Vor 50 Jahren
1974-04-05
ZWEIERLEI MASS AUCH FÜR SÜDAFRIKA
Windhoek – Zu einer heftigen Kontroverse ist es zwischen Edmund Lafrenz Holdings (Pty) Ltd. und der Stadtverwaltung über das Lafrenz-Entwicklungsprojekt auf der ehemaligen Farm Nubuamis nördlich von Windhoek gekommen. Mittelbar ist davon auch die Administration betroffen. In einem Stadium des seit Mitte vorigen Jahres schwelenden Streites wurde auch das für städtische Angelegenheiten zuständige Mitglied der Exekutive, Advokat E. van Zijl, eingeschaltet. Eine befriedigende Lösung der Angelegenheit steht noch aus. Praktisch geht es um das Messen mit zweierlei Maßstäben. Lafrenz fühlt sich im Vergleich zu der Entwicklungsgesellschaft und werde der Nictus Gruppe „von der Stadtverwaltung diskriminiert und ausgebeutet". In seinem jüngsten Schreiben – einem von vielen – an die Stadtverwaltung führt Lafrenz gewisse Praktiken des Stadtrates an, die – im Vergleich zu der Behandlung von Werda – „höchst unmoralisch erscheinen".
Die Inspiration zu der Entwicklung der Farm Nubuamis kam von keinem Geringeren als dem ehemaligen Administrator von Südwestafrika J. G. H. van der Wath. Van der Wath war zweifellos der entwicklungsfreudigste und entwicklungs-freundlichste Administrator, den Südwestafrika je in seiner Geschichte hatte. Schließlich war van der Wath als Vizeminister für südwestafrikanische Angelegenheiten zuvor Pate bei der Durchführung des Odendaalplanes.
Edmund Lafrenz griff damals mutig das Entwicklungsprojekt an. Er kaufte das Farmland, das inzwischen zum Stadtgebiet gehört, und entwickelte den ersten Abschnitt – ein Industriegelände – mit Energie und in einer außerordentlich kurzen Zeit. Das Entwicklungsprogramm wäre noch schneller vonstattengegangen, wenn nicht noch bis zu einem Stadium der Planung, bei dem es keine Umkehr mehr gab, administrative Hürden aufgebaut worden wären.
BARKLAYS BANK BLEIBT IN SÜDAFRIKA
London – Barclays Bank ist entschlossen, in Südafrika – also auch in Südwestafrika – zu bleiben, obwohl ein starker Druck auf die Bank ausgeübt wurde, sich aus der Republik zurückziehen. Der Beschluss wurde am Donnerstag auf der Jahreshauptversammlung der Bank in London vom Vorsitzenden Anthony Tuke bekanntgegeben, der beinahe eine Stunde lang Fragen von Minderheitsaktionären zu beantworten hatte. Manche dieser Kleinaktionäre hatten ein Minimum von Aktien erworben, damit sie an der Jahreshauptversammlung teilnehmen konnten.
Tuke sagte den Fragestellern, dass der Aufsichtsrat die Frage des Verbleibens in Südafrika geprüft habe und nach Konsultationen verschiedener Gruppen in der Republik, darunter auch mit schwarzen Führern, zum Schluss gekommen sei, dass die Bank mehr zur Entwicklung und zum Fortschritt der Schwarzen beitragen könne, wenn sie bleibe, als wenn sie sich zurückzöge.
FLUGZEUGKATASTROPHE IN BOTSWANA
Johannesburg – Flugkapitän William Norman Strike (54) und der erste Offizier John Ernest Nightingale (42) aus Francistown in Botswana gehören zu den 77 Todesopfern des Absturzes einer Passagiermaschine vom Typ Skymaster kurz nach dem Start vom Flugplatz in Francistown. Bordingenieur Herman Jacobus Redelinghuys (51) hat den Absturz ohne schwere Verletzungen überlebt.
BEISETZUNG DES PRÄSIDENTEN POMPIDOU
Paris – Im Gegensatz zum pompösen Staatsbegräbnis, das seinerzeit für General de Gaulle veranstaltet wurde, vollzog sich die Beisetzung des verstorbenen Präsidenten Georges Pompidou entsprechend seinem schon früher geäußerten Wunsch in aller Stille auf einem kleinen Friedhof im Dorf Orvilliers bei Paris. Pompidou besaß in Orvilliers ein Landhaus, in das er sich oft zurückzog. Am Begräbnis nahmen nur seine Frau Claude, sein Sohn Alain und einige weitere nahe Verwandte teil. Nicht einmal der Bürgermeister des Dorfes durfte anwesend sein. Die Polizei hatte das 270 Einwohner zählende Dorf hermetisch abgeschlossen, und vor allem wurde Fotografen und Reportern der Zugang untersagt. Einige, die sich in Scheunen und unter dem Heu versteckt hatten, wurden herausgeholt und vor das Dorf gebracht, von wo aus sie die von zwei katholischen Priestern geleitete Begräbniszeremonie mit Ferngläsern betrachteten. Obwohl Pompidou den Wunsch geäußert hatte, man möge keine Blumen und Kranze aufs Grab legen wurden doch einige Blumen gebracht. Der Präsident wünschte sich nur einen einfachen Grabstein, auf dem bloß der Name, das Geburtsdatum und der Todestag steht.
