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Alle Augen sind auf Einwanderungsminister Alex Hawke gerichtet. Der wird voraussichtlich morgen eine Entscheidung in der Einwanderungsaffäre Novak Djokovic treffen. Dann steht fest, ob der Serbe bei den Australien Open antreten darf, oder umgehend das Land verlassen muss. Foto: BBC News
Alle Augen sind auf Einwanderungsminister Alex Hawke gerichtet. Der wird voraussichtlich morgen eine Entscheidung in der Einwanderungsaffäre Novak Djokovic treffen. Dann steht fest, ob der Serbe bei den Australien Open antreten darf, oder umgehend das Land verlassen muss. Foto: BBC News

#aznamnews – Das Warten auf Minister Hawke

Djokovic-Start weiter in der Schwebe – Jetz auch unter spanischerBeobachtung
Von L. Reinefeld und C. Frentzen, dpa Melbourne
Und wieder ein Tag, an dem keine Entscheidung fällt. Alle Augen sind auf Australiens Einwanderungsminister gerichtet, doch der schweigt. Und so weiß Novak Djokovic, auf wen er zum Auftakt der Australien Open trifft - aber weiter nicht, ob er überhaupt dabei sein darf.

Von L. Reinefeld und C. Frentzen, dpa

Melbourne

Für einen kurzen Moment sah es so aus, als stünde die Entscheidung im Fall Novak Djokovic unmittelbar bevor. Aus dem Nichts verschoben die Macher der Australian Open heute die für 15.00 Uhr Ortszeit angesetzte Auslosung für das erste Grand-Slam-Turnier der Tennis-Saison. Bedeutete das etwa, dass Einwanderungsminister Alex Hawke eine Entscheidung getroffen hatte? Muss Djokovic das Land doch noch verlassen? Etwa eine Stunde und eine Pressekonferenz von Regierungschef Scott Morrison ohne Neuigkeiten in der Causa später fand die Auslosung doch statt - mit dem Weltranglisten-Ersten, dem für die erste Runde sein serbischer Landsmann Miomir Kecmanovic zugelost wurde.

Aber ob es diese Partie jemals geben wird, ist nach wie vor ungewiss. Allein Einwanderungsminister Hawke hat es in der Hand, ob Djokovic ab Montag um seinen zehnten Australian-Open-Titel kämpfen darf, oder ob ihm das Visum erneut entzogen wird und er Australien doch noch verlassen muss. Doch Hawke zögert weiter, auch am dritten Tag nach Djokovics Erfolg vor Gericht hat er sich noch nicht zu dem Fall geäußert, der die ganze Tennis-Welt, Australien und Serbien derzeit mehr als alles andere beschäftigt.

Regierungschef Morrison wollte seinem Minister nicht vorgreifen und verweigerte einen Kommentar zu dem Thema. „Das sind persönliche ministerielle Vollmachten, von denen Minister Hawke Gebrauch machen kann, und ich werde das zum jetzigen Zeitpunkt nicht weiter kommentieren“, sagte Morrison in Canberra. Nach einem Bericht der Zeitung „The Age“ soll die Entscheidung nun frühestens morgen fallen. Das Blatt berief sich dabei auf Regierungskreise.

Am Mittwoch war bekannt geworden, dass neue Informationen der Anwälte des 34 Jahre alten Djokovic den Zeitrahmen für die Entscheidung Hawkes verschoben hatten. Nach dem Fiasko für die Regierung im ersten Gerichtsverfahren, als Djokovic das Visum wegen eines Formfehlers wieder ausgehändigt werden musste, will der Minister offenbar dieses Mal eine Entscheidung treffen, die den ganz sicher zu erwartenden Einsprüchen der Djokovic-Anwälte für den Fall einer erneuten Ausweisung standhält.

Der Druck auf Hawke ist groß. Von vielen Seiten. Die Stimmung in Australien ist - mit Ausnahme der serbischen Community - klar gegen Djokovic. Viele Australier haben in den inzwischen fast zwei Jahren Pandemie viele Entbehrungen erlebt. Keine Stadt der Welt war zusammengenommen so lange im Lockdown wie Melbourne. Selbst viele Australier aus dem Ausland durften lange nicht einreisen, verpassten Hochzeiten, Beerdigungen und sonstige Familienzusammenkünfte.

Das Verständnis für eine medizinische Ausnahmegenehmigung für einen ungeimpft Tennis spielenden Multi-Millionär ist daher gering. Zumal es rund um die Genehmigung des Visums von Djokovic nach wie vor viele Fragen gibt. Die Erklärung des Serben bei Instagram am Mittwoch, in der er einige wenige Fehler einräumte, die Schuld dafür aber meist bei anderen suchte, war nicht der von ihm erhoffte Befreiungsschlag.

Djokovic im Focus Spanischer Behörden

Im Gegenteil. Inzwischen haben anscheinend auch die spanischen Behörden ein Auge auf Djokovics Aufenthalt in Marbella kurz vor dem Abflug nach Australien geworfen. Alles deute darauf hin, dass Djokovic kurz vor Silvester illegal in das EU-Land eingereist sei, wie der gewöhnlich gut informierte Radiosender Cadena Cope und auch andere spanische Medien berichteten. Bei seiner Einreise habe er weder einen Impfnachweis vorgelegt noch die für ungeimpfte Serben in Spanien zwingend vorgeschriebene Sondergenehmigung beantragt, hieß es unter Berufung auf das spanische Außenministerium in Madrid. Die Regierung in Madrid habe die Polizei mit der Einleitung einer Untersuchung beauftragt.

Für die australische Regierung ist der Fall Djokovic auch vor dem Hintergrund brisant, dass der Bundesstaat Victoria, in dem die Australian Open stattfinden, immens hohe Infektionszahlen zu verzeichnen hat. Am Donnerstag wurden mehr als 37 000 neue Fälle binnen 24 Stunden registriert. Dazu kamen 25 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19, und 953 Menschen wurden in Krankenhäuser aufgenommen. Wegen der steigenden Corona-Zahlen hat die Regionalregierung in Melbourne angekündigt, die Zuschauerzahl bei dem ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres auf 50 Prozent der Kapazität zu begrenzen.

Vielleicht spielt Hawke aber auch einfach nur auf Zeit. Desto näher der Beginn der Australian Open an diesem Montag rückt, desto weniger Zeit hätten die Anwälte von Djokovic, gegen eine erneute Ausweisung vor Gericht Berufung einzulegen. Die Tageszeitung „The Age“ schrieb heute zwar, die Djokovic-Seite hoffe für den Fall einer negativen Entscheidung durch Hawke am Freitag darauf, das Gericht könnte sich dann am Wochenende mit dem Fall beschäftigten. Doch sicher ist das nicht.

Und so lange keine Klarheit herrscht, bereitet sich Djokovic weiter normal auf den Turnierstart vor. Für Freitag kündigten die Macher um Turnierboss Craig Tiley, der Djokovic unbedingt dabei haben will, eine Trainingseinheit des Weltranglisten-Ersten für 14.45 Uhr an. Ob diese auch stattfindet? Das kann nur Minister Hawke beantworten.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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