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Kritik an NDR-Film

Dokumentarfilm über deutschen Genozid „verfälscht Tatsachen“
Ein Beitrag im NRD über Namibia und den deutschen Genozid hat massive Kritik nach sich gezogen. Der Dokumentarfilm werde der historischen Wahrheit nicht gerecht und rücke Namibia in ein falsches Licht, so zahlreiche Kritiker.
Katharina Moser
Von Katharina Moser und Frank Steffen, Windhoek

Ein kontroverser Dokumentarfilm des NRD über Namibia und den deutschen Genozid hatte eine Debatte um die Richtigkeit der Darstellungen in dem Beitrag ausgelöst. Die scharfe Kritik an dem am 25. September im NDR gesendeten Film „Deutsche Schuld – Namibia und der Völkermord“ hatte am vergangenen Wochenende eine weitere Eskalationsstufe erreicht, als die Bild-Zeitung titelte: „Peinlich-Doku sorgt für Entsetzen – Afrika-Aufstand gegen die ARD“.

Der NDR-Beitrag von Sylvia Palmigiano beschäftigt sich mit den geschichtlichen Auswirkungen des deutschen Genozids in Namibia und den noch heute nachhallenden Konsequenzen für die namibische Gesellschaft und rückt dabei Bilder massiver Ungerechtigkeiten zwischen schwarzen und weißen Namibiern heute, als Folge der deutschen Kolonialherrschaft in den Vordergrund. Die Darstellungen in dem Dokumentarfilm haben eine Reihe massiver Kritik nach sich gezogen.

FDN- und DNG-Kritik

Namhafte Persönlichkeiten aus der namibischen Gemeinschaft und Mitglieder der Deutsch-Namibischen-Gesellschaft (DNG) schrieben unlängst in einem offenen Brief (in der Berliner Zeitung veröffentlicht): „Der Film erweist sich als eine oberflächliche, in allen wichtigen Fragen völlig unreflektierte und bei vielen Sachdarstellungen faktisch falsche Präsentation.“ Sie betonten, dass sie dabei keinesfalls die „an den einheimischen Bewohnern begangenen Verbrechen, Misshandlungen und Diskriminierungen infrage“ stellen würden.

„Dieser Film ist voller Fehler, schlecht recherchiert und in vieler Hinsicht missverständlich, obwohl das Filmteam die Fakten problemlos hätte korrekt in Erfahrung bringen können. Es sind gerade diese Nachlässigkeiten – gewollt oder ungewollt – die Namibia als Land, seine Geschichte und seine Einwohner in ein völlig falsches Licht rücken“ hatte indessen das Forum deutschsprachiger Namibier (FDN) in einem in der AZ veröffentlichten offenen Brief geschrieben. Der Vorsitzende, Harald Hecht, und Vize-Vorsitzende Benita Herrle hatten auf zahlreiche Fehler hingewiesen, die bekannten historischen Daten und Fakten widersprechen würden.

Absicht unterstellt

Die Behauptung des Films, dass „70% des Landes weißen Menschen gehört“, wird in beiden Briefen als schlicht falsch verurteilt. Über die Landreform und Landumverteilung berichtet der Film nichts, ebenso wenig über Aussöhnung und deutsche Entwicklungshilfe. Die DNG wirft dem NDR die Darstellung von Unwahrheiten vor und betont: „Dies sind schwerwiegende Fehler. Und wir unterstellen eine Absicht.“

Der ehemalige Deutsche Botschafter in Namibia, Christian Schlaga und Weitere, kritisieren: „Der Film erweist sich als eine oberflächliche, in allen wichtigen Fragen völlig unreflektierte und bei vielen Sachdarstellungen faktisch falsche Präsentation.“ Deutschsprachige Namibier würden inkorrekt als „Deutsche“ bezeichnet. Palmigiano nenne zudem die Apartheitszeit (unter Südafrika) in einem Atemzug mit der deutschen Kolonialherrschaft und vermenge undifferenziert die historischen Verantwortlichkeiten.

Interviewpartner sehen sich missverstanden

Die Namibierin Imke Rust, die als Interviewpartnerin in der Dokumentation zu Wort kommt, kritisiert ebenfalls die Verantwortlichen. Abmachungen zu Thema und Location ihrer Interviews seien nicht eingehalten und ihre schließlich in den Film geschnittenen Aussagen aus dem Kontext gezerrt worden. Ihre Zitatstellen in dem Film wirkten nun so, als würden sie die deutsche Schuld kleinreden, seien aber aus dem Zusammenhang genommen worden. Ihr sei außerdem angegeben worden, der Film solle sich um das Thema „Heilung“, nicht um Schuld drehen. Sie stellt dabei klar, dass sie nicht die in der deutschen Kolonialzeit verübten Verbrechen infrage stellt.

Protagonistin Naita Hishoono, Direktorin des Namibia Institute for Democracy (NID), wird in dem Film als Herero-stämmig dargestellt. Hishoono stammt vom Volk der Aawambo (Ovambo) und spricht als in der DDR aufgewachsenes Kind fließend Deutsch. Gegenüber der Bild sagte sie, dass sie sich „instrumentalisiert“ glaubt: „Ich habe den Eindruck, ich sollte als wütende schwarze Frau dargestellt werden. Ich hatte schon beim Dreh das ungute Gefühl, es geht in eine Richtung, die mir nicht gefällt.“

Die AZ hatte bereits die Intendanz des NRD um eine Stellungnahme zu dem Dokumentarfilm und den Kritikpunkten gebeten. Nun bleibt der weitere Verlauf der Kontroverse abzuwarten.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-22

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