Zweierlei Feiern
Mit viel Werbung ist der 13. Unabhängigkeitstag vorbereitet worden. Im Gemüt eines Großteils der Nation ist der Tag Anlass farbiger und militärischer Selbstdarstellung. Auch die Bilanz der Erfolge und Misserfolge der Jahre der Souveränität aus dem Mund von Präsident Nujoma gilt als fester Bestandteil. Etliche Politiker werten die geringe Beteiligung der wohlhalbenden weißen Minderheit dabei als ständiges Makel. Ihre Abwesenheit fällt auch bei den regionalen Feiern auf, was Vizepremier Hendrik Witbooi am Freitag in Bethanien als Widerstand gegen die Politik nationaler Aussöhnung deuten wollte. Witbooi bemühte hier die abgegriffene Drohung, dass "die Geduld der leidenden, verarmten Schwarzen mit den Weißen auslaufe".
In Windhoek hatten der ehemalige Fernsehansager Sakkie Namugongo und der Nampa-Redakteur und Befreiungspoet Emvula Nangolo zum 13. Unabhängigkeitstag die gemeinsame Aufgabe, das TV-Publikum als Fernsehmoderatoren zu begleiten. Beide haben die Abwesenheit der Weißen bedauert und kritisiert. Im übrigen hatten die beiden viel Mühe, die 45 Minuten des zeitlichen und visuellen Anlaufs bis zu dem Moment mit weihevoller patriotischer Rede zu füllen, als der Präsident zur Ehrenrunde in das Stadion einrollte. Spätestens nach zehn Minuten kann einem dazu nichts mehr einfallen.
Präsident Nujomas Festrede enthielt eine Reihe positiver Ansätze, die als Standardinstrumente der Vertrauensbildung dienen: die Politik nationaler Aussöhnung, die Betonung der Landreform nach dem nationalen Grundkonsens von 1991 (williger Käufer, williger Verkäufer), Hinweise auf konkrete Erfolge beim Ausbau der Infrastruktur und der Bewältigung der Sozialausgaben, um nur einige zu nennen.
Aber auch Nujoma bleibt im Denkschema stecken, dass allein eine Gruppe der Arbeitgeber nach ihrer (hellen) Hautfarbe mit dem erhobenen Zeigefinger angeprangert werden muss, weil es Konfliktfälle gegeben hat, die jetzt im Gericht belangt werden. Wann wird Präsident Nujoma im wiederkehrenden Konflikt zwischen Arbeitgebern und -nehmern das erste Mal die Ehrlichkeit aufbringen, das Gesamtbild zu schildern? Wann werden Witbooi und Nujoma auch die schwarz-schwarze Ausbeutung nennen, die die San und andere heute noch erfahren, und die Ausbeutung, die auch angolanische Fremd- und Schwarzarbeiter im Oshivambo sprechenden Norden aus Armut hinnehmen? Das eine Übel hebt das andere niemals auf, aber wir erwarten vom Präsidenten und vom Vizepremier mehr Ausgewogenheit, als nur an einer Rassengruppe herumzunörgeln. Immerhin hat der Präsident zu Recht - und hier ohne Farbabgrenzung - namibischen Männern den Zorn des Gesetzes angedroht, die sich gewaltsamer Misshandlung von Frauen und Kindern schuldig machen.
Der unterschiedliche Zeithorizont (die Stundendauer) sowie kulturelle Präferenzen bringen es mit sich, dass es eine andere Nationalveranstaltung gibt, wo hellhäutige Namibier tatsächlich in Scharen eintreffen: beim genialen, multikulturellen Unabhängigkeitskonzert "Symphony meets Africa".
Nach 13 Jahren wird es Zeit, dass Nujoma und Witbooi auch dort einmal hingehen. Dafür brauchen sie keineswegs auf die bombastische Stadionfeier zu verzichten.
In Windhoek hatten der ehemalige Fernsehansager Sakkie Namugongo und der Nampa-Redakteur und Befreiungspoet Emvula Nangolo zum 13. Unabhängigkeitstag die gemeinsame Aufgabe, das TV-Publikum als Fernsehmoderatoren zu begleiten. Beide haben die Abwesenheit der Weißen bedauert und kritisiert. Im übrigen hatten die beiden viel Mühe, die 45 Minuten des zeitlichen und visuellen Anlaufs bis zu dem Moment mit weihevoller patriotischer Rede zu füllen, als der Präsident zur Ehrenrunde in das Stadion einrollte. Spätestens nach zehn Minuten kann einem dazu nichts mehr einfallen.
Präsident Nujomas Festrede enthielt eine Reihe positiver Ansätze, die als Standardinstrumente der Vertrauensbildung dienen: die Politik nationaler Aussöhnung, die Betonung der Landreform nach dem nationalen Grundkonsens von 1991 (williger Käufer, williger Verkäufer), Hinweise auf konkrete Erfolge beim Ausbau der Infrastruktur und der Bewältigung der Sozialausgaben, um nur einige zu nennen.
Aber auch Nujoma bleibt im Denkschema stecken, dass allein eine Gruppe der Arbeitgeber nach ihrer (hellen) Hautfarbe mit dem erhobenen Zeigefinger angeprangert werden muss, weil es Konfliktfälle gegeben hat, die jetzt im Gericht belangt werden. Wann wird Präsident Nujoma im wiederkehrenden Konflikt zwischen Arbeitgebern und -nehmern das erste Mal die Ehrlichkeit aufbringen, das Gesamtbild zu schildern? Wann werden Witbooi und Nujoma auch die schwarz-schwarze Ausbeutung nennen, die die San und andere heute noch erfahren, und die Ausbeutung, die auch angolanische Fremd- und Schwarzarbeiter im Oshivambo sprechenden Norden aus Armut hinnehmen? Das eine Übel hebt das andere niemals auf, aber wir erwarten vom Präsidenten und vom Vizepremier mehr Ausgewogenheit, als nur an einer Rassengruppe herumzunörgeln. Immerhin hat der Präsident zu Recht - und hier ohne Farbabgrenzung - namibischen Männern den Zorn des Gesetzes angedroht, die sich gewaltsamer Misshandlung von Frauen und Kindern schuldig machen.
Der unterschiedliche Zeithorizont (die Stundendauer) sowie kulturelle Präferenzen bringen es mit sich, dass es eine andere Nationalveranstaltung gibt, wo hellhäutige Namibier tatsächlich in Scharen eintreffen: beim genialen, multikulturellen Unabhängigkeitskonzert "Symphony meets Africa".
Nach 13 Jahren wird es Zeit, dass Nujoma und Witbooi auch dort einmal hingehen. Dafür brauchen sie keineswegs auf die bombastische Stadionfeier zu verzichten.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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