Vor der Beisetzung in Orvilliers fand eine kurze Trauerfeier in der Kirche Saint-Louis-en-Ile in Papis statt. Pompidou starb in seiner Privatwohnung am Quai de Bethune, der in der Kirchengemeinde von Saint Louis liegt. Der in die Trikolore eingehüllte Sarg wurde vor das Denkmal des Heiligen Ludwig gestellt, Frankreichs Kreuzfahrer-König. An der Feierlichkeit nahmen nur die Familienmitglieder, einige Minister und nahe Mitarbeiter teil wie Ministerpräsident Pierre Messmer, Finanzminister Valery Giscard d'Estaing, Außenminister Michel Jobert und andere. Nach der Messe wurde der Sarg über den Weg geführt, den Pompidou jeweils benützte, wenn er nach dem 50 Kilometer entfernten Orvilliers fuhr. Niemand wusste davon, und Passanten waren überrascht, als die Wagen vorbeifuhren.
SÜDAFRIKA IST SELBSTVERSORGEND
Pretoria – Während Südafrika die freundliche Zusammenarbeit wohlgesonnener Regierungen hinsichtlich der Versorgung mit Waffen zu schätzen weiß, müsste er jedoch klarmachen, dass die Republik nicht um RüstungsmateriaI betteln müsse, sagte Verteidigungsminister P. W. Botha am Donnerstag in Pretoria. Er wolle vor der Spekulation warnen, die nur die in die Feinde der Feinde der Republik spielen könne und unnötige Konfusion verursache.
Die Republik, so der Minister, sei in dem Kampf gegen den Terrorismus in ihrer Waffenversorgung von niemandem abhängig. In dieser Beziehung sei das Land selbstversorgend. Große Fortschritte seien in der Rüstungsindustrie im Falle eines konventionellen Angriffs gemacht worden.
Selbstverständlich wisse die Republik auch, dass sie sich nicht gegen die gesamte Welt rüsten könne. Das sei auf keinen Fall ihre Absicht. Die strategische Lage Südafrikas und sein potentieller Beitrag in der freien Welt wurden in verantwortlichen militärischen Kreisen anerkannt.
Windhoek – Zu einer heftigen Kontroverse ist es zwischen Edmund Lafrenz Holdings (Pty) Ltd. und der Stadtverwaltung über das Lafrenz-Entwicklungsprojekt auf der ehemaligen Farm Nubuamis nördlich von Windhoek gekommen. Mittelbar ist davon auch die Administration betroffen. In einem Stadium des seit Mitte vorigen Jahres schwelenden Streites wurde auch das für städtische Angelegenheiten zuständige Mitglied der Exekutive, Advokat E. van Zijl, eingeschaltet. Eine befriedigende Lösung der Angelegenheit steht noch aus. Praktisch geht es um das Messen mit zweierlei Maßstäben. Lafrenz fühlt sich im Vergleich zu der Entwicklungsgesellschaft und werde der Nictus Gruppe „von der Stadtverwaltung diskriminiert und ausgebeutet". In seinem jüngsten Schreiben – einem von vielen – an die Stadtverwaltung führt Lafrenz gewisse Praktiken des Stadtrates an, die – im Vergleich zu der Behandlung von Werda – „höchst unmoralisch erscheinen".
Die Inspiration zu der Entwicklung der Farm Nubuamis kam von keinem Geringeren als dem ehemaligen Administrator von Südwestafrika J. G. H. van der Wath. Van der Wath war zweifellos der entwicklungsfreudigste und entwicklungs-freundlichste Administrator, den Südwestafrika je in seiner Geschichte hatte. Schließlich war van der Wath als Vizeminister für südwestafrikanische Angelegenheiten zuvor Pate bei der Durchführung des Odendaalplanes.
Edmund Lafrenz griff damals mutig das Entwicklungsprojekt an. Er kaufte das Farmland, das inzwischen zum Stadtgebiet gehört, und entwickelte den ersten Abschnitt – ein Industriegelände – mit Energie und in einer außerordentlich kurzen Zeit. Das Entwicklungsprogramm wäre noch schneller vonstattengegangen, wenn nicht noch bis zu einem Stadium der Planung, bei dem es keine Umkehr mehr gab, administrative Hürden aufgebaut worden wären.
