Zwischen Erinnerung und Anspruch
Omaruru - Zuerst hat der Sprecher Wolf-Thilo von Trotha das Ovahereropublikum auf dem Kommandoplatz in Omaruru etwas in die Familiengeschichte der Von Trothas eingeführt. Mit General Lothar von Trotha, dem Befehlshaber der deutschen Schutztruppe verbindet die Besucher ein Ahne von Anfang des 18. Jahrhunderts. Mit der Feststellung wolle man sich nicht von der späteren Geschichte absetzen: "Wir können uns nicht die ,guten` unserer Vorväter und -mütter aussuchen und die ,anderen' vergessen", so Thilo von Trotha. In der Familie hat es Generäle, Admirale, Minister, einen Bischof und Mitglieder des Widerstands gegen Hitler gegeben.
Viele Herero werden zum ersten Mal von Wolf-Thilo gehört haben, dass ein anderer Von Trotha (ebenfalls Thilo) im Juni 1905 im Fischfluss bei einem Versuch, zwischen Kaptein Cornelius von den Bethanier Nama und dem Schutztruppenbefehl zu vermitteln, infolge eines Missverständnisses von den Nama erschossen wurde. Sein gut markiertes Grab ist allen Fischflusswanderern bekannt. Wolf-Thilo v. Tr. wies dann auf den Verlauf der Geschichte hin, wie viele der Familie unter russischer Besatzung nach dem 2. Weltkrieg ihren Besitz verloren haben.
"Wir möchten die Tatsache nicht stillschweigend ignorieren, dass zwischen 1904 und 1907 zigtausende Herero durch das brutale Handeln der deutschen kolonialen Armee unter Befehl von Lothar von Trotha getötet wurden - ein Handeln, das wir heute nicht verstehen können." Wolf-Thilo v. Tr. sprach von der Schuld, die die deutschen Truppen unter dem Befehl von Lothar von Trotha bei der Verfolgung und Vertreibung auf sich geladen hätten. "Wir wollen und können das nicht ignorieren. Heute wissen wir, dass Menschenrechte gröblich verletzt wurden." Das könne man nicht unter Hinweis auf ähnliche Vergehen anderer Kolonialmächte herunterspielen. Alle Angehörige der Von Trotha-Familie seien zu Zeiten durch diese Geschehen konfrontiert worden. Als Deutsche und insbesondere als Träger des Familiennamens mussten sie sich damit auseinandersetzen, ob als Schüler oder als
Erwachsene.
Zusammen mit Chef Alfons Maharero haben die Von Trothas beschlossen, an die Zukunft der Kinder zu denken. Sie sollen aus der Versöhnung Nutzen ziehen. Die Familie engagiert sich nun in Okakarara bei der Stiftung Steps for Children.
Chef Alfons Maharero hat in Omaruru "die Courage der Von Trothas" gewürdigt, die sie durch ihre versöhnliche Teilnahme an den Gedenken am Tag der Weißen Flagge gezeigt hätten. Maharero erwartet von ihnen nun den gleichen Mut, ihre Regierung und Mitbürger zu Hause anzusprechen, so dass sie dadurch "Wahrnehmungen und Ängste im Umgang mit dem Genozid 1904" auf positive Weise abbauen könnten. Obwohl Maharero das Schuldbekenntnis der deutschen Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul von August 2004 als mutigen Schritt beschreibt, ist er enttäuscht, dass ihre versöhnliche Geste bei ihrer Rückkehr aus Namibia im deutschen Bundestag getadelt worden sei. "Daher, so wie wir heute hier stehen, gibt es keine formale Entschuldigung der deutschen Bundesregierung." Maharero fordert einen "bedingungslosen, strukturierten" Dialog zwischen beiden Seiten der "Konfliktlinie". Dieser Dialog müsse auf "restaurative Gerechtigkeit" hinauslaufen. Maharero will die guten bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Namibia nicht als Ersatz (excuse) für direktes Engagement mit den betroffenen Gemeinschaften des Kolonialkriegs vor einem Jahrhundert verstanden wissen.
