„Hundealter“ Overath wird 80: "Sterbe eher im Büro als im Bett“
Er war Weltmeister, ist eine Kölner Fußball-Ikone mit kleinen Schrammen und erfolgreicher Bauunternehmer: Wolfgang Overath wird 80 und ist fit. Doch er beschäftigt sich auch mit dem Unausweichlichen.
Von Holger Schmidt, dpa
Siegburg
Am Freitag ist für Wolfgang Overath „ein relativ schlimmer Tag“. Nein, ein Grund zum Feiern ist sein 80. Geburtstag für den Fußball-Weltmeister von 1974 nicht. Gegen das physische Alter hat sich der durchaus eitle und geistig wie körperlich bewundernswert fitte Rheinländer bestmöglich zur Wehr gesetzt. Er spielt immer noch wöchentlich Fußball und arbeitet erfolgreich als Bauunternehmer. Aber die Zahl 80 lässt sich nun mal nicht wegdiskutieren.
„Wenn wir als Kinder hörten, dass einer 80 ist, haben wir gesagt: Der ist doch schon fast tot“, sagt er der Deutschen Presse-Agentur: „Und nun bin ich selbst so alt und es rückt immer näher.“ Overath beschäftigt sich mit dem Tod, und er spricht auch offen darüber. „Schließlich bin ich hundealt und gehe auf die 100 zu“, sagt er lachend: „Wenn es morgen oder übermorgen zu Ende geht - und das kommt ja immer näher auf mich zu - dann kann ich sagen: Ich habe so ein wunderbares Leben gehabt, dass es schöner nicht geht. Und jeden Abend bevor ich schlafen gehe, danke ich dem da oben dafür.“ Sein einziger Wunsch zum Geburtstag sei deshalb: „Gesund bleiben. Wenigstens noch für eine gewisse Zeit.“
Am Ehrentag nicht ereichbar
Aber feiern wird er seinen Ehrentag nicht. Er wird nicht mal erreichbar sein für all die vielen Menschen, die ihn über seine drei Telefone im Büro tagtäglich anrufen. „Den 50. habe ich gefeiert“, erinnert er sich: „Mit 500 Leuten im Phantasialand. Franz Beckenbauer, Günter Netzer, Uwe Seeler, Fritz Walter - alle waren da. Ich habe zwei Stunden nur Hände geschüttelt. Mit 60 bin ich dann abgehauen, mit 70 auch. Und mit 80 haue ich sicher auch ab.“ Mit Ehefrau Karin, mit der er seit 57 Jahren verheiratet ist, und seinen drei Kindern will er ein paar Tage weg.
Es ist schon besonders, dass er dann nicht arbeiten wird. „Ich arbeite nicht“, korrigiert er die Formulierung: „Ich bin jeden Tag im Büro. Nicht mehr morgens um sieben oder acht, aber jeden Tag. Und ich habe Spaß daran und empfinde es nicht als Arbeit. Ohne meinen Job könnte ich nicht leben. Ich sterbe eher im Büro als im Bett.“ Im gerade erschienenen Buch „Alleine kannst du nicht gewinnen“, das er zusammen mit WDR-Moderator Sven Pistor verfasst hat, sagte er, sein fester Glaube mache „den Übergang vom Leben in den Tod einfacher“.
In dem Buch spricht er auch über seine Kindheit als jüngstes von acht Kindern in armen Verhältnissen. „Ich weiß, woher ich komme. Wie schwer es meine Eltern hatten, die ich über alles geliebt habe“, sagt er. Nun lebe er seit vielen Jahren „auf der Sonnenseite“. Das sei zweifellos Glück, „aber es nur mit Glück zu begründen, wäre einfach. So viel Glück kann ja keiner haben. Ein bisschen habe ich also wohl auch dazu beigetragen.“
Drei Weltmeisterschaften miterlebt
Und einiges will er auch zurückgeben in Form seiner eigenen Stiftung. Knapp drei Millionen Euro hat er dafür in rund 25 Jahren gesammelt. Aus sportlicher Sicht ist er stolz darauf, „dass ich bei drei Weltmeisterschaften dabei war, als Einziger alle Spiele gemacht habe und Erster, Zweiter und Dritter wurde“. Dass er seinen geliebten 1. FC Köln dabei nie verlassen hat, hat ihn zur Vereins-Ikone gemacht. Die zum Ende der siebenjährigen Amtszeit als Club-Chef Kratzer hinterlassen hat. Nach seinem Rücktritt 2011 war Overath gekränkt, ging jahrelang nicht mehr ins Stadion.
