Neue Maßstäbe mit Annalena Baerbock
Historiker Zimmerer hofft auf zweites Genozidabkommen
Windhoek (ks) • Ein Machtgefüge stellt die gemeinsame Erklärung zum Völkermord an den Herero und Nama zwischen Deutschland und Namibia auf. Sima Deidre Luipert, Vizevorsitzende des Fachausschusses für Völkermord der Nama, nannte es eine erneuerte koloniale Beziehung der Dienerschaft Namibias. Der deutsche Historiker Jürgen Zimmerer beschreibt die Verhandlungsstrategie der Regierung Merkel als toxisch-männlich.
Abgesehen von der bekannten Kritik am teils vom ehemaligen Außenminister Heiko Maas und amtierenden Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier entwickelte Abkommensentwurf als unzureichende Entschuldigung, die völkerrechtliche Verantwortung vermeidet, bemängelt Zimmerer die Erhaltung der Narrative, Deutschland habe erst mit dem Aufstieg der Nazis rassistische Kriegsverbrechen begangen. Als Höhepunkt dieser ,,toxischen Männlichkeit" sieht Zimmerer den Eklat von Ruprecht Polenz von der Verhandlungsdelegation, als dieser den Nachkommen der Nama erklärte, sie sollten sich nicht mit den Opfern des Holocaust vergleichen. Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch Luipert, die allerdings zusätzlich bemängelte, dass der Staat Namibia selbst koloniale Verbrechen der eigenen Bevölkerung nicht bekennt. So wird das Apartheid-Regime ihr zufolge nur im Kontext der SWAPO-Gründung ab den 60er Jahren betrachtet, nicht aber vorangehende Perioden. Beide Parteien betreiben entsprechend eine fragmentierte Geschichtsschreibung, in der es bestimmte Zeitalter der Verbrechen gab, anstatt strukturelle Fundierung anzuerkennen, die sich durch die gesamte Geschichte hindurchzieht.
Mit solchen Relativierungen sei es nicht weiter verwunderlich, dass weder Maas, noch Steinmeier oder Polenz gern in Namibia gesehen würden. Das Auswärtige Amt könnte sich nun allerdings dieser ,,Toxizität" befreien, so Zimmerer. Mit Annalena Baerbock als feministische Außenministerin sieht er die Chance, dass Deutschland einen Kurswechsel bei den Verhandlungen einnimmt. Dafür sollte es eine zweite Verhandlung, ein zweites Abkommen geben. Ob dies realistisch ist, bleibt abzuwarten. Der Koalitionsvertrag der Scholz-Regierung schreibt eine Beendigung der Straflosigkeit von Menschenrechtsverletzungen fest, jedoch wurde der Völkermord der Kolonialzeit erst rückwirkend als solcher bezeichnet. Des Weiteren wurde die Rückgabe geraubter Gegenstände und ultimativ die Aussöhnung mit Namibia festgehalten.
Außerdem schlägt Zimmer die Errichtung einer Gedenkstätte vor, welche durch Mauern und Stacheldraht umrahmt an die frühen Konzentrationslager erinnern soll. Der Innenhof solle mit Sand aus der ,,Omaheke-Wüste" gefüllt werden, in dem etliche Herero den Tod fanden. Letzterer Aspekt dürfte für einige Herero etwas eigenartig wirken, da die Omaheke keine Wüste ist.
Abgesehen von der bekannten Kritik am teils vom ehemaligen Außenminister Heiko Maas und amtierenden Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier entwickelte Abkommensentwurf als unzureichende Entschuldigung, die völkerrechtliche Verantwortung vermeidet, bemängelt Zimmerer die Erhaltung der Narrative, Deutschland habe erst mit dem Aufstieg der Nazis rassistische Kriegsverbrechen begangen. Als Höhepunkt dieser ,,toxischen Männlichkeit" sieht Zimmerer den Eklat von Ruprecht Polenz von der Verhandlungsdelegation, als dieser den Nachkommen der Nama erklärte, sie sollten sich nicht mit den Opfern des Holocaust vergleichen. Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch Luipert, die allerdings zusätzlich bemängelte, dass der Staat Namibia selbst koloniale Verbrechen der eigenen Bevölkerung nicht bekennt. So wird das Apartheid-Regime ihr zufolge nur im Kontext der SWAPO-Gründung ab den 60er Jahren betrachtet, nicht aber vorangehende Perioden. Beide Parteien betreiben entsprechend eine fragmentierte Geschichtsschreibung, in der es bestimmte Zeitalter der Verbrechen gab, anstatt strukturelle Fundierung anzuerkennen, die sich durch die gesamte Geschichte hindurchzieht.
Mit solchen Relativierungen sei es nicht weiter verwunderlich, dass weder Maas, noch Steinmeier oder Polenz gern in Namibia gesehen würden. Das Auswärtige Amt könnte sich nun allerdings dieser ,,Toxizität" befreien, so Zimmerer. Mit Annalena Baerbock als feministische Außenministerin sieht er die Chance, dass Deutschland einen Kurswechsel bei den Verhandlungen einnimmt. Dafür sollte es eine zweite Verhandlung, ein zweites Abkommen geben. Ob dies realistisch ist, bleibt abzuwarten. Der Koalitionsvertrag der Scholz-Regierung schreibt eine Beendigung der Straflosigkeit von Menschenrechtsverletzungen fest, jedoch wurde der Völkermord der Kolonialzeit erst rückwirkend als solcher bezeichnet. Des Weiteren wurde die Rückgabe geraubter Gegenstände und ultimativ die Aussöhnung mit Namibia festgehalten.
Außerdem schlägt Zimmer die Errichtung einer Gedenkstätte vor, welche durch Mauern und Stacheldraht umrahmt an die frühen Konzentrationslager erinnern soll. Der Innenhof solle mit Sand aus der ,,Omaheke-Wüste" gefüllt werden, in dem etliche Herero den Tod fanden. Letzterer Aspekt dürfte für einige Herero etwas eigenartig wirken, da die Omaheke keine Wüste ist.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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