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Der Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani bei einer Pressekonferenz. Katar hat als Moderator im Nah-Ost-Konflikt weitere Geisen freibekommen. Foto: Kay Nietfeld, dpa
Der Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani bei einer Pressekonferenz. Katar hat als Moderator im Nah-Ost-Konflikt weitere Geisen freibekommen. Foto: Kay Nietfeld, dpa

Katar und die Hamas

Millionen für den Machtausbau
Seine guten Beziehungen zur Hamas machen das Emirat Katar erneut zum gefragten Vermittler. Aber die Hoffnung, seine Macht mit Hilfe islamistischer Gruppen auszubauen, könnte diesmal enttäuscht werden. Wird die Hamas für Katar zum außenpolitischen Klotz am Bein?
Von Johannes Sadek, dpa

Gaza/Doha


Wieder sind zwei Geiseln frei, wieder hat Katar mit vermittelt. Der enorme Einfluss des Emirats auf die im Gazastreifen herrschende Hamas hat das Land im Gaza-Krieg wieder zum gefragten Ansprechpartner gemacht. In der Geiselkrise werden sich dieser Tage viele der Länder an Doha wenden, die ihre Landsleute lebend nach Hause holen wollen. Mehr als 200 Menschen wurden laut Israels Armee gewaltsam verschleppt.

Die Beziehungen Katars zur Hamas reichen bis in die 1990er Jahre zurück. Doha hat schon lange den Ruf, islamistische Gruppen im Nahen Osten zu unterstützen. Deutlich verstärkt wurden diese Bemühungen unter Emir Tamim bin Hamad Al Thani, der die Macht 2013 von seinem abdankenden Vater übernahm. Hamas, die afghanischen Taliban wie auch islamistische Akteure in Syrien und der Türkei seien zum Mittel geworden, um Katars Einfluss in der Region maximal zu erweitern, schreibt David Roberts vom Kings College London.

Viel Geld geflossen

Aus dem reichen Golfstaat, der über sehr große Reserven an Öl und Gas verfügt, floss viel Geld an die Hamas, die 2007 die Macht im Gazastreifen übernahm. Berichten zufolge unterstützte Katar das Palästinensergebiet bisher mit mehr als 2,1 Milliarden US-Dollar, das Geld fließt demnach an Hamas Zivilangestellte, aber auch an arme Familien. 2018 hatte Israel selbst erlaubt, dass Katar 15 Millionen US-Dollar in Koffern durch Tunnel in den Gazastreifen bringen lässt, um Gehälter von rund 20 000 Hamas-Angestellten zu zahlen.

Israel begründete, dass das Geld die humanitäre Krise im Gazastreifen mildern solle und sichergestellt sei, dass das Geld nicht für andere Zwecke missbraucht werde. Ein Foto der Koffer in einem Pkw machte sogar bei Facebook die Runde. Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas hatte Zahlungen für den Gazastreifen gestoppt, um die rivalisierende Hamas unter Druck zu setzen. Die meisten der 2,2 Millionen Palästinenser im Gazastreifen sind in Armut gefangen, ein Großteil von ihnen ist auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Fatah von Abbas ist die größte Palästinenserorganisation, Hamas die zweitgrößte.

Sich von der Hamas lossagen

Kritik an Katar ist nach dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober lauter geworden. Der Druck steigt, sich von der Hamas loszusagen, deren Chef Ismail Hanija Katar zusammen mit der Türkei beheimatet. Katar stehe eine „Abrechnung“ bevor, schreibt das US-Magazin „Atlantic“. Und das fragwürdige Kapital Dohas - nämlich die Nähe zu einer radikalen Organisation, mit der sonst kaum jemand spricht - ist auch zu einer Belastung geworden. Bisher duldeten die USA Katars Haltung zur Hamas, die von Westen als Terrororganisation eingestuft wird.

Aus Katars Sicht dient die Unterstützung islamistischer Gruppen als eine Art Absicherung in einer explosiven Region. Es grenzt über Land und See an die miteinander verfeindeten Länder Saudi-Arabien und Iran. So sah Katar sich etwa auch in die Ecke gedrängt in einer mehrjährigen Blockade durch die Golf-Nachbarn. Die Energiegeschäfte mit Europa oder die Ausrichtung der Fußball-WM vergangenes Jahr sollen helfen, Katar international größer aufzutreten zu lassen.

Islamistische Gruppen wie die Muslimbrüder seien ,sinnvoller' Partner beim Machtausbau gewesen, ,groß, gut entwickelt und multinational', urteilt Experte David Roberts. Sie ermöglichen einen Zugewinn an Einfluss für einen Staat von der Größe Nordirlands, in dem von 2,5 Millionen Einwohnern nur etwa 300 000 Staatsbürger sind.

In Doha ging Rechnung auf

In Afghanistan ging die Rechnung auf. Doha öffnete 2013 ein Büro für die militant-islamistischen Taliban und war dann ein gefragter Vermittler für die USA. Katars Nischen-Diplomatie führte zum Abkommen zwischen den USA und den Taliban, woraufhin 2021 Tausende Truppen abgezogen und Zivilisten aus Afghanistan geflogen wurden. Die USA und andere Staaten lobten Katars Rolle als Vermittler. Allerdings gelang es Doha nicht, den Taliban größere Zugeständnisse abzugewinnen. Nachdem die Taliban am 15. August 2021 die Hauptstadt Kabul erobert hatten, mussten die US-Truppen und ihre westlichen Verbündeten überhastet aus dem Land abziehen.

Katar bemüht sich nun, nach dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober nicht im Ansehen zu sinken. Es gebe „ausbeuterische Versuche, Katars Ruf als entscheidender Vermittler zu beschädigen“, schrieb die Website Doha News nach dem Besuch von US-Außenminister Antony Blinken. Sein katarischer Amtskollege, Mohammed bin Abdulrahman Al Thani, sprach von „bösartigen Anschuldigungen“ mit Blick auf Berichte über die Nähe von Katar zur Hamas. Katars Emir forderte Israel unterdessen eindringlich zum Ende der Angriffe auf: „Genug ist genug.“

In der ebenfalls Hamas-nahen Türkei versucht man jetzt, sich vorsichtig von der Organisation zu distanzieren. Hanija, der sich am 7. Oktober in Istanbul aufhielt, sei „höflich weggeschickt“ worden, berichtete die Nachrichtenseite Al-Monitor unter Berufung auf Eingeweihte. Von ihm und anderen Hamas-Mitgliedern zirkulierte ein Video, in dem die Männer in „Dankbarkeit beten“, als sie Nachrichten des Terrorangriffs im Fernsehen sahen. Ankara habe „Hanija und seine Entourage höflich gebeten, die Türkei zu verlassen“. Türkische Regierungsvertreter haben die Darstellung dementiert.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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