Heute ist er wieder regelmäßig dabei. Doch als die Fans Mitte September eine Choreo zum 100. Geburtstag des Stadions enthüllten, waren darauf neben Vereinsgründer Franz Kremer, dem 54er-Weltmeister Hans Schäfer, dem 78er-Double-Held Heinz Flohe und dem 2014er-Weltmeister Lukas Podolski auch der frühere Torschützenkönig Dieter Müller und der im Sommer zurückgetretene Jonas Hector abgebildet. Overath fehlte.
Besonders im deutschen Fußball ist seine Freundschaft zu Netzer, die einer großen Rivalität entsprang. Denn die beiden waren die überragenden deutschen Spielmacher der 70er-Jahre. „Wir telefonieren alle zwei, drei Wochen“, erzählt Overath: „Wir mussten immer gegeneinander - und nur gegen den einen anderen - um eine Position kämpfen. Dass das Verhältnis unbeschadet geblieben und sogar noch enger geworden ist, gibt es nicht so oft.“
Netzer schrieb in einem offenen Brief an Overath im „Kölner Stadt-Anzeiger“, das klinge natürlich „wie ein Widerspruch. Das wäre er vielleicht, wenn diese Rivalität blind gemacht hätte für die charakterlichen Qualitäten des anderen“. Ihre Freundschaft hätte aber auch „unser Kampf um die eine Position des Zehners der Nationalmannschaft nicht erschüttern“ können. Und für ihn stehe fest: „Du warst der wahrlich bessere Nationalspieler.“
Siegburg
Am Freitag ist für Wolfgang Overath „ein relativ schlimmer Tag“. Nein, ein Grund zum Feiern ist sein 80. Geburtstag für den Fußball-Weltmeister von 1974 nicht. Gegen das physische Alter hat sich der durchaus eitle und geistig wie körperlich bewundernswert fitte Rheinländer bestmöglich zur Wehr gesetzt. Er spielt immer noch wöchentlich Fußball und arbeitet erfolgreich als Bauunternehmer. Aber die Zahl 80 lässt sich nun mal nicht wegdiskutieren.
„Wenn wir als Kinder hörten, dass einer 80 ist, haben wir gesagt: Der ist doch schon fast tot“, sagt er der Deutschen Presse-Agentur: „Und nun bin ich selbst so alt und es rückt immer näher.“ Overath beschäftigt sich mit dem Tod, und er spricht auch offen darüber. „Schließlich bin ich hundealt und gehe auf die 100 zu“, sagt er lachend: „Wenn es morgen oder übermorgen zu Ende geht - und das kommt ja immer näher auf mich zu - dann kann ich sagen: Ich habe so ein wunderbares Leben gehabt, dass es schöner nicht geht. Und jeden Abend bevor ich schlafen gehe, danke ich dem da oben dafür.“ Sein einziger Wunsch zum Geburtstag sei deshalb: „Gesund bleiben. Wenigstens noch für eine gewisse Zeit.“
Am Ehrentag nicht ereichbar
Aber feiern wird er seinen Ehrentag nicht. Er wird nicht mal erreichbar sein für all die vielen Menschen, die ihn über seine drei Telefone im Büro tagtäglich anrufen. „Den 50. habe ich gefeiert“, erinnert er sich: „Mit 500 Leuten im Phantasialand. Franz Beckenbauer, Günter Netzer, Uwe Seeler, Fritz Walter - alle waren da. Ich habe zwei Stunden nur Hände geschüttelt. Mit 60 bin ich dann abgehauen, mit 70 auch. Und mit 80 haue ich sicher auch ab.“ Mit Ehefrau Karin, mit der er seit 57 Jahren verheiratet ist, und seinen drei Kindern will er ein paar Tage weg.
