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Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich. Foto: Kay Nietfeld, dpa
Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich. Foto: Kay Nietfeld, dpa

Schafft Macron die Mehrheit?

Frankreich - Knappes Rennen bei Parlamentswahl
Paris (dpa) - Es geht um die Zukunft Frankreichs und die Herausforderungen sind historisch. Diese Botschaft zumindest verkündete Präsident Emmanuel Macron vor der Endrunde der Parlamentswahl, die am Sonntag begonnen hat, und fordert von den Wählern ein Votum für eine solide Mehrheit seines Mitte-Lagers. Um 8.00 Uhr öffneten die Wahllokale. Rund 48,9 Millionen eingeschriebene Wähler können ihre Stimme abgeben. Abgestimmt wird über die 577 Sitze der Nationalversammlung.

Nach der ersten Runde schien noch nicht ausgemacht, dass der Urnengang wie üblich mit einer absoluten Mehrheit für das Präsidentenlager endet. Vor Chaos und Blockaden warnt der frisch wiedergewählte Macron, sollte es im Parlament nur für eine relative Mehrheit reichen und das neue Linksbündnis mit Gegenspieler Jean-Luc Mélenchon an Macht gewinnen.

Es sind Auftritte, bei denen der eloquente Staatsmann Macron in seinem Element ist, mit denen er sich den Franzosen kurz vor der Wahl präsentiert. Eine Analyse der europäischen Verteidigungslage bei der Eröffnung einer Messe für Sicherheitstechnik, dann ein Wahlappell an die Bevölkerung auf dem Rollfeld vor dem Abflug Richtung Ukraine. Beim lange erwarteten Kiew-Besuch, gemeinsam mit Bundeskanzler Olaf Scholz, die Weichenstellung für eine Zukunft der Ukraine in der EU und wieder daheim der Besuch einer Hightech-Messe. Hier bekräftigt Macron seine Ambitionen für die „French Tech“, die Start-up-Wirtschaft, die die Reindustrialisierung Frankreichs und das Schaffen neuer Jobs vorantreiben soll.

Während der Präsident sich in weltumspannende Visionen und Zukunftspläne begibt, setzt Linkspopulist Mélenchon beim Hier und Jetzt der vielen krisengeplagten Menschen in Frankreich an. Der Spritpreis, steigende Kosten für Lebensmittel, der Mindestlohn, das Renteneintrittsalter, das Budget von Studenten - zu allem macht er klare und simple Versprechungen, grob übersetzt nach dem Motto, wählt mich, dann wird es euch und eurem Portemonnaie besser gehen. Chaos, so kontert Mélenchon, gehe vom Präsidenten selber aus. Als Volkstribun inszeniert sich der 70-Jährige und als Gegenpart zum Präsidenten, den Kritiker für einen arroganten Elitepolitiker mit mangelndem Interesse für die echten Nöte der Bevölkerung halten.

Schon bei der Präsidentschaftswahl, bei der Mélenchon als Drittplatzierter ausschied, hatte dieser viele Gegner und von Macron Enttäuschten hinter sich gesammelt. Im Anschluss einte er die zersplitterte Linke überraschend und in Rekordzeit zum neuen Linksbündnis und rief: „Wählt mich zum Premierminister.“ Ein Coup und Propagandastreich, der das Linksbündnis im ersten Wahlgang prozentual praktisch auf gleiches Niveau wie das Macron-Lager katapultierte.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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