entsendet, um Pondo zu unterstützen.



Noch viel vor

Paul hatte im Alter von neun Jahren begonnen, Basketball zu spielen. Damals lebte er mit seiner Familie in Texas (USA). Sein Weg führte ihn dann über Bonn nach Oldenburg, wo er die meiste Zeit seines Lebens verbrachte. Einen Trainerschein hat er nicht. „Alles, was ich für unsere Pojekte brauche, ist meine Erfahrung im Basketball“, betont Paul. In der Jugend spielte er in der U16-Bundesliga für die Baskets Akademie Weser-Ems und zuletzt war er in der 2. Regionalliga bei den Btb-Royals aktiv. Doch der Sport blieb ein Hobby. Paul will alle Seiten des Lebens kennenlernen - er will nach seinem Aufenthalt in Namibia einige Monate lang als Skilehrer in den Alpen arbeiten und er will Medizin studieren, weil es sein Traumberuf ist. Er spielt auch schon mit dem Gedanken, eventuell eines Tages nach Afrika zurückzukehren, um in seinem Traumberuf für die Menschen hier etwas zu leisten. Einen Studienplatz in Deutschland hat er bereits sicher.

Mit Begeisterung spricht Paul über sein persönliches Lieblingsprojekt im Norden Namibias: „Die Oshana Basektball School (OBS) ist mir am wichtigsten.“ Das Nachwuchsförderprogramm wurde der Basketball Artists School in Windhoek nachempfunden. Der Deutsche Frank Albin gründete 2010 mit Hilfe der NBF das Projekt unter dem Motto „Education first - Basketball second“. Auch in Ongwediva dürfen 14 besonders talentierte Schüler jeden Nachmittag in das Youth Center. Dort hat das Northern Committee einen Raum für die OBS ergattern können. Angeboten werden dort ein kleines Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung und vor allem Nachhilfe in Mathematik und Englisch. Danach geht es auf den Basketballplatz.

„Es ist erstaunlich, wie schnell die Kinder besser werden. Nicht nur in der Schule und im Basketball, auch charakterlich machen sie große Sprünge.“ Die Wertevermittlung durch den Sport und die sinnvolle Beschäftigung am Nachmittag ist in Pauls Augen ein nicht zu ersetzender Halt im Leben der Kinder geworden. „Wir sehen die Kinder jeden Tag. Es wird schwer, dieses Projekt zu verlassen.“

Emanuel Hege

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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