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Vor 50 Jahren
Vor 50 Jahren

Vor 50 Jahren

1974-02-06
WIRD DIE CHRITUSKIRCHE EINES TAGES FALLEN?

Windhoek – Im Rahmen der Diskussion um das Alte Museum hat der Nationale Denkmalsrat den Windhoekern und ihren Stadtvätern zum Vorwurf gemacht, dass der deutsche Charakter unwiederbringlich verlorengegangen sei. Die Umfrage der AZ hat ein Mehrheits-Nein auf die Frage, ob das Alte Museum erhalten bleiben soll oder nicht, erhalten. Im Zuge dieser Umfrage ergab sich, dass der Abbruch des John-Meinert-Gebäudes zu spät bedauert wurde. Wie steht es mit den anderen Wahrzeichen aus alter Zeit?

Der Nationale Denkmalsrat hat sich mit der Frage befasst, ob die Christuskirche unter Denkmalsschutz gestellt werden soll. Er hat diese Frage, wie der Sekretär des Rates, S. J. Schoeman, bestätigte, bejaht. Ein entsprechender Antrag an den Kultusminister konnte jedoch noch nicht gestellt werden, da die Zustimmung des Eigentümers fehlt. Der Rat ist an die Kirchenleitung herangetreten. Der Eigentümer sitzt jedoch, wie die AZ feststellen konnte, in der Bundesrepublik. Der Eigentümer ist die EKD. Bisher ist noch nicht bekannt, ob die Zustimmung gegeben wird oder nicht.

MAN MUSS ENDLICH EINMAL BEGINNEN ....

Windhoek – „Man muss endlich einmal beginnen, das Alte zu erhalten. Zurzeit besteht das Gefühl, als wollte man die gesamte Vergangenheit Windhoeks auslöschen", schreibt ein Bürger, der sich für die Erhaltung des ältesten privaten Gebäudes in Windhoek einsetzt. Der Ja-Sager fügt dem Umfragezettel die folgenden Ausführungen bei:

„Ich muss vorwegnehmen, dass ich ,Neuimportierter` bin. Ich bin im April 1973 nach Windhoek gekommen und von Beruf Tischler und Großhandelskaufmann. Ich stamme aus einer norddeutschen Kleinstadt. Als ich hier ankam, stand noch das alte Meinertsche Geschäftshaus, das trotz großen Trubels abgerissen wurde. Dabei passte es sehr gut in den Gebäudekomplex, umgeben von Hochhäusern, hinein. Immer wenn ich an dem Bauzaun vorbeigehe, denke ich an die hübsche Fassade und die Häuser, die gegenüber dem Zoopark stehen, von denen es auch heißt, dass sie modernen Bauten weichen sollen. Zuletzt lebt man nur noch in Betonklotzen, grau, eckig und einförmig. Und dann wird man von den alten Häusern reden, und man möchte sie wieder herbeizaubern.

WASSER ÜBERALL UND KEIN WASSER

Windhoek – Das überschwemmte Ai-Ais leidet unter Wassernot, unter Trinkwassernot. Das Trinkwasser für die schwer arbeitende Mannschaft von Ai-Ais muss mit Tankwagen herangeschafft werden. Die Wasserleitung wurde bei der Überschwemmung außer Betrieb gesetzt. Ai-Ais ist jetzt schutzlos den Fluten des Fischflusses ausgesetzt. Bei der letzten großen Überschwemmung am Wochenende hat der Fischfluß die Schutzmauer überspült, von innen ausgehöhlt und weggerissen. Die Schutzmauer steht nicht mehr, und das Wasser des Fischflusses hat den unteren Teil des Touristenlagers überschwemmt. Bei dem gestrigen Anschwellen des Fischflusses erreichte das Wasser jedoch nicht die höher liegenden Gebäude. Im Augenblick scheint keine Gefahr für die Gebäude zu bestehen.

OBST- UND GEMÜSEKRISE FÜR WINDHOEK?

