Zwischen Fußballhunger und Enttäuschung
In Namibia waren die Hoffnungen auf die Fußballweltmeisterschaft in Afrika enorm groß. Die ganz großen Wünsche gingen jedoch auch hier nicht in Erfüllung. Weder stieg die deutsche Nationalmannschaft wie erhofft zum Trainingslager nach Namibia ab, noch verirrte sich eine nennenswerte Anzahl Fußballtouristen nach Südwestafrika. Zu allem Überfluss verpasste die namibische Nationalmannschaft die Turnierqualifikation.
"Ich glaube, die Namibier sind trotzdem sehr fußballbegeistert", erklärt Namibias Nationaltrainer Tom Saintfiet. "Wenn man auf die Straßen geht, sieht man überall an den Autos Fähnchen und Wimpel." Der Belgier bedauert vor allem, dass es nicht gelungen ist einen internationalen Topgegner für ein Freundschaftsspiel nach Namibia zu holen. "Das ist eine große Enttäuschung für mich und den Verband", erklärt Saintfiet. "Wir haben hier in Namibia einfach nicht die Infrastruktur für ein internationales Spitzenteam." Das frühe Ausscheiden der afrikanischen Teams analysiert Saintfiet nüchtern: "Für mich ist dies keine Überraschung, sondern das Resultat einer Reihe von Fehlentscheidungen, Ideenlosigkeit und fehlender Motivation. Es war schon vor der WM klar, dass die afrikanischen Mannschaften, bis auf Ghana, keine Chance haben werden."
Was Saintfielt fußballsachlich erklären kann, stellt für die heimischen Fans in Namibia eine derbe Enttäuschung dar. Wer sich diese Tage in Windhoeks Stadtteil Katutura begibt und mit den Fußballfans spricht, merkt dies deutlich. Allenfalls Brasilien und die Black Stars aus Ghana sind die Mannschaften, die dort noch hoch im Kurs stehen. Wirkliche Fußballfeststimmung oder gar ein Wintermärchen lässt sich dort nicht feststellen. In den kleinen Kneipen des Armenviertels finden sich einige wenige Hartgesottene zum kollektiven Spielgenuss zusammen. In den Wellblechbarracken drängt man sich in den engen Räumen an den gut bestückten Bars zusammen und starrt gebannt auf den kleinen Fernseher in der Ecke. Dennoch: Wer durch Katuturas Straßen fährt, muss derzeit lange suchen, bis er auf eine Menschentraube Fußballbegeisterter stößt, die sich um die wenigen Fernsehapparate scharen. Man rechnet eventuell mit nervtötendem Vuvuzelagetöse oder gar ausschweifender Fußballbegeisterung. Doch Fehlanzeige.
Anders sieht es in Windhoeks Szenekneipen aus. Zur Achtelfinalbegegnung Spanien gegen Portugal treffen sich dort die gegnerischen Fangruppen in den verschiedenen Lokalitäten zum ausgelassen Public Viewing. Spanische als auch portugiesische Fans, die in Windhoek über eine beachtliche Fanbasis zu verfügen scheinen, lassen die Vuvuzelas ertönen und stimmen heimische Fußballgesänge an. Bei Bier, Pizza und Burger kommt echte Stadionatmosphäre auf. "Ich bin hier in Windhoek im Urlaub", erzählt Raul, der sich ein Ticket für die Weltmeisterschaft nicht leisten konnte. Der 23-jährige Spanier war schon zweimal in Namibia. "Wenn ich nicht in Südafrika sein kann, dann hol ich mir die WM halt hier her." Raul ist offensichtlich nicht der einzige, der so denkt. Mit am Tisch sitzen gut zehn andere spanische Schlachtenbummler, die sich in Fangesängen gegen die Portugiesen am Nachbartisch üben. Für einen kleinen Moment kommt sogar fast etwas mediterrane Stimmung auf. Die Portugiesen sind auch nach dem eins zu null der Spanier nicht aus der Ruhe zu bringen. Portugals Schlachtenbummler singen weiter.Auch für den Repräsentanten der portugiesischen Gemeinschaft Manuel Coelho geht trotz des Ausscheidens seiner Mannschaft die Welt nicht unter. Kritische Worte findet Coelho jedoch für die namibische Regierung. "Die hätten viel mehr dafür tun müssen, um die WM besser zu vermarkten. Aus unternehmerischer Sicht konnte Namibia in keinerlei Hinsicht von der Weltmeisterschaft profitieren." Für Coelho stellt dies eine vertane Chance dar. "Wir hätten ausländische Fans und Verbände mit touristischen Paketangeboten locken sollen." Nichts sei in diese Richtung unternommen worden. "Das ist sehr schade. Unserer Wirtschaft und unserem Land hätte das sehr gut getan", erläutert der Unternehmer.