BARKLAYS BANK BLEIBT IN SÜDAFRIKA
London – Barclays Bank ist entschlossen, in Südafrika – also auch in Südwestafrika – zu bleiben, obwohl ein starker Druck auf die Bank ausgeübt wurde, sich aus der Republik zurückziehen. Der Beschluss wurde am Donnerstag auf der Jahreshauptversammlung der Bank in London vom Vorsitzenden Anthony Tuke bekanntgegeben, der beinahe eine Stunde lang Fragen von Minderheitsaktionären zu beantworten hatte. Manche dieser Kleinaktionäre hatten ein Minimum von Aktien erworben, damit sie an der Jahreshauptversammlung teilnehmen konnten.
Tuke sagte den Fragestellern, dass der Aufsichtsrat die Frage des Verbleibens in Südafrika geprüft habe und nach Konsultationen verschiedener Gruppen in der Republik, darunter auch mit schwarzen Führern, zum Schluss gekommen sei, dass die Bank mehr zur Entwicklung und zum Fortschritt der Schwarzen beitragen könne, wenn sie bleibe, als wenn sie sich zurückzöge.
FLUGZEUGKATASTROPHE IN BOTSWANA
Johannesburg – Flugkapitän William Norman Strike (54) und der erste Offizier John Ernest Nightingale (42) aus Francistown in Botswana gehören zu den 77 Todesopfern des Absturzes einer Passagiermaschine vom Typ Skymaster kurz nach dem Start vom Flugplatz in Francistown. Bordingenieur Herman Jacobus Redelinghuys (51) hat den Absturz ohne schwere Verletzungen überlebt.
BEISETZUNG DES PRÄSIDENTEN POMPIDOU
Paris – Im Gegensatz zum pompösen Staatsbegräbnis, das seinerzeit für General de Gaulle veranstaltet wurde, vollzog sich die Beisetzung des verstorbenen Präsidenten Georges Pompidou entsprechend seinem schon früher geäußerten Wunsch in aller Stille auf einem kleinen Friedhof im Dorf Orvilliers bei Paris. Pompidou besaß in Orvilliers ein Landhaus, in das er sich oft zurückzog. Am Begräbnis nahmen nur seine Frau Claude, sein Sohn Alain und einige weitere nahe Verwandte teil. Nicht einmal der Bürgermeister des Dorfes durfte anwesend sein. Die Polizei hatte das 270 Einwohner zählende Dorf hermetisch abgeschlossen, und vor allem wurde Fotografen und Reportern der Zugang untersagt. Einige, die sich in Scheunen und unter dem Heu versteckt hatten, wurden herausgeholt und vor das Dorf gebracht, von wo aus sie die von zwei katholischen Priestern geleitete Begräbniszeremonie mit Ferngläsern betrachteten. Obwohl Pompidou den Wunsch geäußert hatte, man möge keine Blumen und Kranze aufs Grab legen wurden doch einige Blumen gebracht. Der Präsident wünschte sich nur einen einfachen Grabstein, auf dem bloß der Name, das Geburtsdatum und der Todestag steht.
Vor der Beisetzung in Orvilliers fand eine kurze Trauerfeier in der Kirche Saint-Louis-en-Ile in Papis statt. Pompidou starb in seiner Privatwohnung am Quai de Bethune, der in der Kirchengemeinde von Saint Louis liegt. Der in die Trikolore eingehüllte Sarg wurde vor das Denkmal des Heiligen Ludwig gestellt, Frankreichs Kreuzfahrer-König. An der Feierlichkeit nahmen nur die Familienmitglieder, einige Minister und nahe Mitarbeiter teil wie Ministerpräsident Pierre Messmer, Finanzminister Valery Giscard d'Estaing, Außenminister Michel Jobert und andere. Nach der Messe wurde der Sarg über den Weg geführt, den Pompidou jeweils benützte, wenn er nach dem 50 Kilometer entfernten Orvilliers fuhr. Niemand wusste davon, und Passanten waren überrascht, als die Wagen vorbeifuhren.
SÜDAFRIKA IST SELBSTVERSORGEND
Pretoria – Während Südafrika die freundliche Zusammenarbeit wohlgesonnener Regierungen hinsichtlich der Versorgung mit Waffen zu schätzen weiß, müsste er jedoch klarmachen, dass die Republik nicht um RüstungsmateriaI betteln müsse, sagte Verteidigungsminister P. W. Botha am Donnerstag in Pretoria. Er wolle vor der Spekulation warnen, die nur die in die Feinde der Feinde der Republik spielen könne und unnötige Konfusion verursache.
Die Republik, so der Minister, sei in dem Kampf gegen den Terrorismus in ihrer Waffenversorgung von niemandem abhängig. In dieser Beziehung sei das Land selbstversorgend. Große Fortschritte seien in der Rüstungsindustrie im Falle eines konventionellen Angriffs gemacht worden.
Selbstverständlich wisse die Republik auch, dass sie sich nicht gegen die gesamte Welt rüsten könne. Das sei auf keinen Fall ihre Absicht. Die strategische Lage Südafrikas und sein potentieller Beitrag in der freien Welt wurden in verantwortlichen militärischen Kreisen anerkannt.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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