Windhoek – „Für zwei Tage habe ich noch Gemüse und Obst; Kartoffeln reichen noch für eine Woche. Dann kann ich Windhoek nicht mehr beliefern." Dies teilte der AZ am Dienstag ein Großhändler in der Gemüse- und Obstbranche mit.

Schuld daran ist der Regen der vergangenen Woche. An den Eisenbahnunterspülungen im Süden Iiegt es, dass Güter nur noch in sehr beschränkter Zahl in die Mitte und den Norden des Landes gelangen. „Wenn der Schaden nicht sofort behoben wird, wird Windhoek eine Zeitlang ohne Gemüse und Obst auskommen müssen." Doch scheint eine solche Krise nicht zu drohen, denn gestern Abend um 21.00 Uhr waren Eisenbahnbrücke und beschädigte Schienen bei der Station Wasser repariert, eine Leistung der Eisenbahningenieure, die ein Sprecher außerordentlich nannte. Damit läuft der Zugverkehr zwischen Südafrika und Südwest wieder normal. Obwohl die Züge langsam fahren – der Sand ist nämlich weich, und man möchte Entgleisungen verhindern –, werden Gemüse- und Obstlieferungen jetzt rechtzeitig in Windhoek eintreffen.

BUNDESDEUTSCHE HILFE FÜR BOTSWANA

Bonn – Die bundesdeutsche Regierung hat Botswana eine weitere Entwicklungshilfe in Höhe von etwa 825 000 Rand (3 Millionen DM) angeboten. Das Geld ist für die Vollendung der Verbindungsstraße zwischen den nördlichen und südlichen Teilen des Landes mit Anschluss an die Straße nach Sambia gedacht. Dies gab ein Sprecher des Ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit in Bonn bekannt. Dabei wurde mitgeteilt, dass Bonn bereits 10 Millionen DM (2,5 Millionen Rand) und technische Hilfe für den Bau der Straße zwischen Botswana und Sambia zur Verfügung gestellt hat. Das jüngste bundesdeutsche Angebot erfolgte während des Besuchs des Vizepräsidenten und Finanzministers von Botswana Dr Quet Masire in Bonn.

STREIKPOSTEN LEGEN UNI-BETRIEB LAHM

Frankfurt – Der seit drei Tagen andauernde Studienboykott an der Frankfurter Universität hat sich am 23. Januar weiter verschärft: Streikposten legten den Lehrbetrieb in den Fachbereichen Gesellschaftswissenschaften, Erziehungswissenschaften, Psychologie und Religion völlig lahm. Zu Zwischenfällen kam es dabei nicht. Die arbeitswilligen Studenten verzichteten auf eine Konfrontation mit den Streikposten. Die meisten Professoren der vier betroffenen Fachbereiche waren erst gar nicht zu den Vorlesungen gekommen.

Mit dem Boykott des Lehrbetriebs an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität wollen etwa 3 000 von 31 000 Studierende vor allem gegen den vom Präsidenten der Hochschule, Prof. Erhard Kantzenbach (SPD), verfügten Vorlesungsstopp im Grundstudium Wirtschaftswissenschaften protestieren. Kantzenbach hatte sich zu dem Vorlesungsstopp veranlasst gesehen, nachdem mehrere Vorlesungen des Wirtschaftswissenschaftlers Prof. Wolfram Engels selbst unter Polizeischutz gestört worden waren.

Tausende von Studenten hatten am 22. Januar an den beiden hessischen Universitäten Frankfurt und Gießen eine große Zahl von Vorlesungen bestreikt. Damit spitzte sich die seit der vergangenen Woche kritische Lage zu, in die der hessische Regierungschef Albert Osswald mit scharfen Worten eingriff. In Gießen trat rund die Hälfte der 12 500 Studenten in einen „Warnstreik" gegen einen Erlass des Kultusministers über die Bewertung von Seminararbeiten.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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