Trotz aller Enttäuschung findet man die Fussballbegeisterung dennoch auf Windhoeks Straßen, wenn auch differenzierter. Der 24-jährige Wachmann Joseph Mwilima ist in erster Linie froh darüber, dass die WM zum ersten Mal nach Afrika geholt werden konnte. "Früher war die Weltmeisterschaft vor allem ein europäisches Ereignis. Ich bin sehr glücklich darüber, dass sie nun hier in Afrika statt findet", erläutert Mwilima. "Es ist gut für den ganzen Kontinent, nicht nur für einzelne Länder wie Südafrika oder Namibia", meint er. "Es kommen neue Menschen und neue Gesichter zu uns."
Fußball schaut Mwilima in erster Linie zu Hause vor dem eigenen Fernseher. "Ich muss viel arbeiten. Da bleibt kaum Zeit dafür, ein Public Viewing zu besuchen", erzählt der Mann in der dunkelblauen Uniform. Seine Arbeitszeiten als Wachmann lassen es nicht zu, dass er in den Genuss aller Spiele kommt. "Wenn ich abends von der Arbeit nach Hause komme, ist meistens schon alles gelaufen, so dass ich nur noch die Ergebnisse mitbekomme. Aber die Arbeit geht nun mal vor, vor allem wenn man wie ich auf eigenen Füßen stehen muss."
Edward Ambela hingegen sieht die WM in Südafrika in erster Linie sportlich. "Ich weiß nicht, ob das Turnier gut für Namibia oder Südafrika ist", meint Ambela unschlüssig. "Jedenfalls lernen wir etwas über Fußball", sagt er dann und lächelt verschmitzt. Für Ambela hat vor allem der südamerikanische Fußball während dieser WM geglänzt: "Natürlich bin ich darüber enttäuscht, dass die afrikanischen Mannschaften ausgeschieden sind. Aber meine Teams heißen Argentinien und Brasilien. Die spielen den besten Fußball."
"Ich glaube, die Namibier sind trotzdem sehr fußballbegeistert", erklärt Namibias Nationaltrainer Tom Saintfiet. "Wenn man auf die Straßen geht, sieht man überall an den Autos Fähnchen und Wimpel." Der Belgier bedauert vor allem, dass es nicht gelungen ist einen internationalen Topgegner für ein Freundschaftsspiel nach Namibia zu holen. "Das ist eine große Enttäuschung für mich und den Verband", erklärt Saintfiet. "Wir haben hier in Namibia einfach nicht die Infrastruktur für ein internationales Spitzenteam." Das frühe Ausscheiden der afrikanischen Teams analysiert Saintfiet nüchtern: "Für mich ist dies keine Überraschung, sondern das Resultat einer Reihe von Fehlentscheidungen, Ideenlosigkeit und fehlender Motivation. Es war schon vor der WM klar, dass die afrikanischen Mannschaften, bis auf Ghana, keine Chance haben werden."
Was Saintfielt fußballsachlich erklären kann, stellt für die heimischen Fans in Namibia eine derbe Enttäuschung dar. Wer sich diese Tage in Windhoeks Stadtteil Katutura begibt und mit den Fußballfans spricht, merkt dies deutlich. Allenfalls Brasilien und die Black Stars aus Ghana sind die Mannschaften, die dort noch hoch im Kurs stehen. Wirkliche Fußballfeststimmung oder gar ein Wintermärchen lässt sich dort nicht feststellen. In den kleinen Kneipen des Armenviertels finden sich einige wenige Hartgesottene zum kollektiven Spielgenuss zusammen. In den Wellblechbarracken drängt man sich in den engen Räumen an den gut bestückten Bars zusammen und starrt gebannt auf den kleinen Fernseher in der Ecke. Dennoch: Wer durch Katuturas Straßen fährt, muss derzeit lange suchen, bis er auf eine Menschentraube Fußballbegeisterter stößt, die sich um die wenigen Fernsehapparate scharen. Man rechnet eventuell mit nervtötendem Vuvuzelagetöse oder gar ausschweifender Fußballbegeisterung. Doch Fehlanzeige.
