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Zwischen Existenz-Stress und Lichtblicken

Eberhard Hofmann
Zwischen kühl-kalten Nächten, wenn des Kreuz des Südens am Wendekreis des Steinbocks deutlich funkelt, und wohlig warmen Wintertagen könnte man die Existenznot der Dürre und der Rezession fast vergessen. Aber nur fast! Denn bei der Malaise des zahlungsunfähigen, aber chronisch subventionierten Flamingo-Fliegers Air Namibia, beim Hunger auf den Müllkippen, bei der Not der Landwirte, die bereits 60 000 Stück verrecktes Großvieh beklagen, bei eskalierender Arbeitslosigkeit im Harambee-Hause Namibia, beim Einknicken der Besucherzahlen bei der Touristik-Messe 2019 - sucht oder braucht jemand etwa noch mehr Hiobsbotschaften? - gibt´s tatsächlich hier und da Lichtblicke. Zumeist und zunächst hauptsächlich kleine. Aber aller Anfang is mos schwer.

In Ovenduka wird im nächsten Monat das erste Null-Müll-Geschäft eröffnet! Und die Ladenkette Woermann Brock, die offen zu ihrer Herkunft der Reeder und Ozeandampfer steht, wenigstens sind einige Ladenwände mit den Motiven gestaltet, führt - gewiss in Absprache mit anderen Supermärkten - die Abschaffung der bleddy Plastikbeutel ein, bzw. erhebt ´ne Plastikgebühr auf das überflüssige Plastikgelumpe. Und W & B zeigt nach öffentlichem Aufruhr sogar Entgegenkommen in Karibib, wo der Betrieb beim Bau seines neuen Geschäftszweigs auf dem Flecken des abgerissenen Hälbich-Anwesens historische Fensterbögen aufleben lässt, so wenigstens wollen wir´s im Vorbeifahren bemerkt ham.

Und im neuen Vorort von Ovenduka, Elisenheim bauen und wühlen die Maurer, um ´nen ersten Ladenkomplex hochzuziehen, so dass die Elisenheimer künftig nich mehr 30, 40 Kilometer zurücklegen müssen, um Brot und Milch ins Haus zu holen. Aber ein Einwohner hat über die Entwicklung gemount. Er konnte und kann noch bis ca März 2020 seiner Missies schnell entkommen, um in Ovenduka kastach Milch und Brot zu kaufen, aber in Wirklichkeit sonstige Draitjies xhoit, sei es ´n Geheimbesuch oder Einkehr in einer Shebeen oder Kaschemme. Wenn aber das Geschäftszentrum da is, gelte diese Ausrede zum Ausbüchsen nich mehr, sagt der.

Und wir mounen über den Design des neuen Geschäftszentrums. Sage und schreibe ham Entwickler und Architekten - hoch bezahlt in guten und in schlechten Zeiten - sowahr wrachtach noch nich mitgekriegt, das namibische Stein- und Backsteinhäuser seit präkolonialer Zeit Dachrinnen ham, zur Schonung der Fundamente und am besten auch - noch besser! - zum Wassersammeln im Regentank. Aber von den Oukies und Tunten sind mit ökologischer Blindheit geschlagen. Check nur die Wellblech-Kambaschu-Fassaden, die ihre Berufsklasse der Sonne zugewandt an Hochbauten in Klein Windhoek angebracht hat, damit die Bauten und ihre Büronutzer im langen Nam-Sommer hinter den Fassaden lekka ein- und aufgeheizt werden.

Manche begreifen´s nie.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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