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Zwischen Aktion und Ohnmacht

Kann der Trend zur Radikalisierung und Verschärfung zwischenmenschlicher Beziehungen aufgehalten werden? Zu den besorgten Warnstimmen gehört der Politologe und ehemalige Vizeminister Prof. Gerhard Tötemeyer, der dem Namibischen Kirchenrat (CCN) den Gesellschaftsspiegel vorgehalten und seine Kritik mit konstruktiven Vorschlägen abgeschlossen hat, wie die Kirchen zum Abbau ethnischer Spannung und langlebiger Rassenklischees beitragen könnten. Vor 1990 haben sich etliche Kirchen politisch aktiv am Unabhängigkeitsstreben beteiligt, während sich andere auf den rein seelsorgerischen Bereich beschränken wollten. Damit waren die Kirchen in zwei grobe Lager zerfallen. Kein geistliches Wort reichte aus Brücken zu bauen.

Der veränderte, souveräne Rahmen der Gesellschaft ab 1990, der politische Gegensätze zwischen den Kirchen aufgehoben hat, hätte zugleich zu mehr Relevanz der geistlichen Institutionen führen sollen. Kurz nach der Unabhängigkeit hat sich der Namibische Kirchenrat (CCN: Council of Churches of Namibia) bemüht, in die neue Rolle einzufinden, ohne seine Bedeutung zu verlieren, die er zuvor hatte. Das war leichter gesagt als getan. Ausländische Spendengelder versickerten merklich, weil das Ziel namibischer Souveränität erreicht war und die neue Rolle als kritischer, geistlicher Sozialpartner des säkularen Staates ließ sich auf politischer Ebene schon gar nicht durchsetzen. Das Bemühen des CCN, ähnlich wie in Südafrika in Namibia eine Wahrheits- und Versöhnungskommission einzusetzen (dort geschah es unter Vorsitz von Bischof Desmond Tutu), um die Geschichte der Befreiung und Unabhängigkeit Namibias mit ihren Schattenseiten und Gräuel auf beiden Seiten aufzuarbeiten, wurde von der regierenden Partei effektiv abgewürgt. Die Kirchen gaben kleinlaut bei, ganz im Gegensatz zu ihrer offenen Opposition zur südafrikanischen Verwaltung. Jetzt gilt der "politisch korrekte Umgang" mit dem Unabhängigkeitskampf und keine Aufarbeitung mit Tatsachen und Wunden.

Der Referent Tötemeyer hat viele bekannte, erschreckende Indizien hergezählt, dass Rassismus, Luft abschnürendes Stammesdenken/Tribalismus und Ethnizität (eine Vokabel aus der Apartheidszeit) den freien Geist der Gesellschaft heute gefährden, mancherorts gar vergiften. Dabei verlaufen die Gräben nicht allein nach dem alten Apartheidsmuster, das viele Menschen aller Schattierung allerdings noch mit sich rumschleppen, sondern Gehässigkeiten zwischen Stammesgruppen, ethnische Eifersucht um regionale Vorherrschaft und bei der Besetzung von Posten, Neo-Apartheid zur Benachteiligung weißer Fachkräfte unterhöhlen die Gesellschaft, die ihre angepriesene Freiheit damit wieder einengt.

Die Pflege gesellschaftlicher Werte kann nicht nur dem politischen Parlament, dem satirischen Karneval und patriotischen Feiertagsrednern überlassen werden. Die Kirche ist individuell und im Kollektiv ebenso gefordert.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-25

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