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Vor 50 Jahren
Vor 50 Jahren

Vor 50 Jahren

1971-12-14
ES GEHT AUCH OHNE OVAMBOS

Windhoek – Der Streik der etwa 6 000 Ovamboarbeiter in Windhoek geht weiter. Heute Vormittag sprachen Mitglieder der Ovamboexekutive zu den Streikenden. Es wird jedoch nicht damit gerechnet, dass damit eine Sinneswandlung der streikenden Ovambos erreicht wird. Ein großer Teil der Ovambos, die nicht im Lager in Katutura untergebracht sind, arbeitet noch. Einige der Ovambos, die nicht im Lager in Katutura wohnen, haben sich „sicherheitshalber” abgesetzt und sind nach Owambo gefahren. Der Streik hat die öffentlichen Dienste und das Wirtschaftsleben fast unbeeinflusst gelassen. In kürzester Frist hat sich eine Art Widerstandsgeist entwickelt, den man am besten mit den Worten umschreiben kann: Wir wollen den Ovambos einmal zeigen, dass es notfalls auch ohne sie geht. Zahlreiche Schüler und Studenten, die jetzt Ferien machen, haben sich zur Arbeit bei staatlichen Stellen und in der Wirtschaft gemeldet.

TOKIO VERSINKT IM MEERTokio – Der japanischen Hauptstadt droht das gleiche Schicksal wie Venedig. Sie versinkt mit immer größerer Geschwindigkeit im Meer, in der letzten Zeit um einige Zentimeter im Jahr: Seit Kriegsende haben einige Viertel der derzeit größten Stadt der Erde über 1,80 Meter an Höhe verloren. Das ist mehr als das Doppelte des Absinkens in den vorhergehenden fünfzig Jahren.

KURZ BERICHTETPretoria – Der südafrikanische Oberpostmeister erklärte am Montagabend, dass das Unterwasserkabel nach Europa wieder vollständig repariert sei. Alle Fernmeldeverbindungen würden wieder normal funktionieren.

Rom – Es ist im italienischen Parlament nach sechs Wahlgängen noch nicht gelungen, den neuen Präsidenten der Republik zu wählen. Bei der Wahl sind 505 Stimmen notwendig. Im Rennen liegen zwei Kandidaten vorn, der sozialistische stellvertretende Ministerpräsident Francesco de Martino (64) und der Christdemokrat, Senatspräsident Amintore Fanfani (63), von denen keiner bis jetzt das absolute Mehr erreichen konnte.

Genf – 36 Luftfahrtgesellschaften, die in der IATA, der internationalen Lufttransportvereinigung, zusammengeschlossen sind, haben beschlossen, dass die Passagierpreise im Luftverkehr über den Nordatlantik um ungefähr 30 Prozent gekürzt werden sollen. Die neuen Preise gelten ab 1. April 1972 und sollen bis zum 31. Marz 1973 in Kraft bleiben. Die Herabsetzung der Preise erfolgte hauptsachlich, um der Konkurrenz der Chartergesellschaften zu begegnen.

New York – Die Generalversammlung der UNO stimmte einer Resolution zu, worin Israel aufgefordert wird, auf die Friedensinitiative des Friedensvermittlers Dr. Gunnar Jarring einzugehen.

Warschau – Der sechste Kongress der Kommunistischen Partei hat ein neues Zentralkomitee gewählt und Parteisekretär Edward Gierek in seinem Amt bestätigt. Gierek hatte vor einem Jahr die Nachfolge Gomulkas angetreten, nachdem schwere Unruhen in Nordpolen das Leben von 45 Menschen gekostet hatten. Überraschend war, dass Staatspräsident Jozef Cyrankiewicz und Außenminister Stefan Jedrychowski nicht mehr ins Politbüro gewählt wurden. Es ist noch nicht sicher, ob der Ausschluß bedeutet, dass die beiden polnischen Staatsmänner auch von ihren Ämtern entfernt werden sollen.

San Jose (Costa Rica) – Tausende von Demonstranten zogen am Sonntag durch die Straßen der Hauptstadt, um gegen die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der Sowjetunion zu protestieren. Auf Plakaten war zu lesen „Russen geht heim” und „Costa Rica ist mehr wert als Kaffeeverkäufe”. Die Sowjetunion hatte eingewilligt, große Mengen Kaffee zu kaufen, was den Präsidenten von Costa Rica veranlaßte, als erste mittelamerikanische Republik seit 20 Jahren den diplomatischen Verkehr mit der Sowjetunion aufzunehmen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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