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Zwischen Paternalismus und Akzeptanz

Windhoek - Das Hassplakat "Kill all Whites" bei einer kürzlichen Hererodemonstration, die antisemitische Hetzanzeige in dem Anzeigenblatt "Plus", die paternalistische Haltung einiger weißer Arbeitgeber gegenüber ihren Angestellten, aber auch, dass die drei Lutherischen Kirchen "15 Jahre nach der Unabhängigkeit" noch keinen wirklichen Fortschritt zur Einheit gemacht hätten, hat Prof. Gerhard Tötemeyer am Samstag als kennzeichnende gesellschaftliche Mängel hervorgehoben.

"Wir müssen uns noch sehr anstrengen, den (Rassen) Graben zu überwinden", sagte Tötemeyer in seinem Referat "Transcending the racial divide" vor den Delgierten des Namibischen Kirchenrats, CCN, Parlamentariern und Akademikern, die sich am Wochenende zu einem geistlich-sozialen Gipfel in Windhoek versammelt hatten.

Er behandelte kurz die Geschichte des Rassismus, das Leitmotiv der Versöhnung als Verfassungsauftrag und das Antirassismus-Gesetz von 1991 (Nr. 26), um auf derzeitige Äußerungen des Rassismus und des Ethnozentrismus zu sprechen zu kommen. Zum erwähnten Hetzplakat und der Hassanzeige sagte Tötemeyer: "Es ist gut, dass die meisten Namibier diese zwei Akte verurteilt und die Täter exponiert haben, aber es zeigt, dass wir immer noch hartgesottene Personen in unserer Gesellschaft haben, die durch ihr Handeln Versöhnung unterminieren. Ihr Handeln reflektiert tief verwurzelte Ressentiments, die auf Rassendenken beruhen."

Tötemeyer fragt auch nach anderen Formen des Rassismus: "Wenn Präsident Mugabe für seine Landreform Lob erhält, geschieht dies aus wirtschaftlichen Gründen oder äußert sich deswegen Unterstützung für sein Handeln, weil es gegen Weiße gerichtet ist?" Der Referent wollte auch wissen, warum einige Farmer ihre Arbeiter immer noch "Kaffern" nennen und in einzelen Fällen als "Poviane" betiteln. Gut menschliche Beziehungen verlangten Takt und Respekt vor der Menschenwürde.

"In vielerlei Hinsicht müssen wir noch einen weiten Weg zurücklegen, bis wir den Status einer gesunden Gesellschaft erreicht und bessere zwischenmenschliche Beziehungen hergestellt haben, die zu vollem gegenseitigen Vertrauen führen." Zur wahren Versöhnung gehören für Tötemeyer die Integration, soziale Gerechtigkeit und aktive Beteiligung an der Demokratie. Legitimität und Ehrlichkeit, aber auch Emotion sieht er als Voraussetzung und Triebfedern der Versöhnung. Das gelte auch für den religiösen Bereich. An dieser Stelle vermisst er bei den lutherischen Kirchen den Willen zur Überwindung ethnischer, rassischer und Stammesschranken.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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