Anders sieht es in Windhoeks Szenekneipen aus. Zur Achtelfinalbegegnung Spanien gegen Portugal treffen sich dort die gegnerischen Fangruppen in den verschiedenen Lokalitäten zum ausgelassen Public Viewing. Spanische als auch portugiesische Fans, die in Windhoek über eine beachtliche Fanbasis zu verfügen scheinen, lassen die Vuvuzelas ertönen und stimmen heimische Fußballgesänge an. Bei Bier, Pizza und Burger kommt echte Stadionatmosphäre auf. "Ich bin hier in Windhoek im Urlaub", erzählt Raul, der sich ein Ticket für die Weltmeisterschaft nicht leisten konnte. Der 23-jährige Spanier war schon zweimal in Namibia. "Wenn ich nicht in Südafrika sein kann, dann hol ich mir die WM halt hier her." Raul ist offensichtlich nicht der einzige, der so denkt. Mit am Tisch sitzen gut zehn andere spanische Schlachtenbummler, die sich in Fangesängen gegen die Portugiesen am Nachbartisch üben. Für einen kleinen Moment kommt sogar fast etwas mediterrane Stimmung auf. Die Portugiesen sind auch nach dem eins zu null der Spanier nicht aus der Ruhe zu bringen. Portugals Schlachtenbummler singen weiter.Auch für den Repräsentanten der portugiesischen Gemeinschaft Manuel Coelho geht trotz des Ausscheidens seiner Mannschaft die Welt nicht unter. Kritische Worte findet Coelho jedoch für die namibische Regierung. "Die hätten viel mehr dafür tun müssen, um die WM besser zu vermarkten. Aus unternehmerischer Sicht konnte Namibia in keinerlei Hinsicht von der Weltmeisterschaft profitieren." Für Coelho stellt dies eine vertane Chance dar. "Wir hätten ausländische Fans und Verbände mit touristischen Paketangeboten locken sollen." Nichts sei in diese Richtung unternommen worden. "Das ist sehr schade. Unserer Wirtschaft und unserem Land hätte das sehr gut getan", erläutert der Unternehmer.
Trotz aller Enttäuschung findet man die Fussballbegeisterung dennoch auf Windhoeks Straßen, wenn auch differenzierter. Der 24-jährige Wachmann Joseph Mwilima ist in erster Linie froh darüber, dass die WM zum ersten Mal nach Afrika geholt werden konnte. "Früher war die Weltmeisterschaft vor allem ein europäisches Ereignis. Ich bin sehr glücklich darüber, dass sie nun hier in Afrika statt findet", erläutert Mwilima. "Es ist gut für den ganzen Kontinent, nicht nur für einzelne Länder wie Südafrika oder Namibia", meint er. "Es kommen neue Menschen und neue Gesichter zu uns."
Fußball schaut Mwilima in erster Linie zu Hause vor dem eigenen Fernseher. "Ich muss viel arbeiten. Da bleibt kaum Zeit dafür, ein Public Viewing zu besuchen", erzählt der Mann in der dunkelblauen Uniform. Seine Arbeitszeiten als Wachmann lassen es nicht zu, dass er in den Genuss aller Spiele kommt. "Wenn ich abends von der Arbeit nach Hause komme, ist meistens schon alles gelaufen, so dass ich nur noch die Ergebnisse mitbekomme. Aber die Arbeit geht nun mal vor, vor allem wenn man wie ich auf eigenen Füßen stehen muss."
Edward Ambela hingegen sieht die WM in Südafrika in erster Linie sportlich. "Ich weiß nicht, ob das Turnier gut für Namibia oder Südafrika ist", meint Ambela unschlüssig. "Jedenfalls lernen wir etwas über Fußball", sagt er dann und lächelt verschmitzt. Für Ambela hat vor allem der südamerikanische Fußball während dieser WM geglänzt: "Natürlich bin ich darüber enttäuscht, dass die afrikanischen Mannschaften ausgeschieden sind. Aber meine Teams heißen Argentinien und Brasilien. Die spielen den besten Fußball."
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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