In anderer Formulierung aber mit dem gleichen Anliegen des direkten Dialogs und mit der Forderung, direkt von der Bundesregierung angehört zu werden, hat der Vorsitzende des Ovaherero/Ovambanderu-Rates für Dialog über den Genozid 1904 (OCD 1904), Mike Kavekotora in Omaruru nachgezogen.
Viele Herero werden zum ersten Mal von Wolf-Thilo gehört haben, dass ein anderer Von Trotha (ebenfalls Thilo) im Juni 1905 im Fischfluss bei einem Versuch, zwischen Kaptein Cornelius von den Bethanier Nama und dem Schutztruppenbefehl zu vermitteln, infolge eines Missverständnisses von den Nama erschossen wurde. Sein gut markiertes Grab ist allen Fischflusswanderern bekannt. Wolf-Thilo v. Tr. wies dann auf den Verlauf der Geschichte hin, wie viele der Familie unter russischer Besatzung nach dem 2. Weltkrieg ihren Besitz verloren haben.
"Wir möchten die Tatsache nicht stillschweigend ignorieren, dass zwischen 1904 und 1907 zigtausende Herero durch das brutale Handeln der deutschen kolonialen Armee unter Befehl von Lothar von Trotha getötet wurden - ein Handeln, das wir heute nicht verstehen können." Wolf-Thilo v. Tr. sprach von der Schuld, die die deutschen Truppen unter dem Befehl von Lothar von Trotha bei der Verfolgung und Vertreibung auf sich geladen hätten. "Wir wollen und können das nicht ignorieren. Heute wissen wir, dass Menschenrechte gröblich verletzt wurden." Das könne man nicht unter Hinweis auf ähnliche Vergehen anderer Kolonialmächte herunterspielen. Alle Angehörige der Von Trotha-Familie seien zu Zeiten durch diese Geschehen konfrontiert worden. Als Deutsche und insbesondere als Träger des Familiennamens mussten sie sich damit auseinandersetzen, ob als Schüler oder als
Erwachsene.
Zusammen mit Chef Alfons Maharero haben die Von Trothas beschlossen, an die Zukunft der Kinder zu denken. Sie sollen aus der Versöhnung Nutzen ziehen. Die Familie engagiert sich nun in Okakarara bei der Stiftung Steps for Children.
Chef Alfons Maharero hat in Omaruru "die Courage der Von Trothas" gewürdigt, die sie durch ihre versöhnliche Teilnahme an den Gedenken am Tag der Weißen Flagge gezeigt hätten. Maharero erwartet von ihnen nun den gleichen Mut, ihre Regierung und Mitbürger zu Hause anzusprechen, so dass sie dadurch "Wahrnehmungen und Ängste im Umgang mit dem Genozid 1904" auf positive Weise abbauen könnten. Obwohl Maharero das Schuldbekenntnis der deutschen Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul von August 2004 als mutigen Schritt beschreibt, ist er enttäuscht, dass ihre versöhnliche Geste bei ihrer Rückkehr aus Namibia im deutschen Bundestag getadelt worden sei. "Daher, so wie wir heute hier stehen, gibt es keine formale Entschuldigung der deutschen Bundesregierung." Maharero fordert einen "bedingungslosen, strukturierten" Dialog zwischen beiden Seiten der "Konfliktlinie". Dieser Dialog müsse auf "restaurative Gerechtigkeit" hinauslaufen. Maharero will die guten bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Namibia nicht als Ersatz (excuse) für direktes Engagement mit den betroffenen Gemeinschaften des Kolonialkriegs vor einem Jahrhundert verstanden wissen.
In anderer Formulierung aber mit dem gleichen Anliegen des direkten Dialogs und mit der Forderung, direkt von der Bundesregierung angehört zu werden, hat der Vorsitzende des Ovaherero/Ovambanderu-Rates für Dialog über den Genozid 1904 (OCD 1904), Mike Kavekotora in Omaruru nachgezogen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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