Zwischen Tradition und Trotz
Das Fragezeichen hinter dem Motto hat provoziert. "Deutsch in Namibia - eine Inselsprache?" hieß das Thema einer Podiumsdiskussion vergangene Woche im Goethe-Zentrum. Folgt man der Begriffserklärung von Ulrich Ammon, Professor für Germanistische Linguistik, so ist Deutsch tatsächlich eine Inselsprache - weil die Sprachgemeinschaft "beträchtlich isoliert vom Mutterland" und "über drei Jahrzehnte erhalten geblieben" sei. Doch welche Zukunft hat eine Sprache, die einerseits von einer Minderheit gesprochen und andererseits dem deutlichen Einfluss von Englisch und Afrikaans ausgesetzt ist?
Lieber ein schlechtes Deutsch als Englisch, ist Ammon überzeugt, der dem Sprachniveau in Namibia insgesamt gute Noten gibt. Ohne allerdings blauäugig zu sein. Die staatliche Schulstruktur sei dem Deutsch nicht zuträglich, es fehle ein entschiedener Wille, an der Sprache festzuhalten, meinte er. Knappe Finanzen, fehlende Lehrer, zweisprachige Elternhäuser, Abwanderung ins Ausland und eine multikulturelle Jugend, die sich aus Verständigungszwecken an der Amtssprache orientiert - all das sind namibische Realitäten und Gründe, warum Deutsch nicht den Stellenwert hat, den sich manche wünschen. "Wir müssen versuchen, Abstriche zu machen und damit zu leben", versuchte Prof. Volker Gretschel von der UNAM eine Brücke zu bauen.
Doch wie so oft stehen sich den Deutschen in dieser Frage mit übertriebener Rücksicht und Anpassung sowie mangelndem Stolz auf Tradition und Kultur wieder einmal selbst im Weg. Andere Nationen haben damit keine Probleme. Frankreich zum Beispiel wird nicht selten darum beneidet, wie es seine Kultur und Sprache in die Welt trägt. Warum geht das nicht in Namibia (und anderen Ländern)? Und wer Angst vor einem politischen Affront hat, sollte daran denken: Eine Sprache kann nicht aufgezwungen, sondern muss freiwillig erlernt werden. Dazu braucht man attraktive Angebote, griffige Argumente und einen gesunden Nationalstolz. Der Verein Germano-Philia e.V. in Togo, der eine Handvoll Mitglieder hat, wirbt zum Beispiel mit dem Spruch "Lerne Deutsch und werde was!" - ein Motto, das auch und gerade auf Namibia passt. Aber vielleicht sind wir deshalb so zurückhaltend, weil Deutsch für uns eine Selbstverständlichkeit ist.
Das große Bild darf nicht aus den Augen verloren werden, denn (das Vererben einer) Sprache ist kein Selbstläufer. Und wenn von außen schon keine oder nur wenig Unterstützung kommt, müssen sich die Namibier eben selbst helfen - unter Umständen auch mit der Akzeptanz von "Südwester-Deutsch", das, so Gretschel, aus "Trotz" gesprochen werde. Zwischen Sprachtradition und Trotz liegt ein breites Feld, das uns alle fordert. Wollen wir unsere Muttersprache überhaupt pflegen und weitergeben? Wenn ja, dann sollten wir sie einfach anwenden. Öfter und bewusster denn je. Das wäre der erste Schritt. Denn Deutsch hat Zukunft, natürlich auch in Namibia.
Lieber ein schlechtes Deutsch als Englisch, ist Ammon überzeugt, der dem Sprachniveau in Namibia insgesamt gute Noten gibt. Ohne allerdings blauäugig zu sein. Die staatliche Schulstruktur sei dem Deutsch nicht zuträglich, es fehle ein entschiedener Wille, an der Sprache festzuhalten, meinte er. Knappe Finanzen, fehlende Lehrer, zweisprachige Elternhäuser, Abwanderung ins Ausland und eine multikulturelle Jugend, die sich aus Verständigungszwecken an der Amtssprache orientiert - all das sind namibische Realitäten und Gründe, warum Deutsch nicht den Stellenwert hat, den sich manche wünschen. "Wir müssen versuchen, Abstriche zu machen und damit zu leben", versuchte Prof. Volker Gretschel von der UNAM eine Brücke zu bauen.
Doch wie so oft stehen sich den Deutschen in dieser Frage mit übertriebener Rücksicht und Anpassung sowie mangelndem Stolz auf Tradition und Kultur wieder einmal selbst im Weg. Andere Nationen haben damit keine Probleme. Frankreich zum Beispiel wird nicht selten darum beneidet, wie es seine Kultur und Sprache in die Welt trägt. Warum geht das nicht in Namibia (und anderen Ländern)? Und wer Angst vor einem politischen Affront hat, sollte daran denken: Eine Sprache kann nicht aufgezwungen, sondern muss freiwillig erlernt werden. Dazu braucht man attraktive Angebote, griffige Argumente und einen gesunden Nationalstolz. Der Verein Germano-Philia e.V. in Togo, der eine Handvoll Mitglieder hat, wirbt zum Beispiel mit dem Spruch "Lerne Deutsch und werde was!" - ein Motto, das auch und gerade auf Namibia passt. Aber vielleicht sind wir deshalb so zurückhaltend, weil Deutsch für uns eine Selbstverständlichkeit ist.
Das große Bild darf nicht aus den Augen verloren werden, denn (das Vererben einer) Sprache ist kein Selbstläufer. Und wenn von außen schon keine oder nur wenig Unterstützung kommt, müssen sich die Namibier eben selbst helfen - unter Umständen auch mit der Akzeptanz von "Südwester-Deutsch", das, so Gretschel, aus "Trotz" gesprochen werde. Zwischen Sprachtradition und Trotz liegt ein breites Feld, das uns alle fordert. Wollen wir unsere Muttersprache überhaupt pflegen und weitergeben? Wenn ja, dann sollten wir sie einfach anwenden. Öfter und bewusster denn je. Das wäre der erste Schritt. Denn Deutsch hat Zukunft, natürlich auch in Namibia.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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