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Vor 50 Jahren
Vor 50 Jahren

Vor 50 Jahren

1974-07-22
Ronja Lyhs
LETZTE MELDUNG

Windhoek – In dem Prozess gegen die Führer der SWAPO-Jugendliga, Ezriel Taaipopi und Joseph Kashea, der heue Vormittag nach wiederholter Vertagung fortgesetzt wurde, kam die Verteidigung zu Wort. Die Verteidigung hatte zwecks gründlicherer Vorbereitung ihre Argumentation mehrfach die Vertagung beantragt. Der Präsident des südwestafrikanischen Obergerichts hatte den Anträgen entsprochen.

INTERNATIONALE ATTACKE GEFORDERT

London – Südafrika sei stärker als je zuvor, und dies in erster Linie wegen der fortgesetzten und zunehmenden internationalen Investitionen in der Republik. Dies erklärte John Ennals, Vorsitzender der Antiapartheidsbewegung in England und Bruder des britischen stellvertretenden Außenministers David Ennals, vor der UNO-Kommission für Menschenrechte während ihrer Tagung in London. Er fordert eine internationale Attacke auf die südafrikanische Wirtschaft, organisiert von den Vereinten Nationen und unterstützt von der EWG. Die wirtschaftliche Stärke, so meinte er, könne Südafrika in die Lage versetzen, den Rest von Afrika wirtschaftlich, politisch und schließlich militärisch zu bedrohen. „Die Situation ist so ernst, dass die gesamte Autorität der Vereinten Nationen in die Waagschale geworfen werden muss, um eine Rückwärtsentwicklung des gegenwärtigen Trends sicherzustellen, der nicht nur die Apartheid stärkt, sondern die Zahl der Menschen erhöht, die davon profitieren." Insbesondere die EWG müsse hierbei eine wichtige Rolle spielen.

DER ZWEITE STERN

Windhoek – Das Continental Hotel in Windhoek ist das erste Hotel in Südwestafrika, das bei der Graduierung „befördert" wurde. Es war bisher ein Ein-Stern-Hotel und hat bei der jüngsten Graduierung den zweiten Stern bekommen. Mehrere andere Hotels in Südwestafrika haben ebenfalls den Ansprüchen für die Graduierung der Administration genügt. Eine entsprechende Verlautbarung der Administration wird morgen erwartet.

SAA FLIEGT ÜBER LIBREVILLE

Johannesburg – Alle SAA-Flüge nach Athen sind eingestellt worden. Alle übrigen Luftfahrtgesellschaften fliegen Athen ebenfalls nicht mehr an. Infolge der Krise auf Zypern ist die ganze Region als Gefahrenzone erklärt worden.

SAA wird nun folgende Route fliegen: Johannesburg – Libreville – Rom – Luxemburg. Luxemburg wird jetzt der Endpunkt aller früheren Athen-Flüge sein.

Es ist das erste Mal, dass SAA seit dem Flugverbot über Afrika wieder in Libreville landen kann. Bis jetzt mussten alle SAA-Flüge rund um den Westen Afrikas ausgeführt werden, meistens mit Luanda als erstem Landungsplatz. Von der SAA war bisher nicht zu erfahren, wann die Regierung in Gabun ihren Standpunkt geändert und sich entschlossen hat, sich nicht länger an die Entscheidung der OAE zu halten.

WAFFENSTILLSTAND IM „WOCHENEND-KRIEG“

New York/Athen/Ankara – Der „Wochenend-Krieg" auf Zypern scheint zu Ende zu sein. Die Türkei und Griechenland haben die Aufforderung des Sicherheitsrates zur Einstellung des Feuers angenommen. Der Waffenstillstand soll heute Nachmittag um 16 Uhr südafrikanischer Zeit (die gleiche wie im östlichen Mittelmeer) in Kraft treten.

Im amerikanischen Außenministerium wird erklärt, die Annahme des Waffenstillstandes sei das Ergebnis intensiver diplomatischer Verhandlungen. Außenminister Dr. Henry Kissinger wandte sich an die Außenminister in London, Paris und Bonn, und jeder sandte gemeinsam vereinbarte Noten an die Regierungen in Athen und Ankara. Die erste Ankündigung der Annahme des Waffenstillstandes erfolgte durch den früheren amerikanischen Botschafter auf Zypern und Mitarbeiter Kissingers, Robert McCloskey. An den Bemühungen um einen Waffenstillstand war besonders der amerika-nische Unterstaatssekretar (stellvertretender Außenminister) Joseph Sisco beteiligt, der im „Kissinger-Stil" zwischen Athen und Ankara hin- und herflog, ohne allerdings zuerst erfolgreich zu sein. Die Resolution des Sicherheitsrates and die Noten der Westmächte scheinen jedoch in Athen und Ankara ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben.

FRANCO DANKTE AB

Madrid – Der 81-jährige spanische Staatspräsident General Francisco Franco hat Prinz Juan Carlos von Bourbon zum vorläufigen Staatspräsidenten ernannt. Juan Carlos ist der 36-jährige Enkel des letzten spanischen Königs Alfons XIII. Obwohl die Übergabe der Macht nur provisorisch ist, solange sich General Franco im Krankenhaus befindet, dürfte der Prinz später zum König von Spanien ausgerufen werden. Der Zustand des an Venenentzündung erkrankten Franco verschlimmerte sich am Freitag, als er Blut brechen musste, weshalb er sich zur Übergabe der Macht an den Prinzen entschloss. Der Zustand Francos hat sich nach dem neuesten ärztlichen Bulletin wieder etwas gebessert, und die Ärzte haben auf eine Operation verzichtet. Francos Frau Dona Carmen Polo de Franco und sein Schwiegersohn, der Herzchirurg Dr. Christobal Martinez-Bordiu, befinden sich mit Prinz Juan Carlos im Krankenhaus.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-14

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