Es ist schon besonders, dass er dann nicht arbeiten wird. „Ich arbeite nicht“, korrigiert er die Formulierung: „Ich bin jeden Tag im Büro. Nicht mehr morgens um sieben oder acht, aber jeden Tag. Und ich habe Spaß daran und empfinde es nicht als Arbeit. Ohne meinen Job könnte ich nicht leben. Ich sterbe eher im Büro als im Bett.“ Im gerade erschienenen Buch „Alleine kannst du nicht gewinnen“, das er zusammen mit WDR-Moderator Sven Pistor verfasst hat, sagte er, sein fester Glaube mache „den Übergang vom Leben in den Tod einfacher“.
In dem Buch spricht er auch über seine Kindheit als jüngstes von acht Kindern in armen Verhältnissen. „Ich weiß, woher ich komme. Wie schwer es meine Eltern hatten, die ich über alles geliebt habe“, sagt er. Nun lebe er seit vielen Jahren „auf der Sonnenseite“. Das sei zweifellos Glück, „aber es nur mit Glück zu begründen, wäre einfach. So viel Glück kann ja keiner haben. Ein bisschen habe ich also wohl auch dazu beigetragen.“
Drei Weltmeisterschaften miterlebt
Und einiges will er auch zurückgeben in Form seiner eigenen Stiftung. Knapp drei Millionen Euro hat er dafür in rund 25 Jahren gesammelt. Aus sportlicher Sicht ist er stolz darauf, „dass ich bei drei Weltmeisterschaften dabei war, als Einziger alle Spiele gemacht habe und Erster, Zweiter und Dritter wurde“. Dass er seinen geliebten 1. FC Köln dabei nie verlassen hat, hat ihn zur Vereins-Ikone gemacht. Die zum Ende der siebenjährigen Amtszeit als Club-Chef Kratzer hinterlassen hat. Nach seinem Rücktritt 2011 war Overath gekränkt, ging jahrelang nicht mehr ins Stadion.
Heute ist er wieder regelmäßig dabei. Doch als die Fans Mitte September eine Choreo zum 100. Geburtstag des Stadions enthüllten, waren darauf neben Vereinsgründer Franz Kremer, dem 54er-Weltmeister Hans Schäfer, dem 78er-Double-Held Heinz Flohe und dem 2014er-Weltmeister Lukas Podolski auch der frühere Torschützenkönig Dieter Müller und der im Sommer zurückgetretene Jonas Hector abgebildet. Overath fehlte.
Besonders im deutschen Fußball ist seine Freundschaft zu Netzer, die einer großen Rivalität entsprang. Denn die beiden waren die überragenden deutschen Spielmacher der 70er-Jahre. „Wir telefonieren alle zwei, drei Wochen“, erzählt Overath: „Wir mussten immer gegeneinander - und nur gegen den einen anderen - um eine Position kämpfen. Dass das Verhältnis unbeschadet geblieben und sogar noch enger geworden ist, gibt es nicht so oft.“
Netzer schrieb in einem offenen Brief an Overath im „Kölner Stadt-Anzeiger“, das klinge natürlich „wie ein Widerspruch. Das wäre er vielleicht, wenn diese Rivalität blind gemacht hätte für die charakterlichen Qualitäten des anderen“. Ihre Freundschaft hätte aber auch „unser Kampf um die eine Position des Zehners der Nationalmannschaft nicht erschüttern“ können. Und für ihn stehe fest: „Du warst der wahrlich bessere Nationalspieler.“
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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